Die folgenden Jahrhunderte wurden Zeugen einer ständigen Zunahme des Irrtums in den von Rom verabschiedeten Lehren. Schon vor dem Aufkommen des Papsttums hatte man den Aussagen heidnischer Philosophen viel Aufmerksamkeit geschenkt, welche dadurch einen beachtlichen Einfluss auf die Kirche ausübten. Viele vordergründig Bekehrte hingen immer noch an den Grundsätzen ihrer heidnischen Philosophie. Sie setzten ihre Studien nicht nur fort, sondern drängten sie auch anderen auf, um dadurch Einfluss unter den Heiden zu gewinnen. So gelangten gravierende Irrtümer in den christlichen Glauben. Herausragend war darunter der Glaube an eine natürliche Unsterblichkeit des Menschen und sein Bewusstsein im Tod. Auf der Grundlage dieser Lehre führte Rom die Anrufung der Heiligen und die Verehrung der Jungfrau Maria10Siehe Glossar »Marienverehrung«, S. 666. ein. Daraus erwuchs auch die Irrlehre von einer ewigen Höllenqual für diejenigen, die letztlich keine Reue zeigen. Schon früh wurde dies alles in den Glauben der Papstkirche aufgenommen. VSL 56.2
Damit war der Weg für die Einführung einer weiteren Erfindung des Heidentums bereit, die Rom das Fegefeuer11Siehe Glossar »Fegefeuer«, S. 657. nannte. Es wurde dazu benutzt, um der einfältigen und abergläubischen Masse Furcht und Schrecken einzujagen. Diese Irrlehre behauptet, dass es einen Ort der Qual gebe, an dem Seelen, die keine ewige Verdammung verdienen, die Strafen für ihre Sünden erleiden, bis sie von ihrer Unreinheit befreit seien und freien Zugang zum Himmel hätten. VSL 57.1
Eine weitere Zusatzlehre wurde notwendig, um Rom zu ermöglichen, von der Furcht und den Lastern seiner Anhänger zu profitieren. Dies gelang mit der Ablasslehre. 12Siehe Glossar »Ablass«, S. 651. Ein vollständiger Erlass für begangene, gegenwärtige und zukünftige Sündenstrafen und eine Befreiung von allen Qualen wurde denen zugesichert, die sich an den Kriegen des Pontifex zur Erweiterung seiner weltlichen Herrschaft beteiligten, seine Feinde bestraften oder diejenigen ausrotteten, die es wagten, seine geistliche Oberherrschaft abzulehnen. Ferner wurde das Volk darüber informiert, dass man sich durch Geldzahlungen an die Kirche von Sünden freikaufen und auch die Seelen seiner verstorbenen Freunde von den peinigenden Flammen des Fegefeuers erlösen könne. Auf solche Weise füllte Rom seine Schatztruhe und bewahrte den Prunk, den Luxus und die Lasterhaftigkeit des angeblichen Vertreters Christi, der keinen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte. VSL 57.2
Das biblische Abendmahl wurde durch die Messe, 13Siehe Glossar »Messopfer«, S. 668. ein götzendienerisches Opfer, ersetzt. Päpstliche Priester gaben vor, durch eine geheimnisvolle Zeremonie einfaches Brot und einfachen Wein in den wirklichen Leib und in wirkliches Blut Christi verwandeln zu können. (WRP, VII, 3, 26) Mit dieser geradezu gotteslästerlichen Anmaßung beanspruchten sie öffentlich die Macht, Gott, den Schöpfer aller Dinge, immer wieder neu »zu schaffen«. Unter Androhung der Todesstrafe verlangte man von den Christen, sich zu dieser schrecklichen, den Himmel beleidigenden Häresie zu bekennen. Scharenweise wurden solche, die sich weigerten, dem Flammentod übergeben. VSL 57.3