Nun wurden die letzten liebevollen Worte gesprochen, die letzten Tränen geweint, die letzten Umarmungen vollzogen. Der Vater hob das Messer, um seinen Sohn zu töten. Da wurde sein Arm plötzlich zurückgehalten. Ein Engel Gottes rief dem Patriarchen vom Himmel zu: »Abraham! Abraham!« Schnell antwortete er: »Hier bin ich!« Erneut hörte er die Stimme: »Halt ein! Tu dem Jungen nichts zuleide! Jetzt weiß ich, dass du Gott gehorchst. Du warst bereit, mir sogar deinen einzigen Sohn zu opfern.” (1. Mose 22,11.12 GNB) »Abraham erhob seine Augen und sah, und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp an seinen Hörnern festgehalten.” Rasch brachte er das neue Opfer herbei und opferte es »an seines Sohnes statt«. In seiner Freude und Dankbarkeit gab Abraham dem heiligen Ort einen neuen Namen: Jahwe- Jireh, d.h.: »der Herr wird ersehen” (1. Mose 22,13.14 Elb.). WAB 135.2
Auf dem Berg Morija erneuerte Gott seinen Bund mit Abraham und bekräftigte mit einem feierlichen Eid den Segen, den er Abraham und allen zukünftigen Generationen seiner Nachkommen zugesagt hatte: »Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr: Weil du solches getan hast und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont, will ich dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen; und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.” (1. Mose 22,16-18) WAB 135.3
Abrahams große Glaubenstat ist ein leuchtendes Vorbild. Sie hat den Weg der Diener Gottes in allen folgenden Jahrhunderten erleuchtet. Abraham suchte nicht nach Entschuldigungen, um Gottes Willen nicht ausführen zu müssen. Während des dreitägigen Hinwegs hatte er genügend Zeit, um Argumente zu finden oder an Gott zu zweifeln, wenn er zum Zweifeln geneigt hätte. Er hätte zum Schluss kommen können, dass man ihn nach der Opferung seines Sohnes als Mörder ansehen würde, als einen zweiten Kain. Man würde dann gewiss seine religiösen Lehren verachten und verwerfen. Somit würde er seine Fähigkeit verlieren, seinen Mitmenschen Gutes zu tun. Er hätte darum flehen können, aufgrund seines hohen Alters vom Gehorsam entbunden zu werden. Aber der Patriarch flüchtete sich zu keiner dieser Ausreden. Abraham war ein Mensch und besaß die gleichen Empfindungen und Neigungen wie wir. Aber er hielt sich nicht mit der Frage auf, wie Gottes Zusage nach Isaaks Opferung erfüllt werden sollte. Abraham versuchte auch nicht, sich mit seinem schmerzenden Herzen auseinanderzusetzen. Er wusste, dass alle Forderungen Gottes gerecht und richtig sind, und gehorchte dem Gebot aufs Wort. WAB 135.4
»Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden, und er wurde ein Freund Gottes genannt.« (Jakobus 2,23) Und Paulus schrieb: »Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.” (Galater 3,7) Aber Abrahams Glaube bekundete sich in seinen Taten. »Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden.” (Jakobus 2,21.22) Viele verstehen das Verhältnis von Glaube und Werken nicht. Sie sagen: Glaube nur an Christus, und du bist gerettet. Um die Einhaltung des Gesetzes brauchst du dich nicht zu kümmern. Aber echter Glaube zeigt sich im Gehorsam. Christus sagte zu den Juden, die nicht an ihn glaubten: »Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke.« (Johannes 8,39) Und über den Glaubensvater sagte Gott: Dass er »meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz« (1. Mose 26,5). Der Apostel Jakobus schrieb: »So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.” (Jakobus 2,17) Johannes, der die Liebe so nachdrücklich betont hat, sagt uns: »Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten.” (1. Johannes 5,3) WAB 136.1