Im 13. Jahrhundert wurde die schrecklichste aller Einrichtungen des Papsttums eingeführt: die Inquisition. 14Siehe Glossar »Inquisition«, S. 661. Der Fürst der Finsternis arbeitete mit den Würdenträgern der päpstlichen Hierarchie zusammen. Bei ihren heimlichen Beratungen kontrollierte Satan mit seinen Engeln die Gedanken von bösen Menschen, während unerkannt unter ihnen ein Engel Gottes stand. Er zeichnete den schrecklichen Bericht ihrer boshaften Beschlüsse und die Geschichte ihrer Taten auf, die zu abscheulich waren, als dass sie vor menschliche Augen kommen sollten. »Das große Babylon” war »betrunken von dem Blut der Heiligen« (Offenbarung 17,6). Millionen von verstümmelten Märtyrern schrien zu Gott um Vergeltung gegen diese abtrünnige Macht. VSL 57.4
Das Papsttum war zum Gewaltherrscher über die ganze Welt geworden. Könige und Kaiser beugten sich den Verordnungen des römischen Pontifex. Das Schicksal der Menschen in Zeit und Ewigkeit schien in seinen Händen zu liegen. Jahrhundertelang wurden die Lehren Roms umfassend und blind befolgt, seine Bräuche beachtet und seine Festtage von allen gefeiert. Sein Klerus wurde verehrt und großzügig unterstützt. Zu keiner Zeit hatte die römische Kirche größere Würde, Herrlichkeit oder Macht. VSL 58.1
Aber »der Höhepunkt des Papsttums war der Tiefpunkt der Welt« (WHP, I, 4). Die Heilige Schrift war nicht nur dem Volk, sondern auch den Priestern nahezu unbekannt. Wie die Pharisäer in alter Zeit hassten die päpstlichen Würdenträger das Licht, das ihre Sünden aufdecken würde. Nachdem Gottes Gesetz, die Regel der Gerechtigkeit, beiseite getan war, übten sie unbegrenzte Macht aus und gingen völlig hemmungslos dem Laster nach. Betrug, Habsucht und Verschwendung waren an der Tagesordnung. Die Menschen schreckten vor keiner Gewalttat zurück, wenn sie dadurch Reichtum oder Ansehen gewinnen konnten. Die Paläste der Päpste und Prälaten waren Schauplatz wüstester Ausschweifungen. Einige der herrschenden Päpste machten sich solch abscheulicher Verbrechen schuldig, dass sich weltliche Herrscher um ihre Absetzung bemühten. Sie hatten sich so niederträchtig gebärdet, dass sie nicht länger geduldet werden konnten. Jahrhundertelang machte Europa auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Künste und der Zivilisation keine Fortschritte. Das Christentum war sittlich und geistlich gelähmt. VSL 58.2
Der Zustand der Welt unter der Herrschaft Roms zeigte eine furchtbare und genaue Erfüllung der Worte des Propheten Hosea: »Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist. Denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum will ich dich auch verwerfen. ... Du vergisst das Gesetz deines Gottes; darum will auch ich deine Kinder vergessen.« (Hosea 4,6) »Es ist keine Treue, keine Liebe, keine Erkenntnis Gottes im Lande; sondern Gotteslästern, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen hat überhand genommen, und eine Blutschuld kommt nach der andern.” (Hosea 4,1.2) Das waren die Folgen, die sich aus der Beseitigung des Wortes Gottes ergaben. VSL 58.3