Nadab und Abihu, die Söhne Aarons, die als Priester in einem heiligen Amt dienten, tranken reichlich Wein und gingen danach in die Stiftshütte, um wie gewöhnlich ihren Dienst zu tun. Die Priester mußten zum Verbrennen des Weihrauchs das Feuer verwenden, das der Herr selbst entzündet hatte. Es brannte Tag und Nacht und wurde nie gelöscht. TH 45.2
Gott hatte für jedes Detail dieses Dienstes konkrete Anweisungen gegeben, damit dieser heilige Gottesdienst im Einklang mit seinem heiligen Wesen stand. Jede Abweichung von den ausdrücklichen Anordnungen, die seinen heiligen Dienst betrafen, wurde mit dem Tod bestraft. Er wollte kein Opfer annehmen, das nicht mit dem von ihm selbst entzündeten Feuer verbrannt wurde, denn dieses Feuer symbolisierte die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, die allein durch Jesus Christus möglich war. TH 45.3
Das heilige Feuer, mit dem der Weihrauch angezündet werden sollte, wurde stets am Brennen gehalten. Und während das Volk Gottes draußen ernsthaft betete, sollte der mit dem heiligen Feuer entzündete Weihrauch zu Gott aufsteigen und sich mit den Gebeten der Gläubigen vermischen. Dieser Weihrauch symbolisierte die Mittlertätigkeit Christi. Aarons Söhne nahmen aber gewöhnliches Feuer, das Gott nicht akzeptierte, und beleidigten den ewigen Gott, indem sie dieses fremde Feuer vor ihn brachten. Gott vernichtete sie durch Feuer, weil sie seine ausdrücklichen Anweisungen mißachtet hatten. Was sie taten, entsprach dem Opfer Kains: Es repräsentierte nicht den von Gott gesandten Erlöser. TH 45.4
Wären die Söhne Aarons bei klarem Verstand gewesen, dann hätten sie den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem heiligen Feuer bemerkt. Weil sie aber ihren Gelüsten nachgegeben hatten, war ihre Urteilsfähigkeit beeinträchtigt und ihr Verstand benebelt — sie konnten nicht mehr richtig unterscheiden. Dabei wußten sie genau, wie heilig dieser symbolische Opferdienst war und daß eine feierliche Verantwortung auf ihnen lag, wenn sie sich zum Dienst in Gottes Nähe begaben. TH 46.1
Manche wenden jetzt vielleicht ein: Wie konnten Aarons Söhne zur Rechenschaft gezogen werden, da sie doch durch den Alkohol nicht mehr zurechnungsfähig waren und deshalb gewöhnliches Feuer nicht von heiligem unterscheiden konnten? TH 46.2
In dem Augenblick, in dem sie den Becher an die Lippen hoben, übernahmen sie die Verantwortung für alles, was sie unter Alkoholeinfluß taten. Sie gaben ihren unrechten Gelüsten nach und bezahlten dafür mit ihrem Leben. Gott hatte ausdrücklich verboten, Wein zu trinken, weil er den Verstand beeinträchtigt. TH 46.3
“Der Herr aber redete mit Aaron und sprach: Du und deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke Getränke trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle eure Nachkommen. Ihr sollt unterscheiden, was heilig und unheilig, was unrein und rein ist, und Israel lehren alle Ordnungen, die der Herr ihnen durch Mose verkündet hat.” ... TH 46.4
Hier finden wir eine sehr deutliche Anweisung Gottes, und er begründet das Verbot des Weintrinkens auch: ihre Fähigkeit zur Unterscheidung und zur Kritik sollte erhalten bleiben, damit sie richtig urteilen konnten und immer in der Lage waren, zwischen rein und unrein zu unterscheiden. Und noch ein sehr wichtiger Grund für den Verzicht auf alle Rauschmittel wird genannt: Nur mit einem vollkommen klaren Verstand konnten alle Gebote und Regeln Gottes recht ausgelegt werden. TH 46.5
Der Genuß von Nahrungsmitteln oder Getränken, die die geistigen Kräfte beeinträchtigen, ist in den Augen Gottes eine schlimme Sünde. Das trifft besonders auf Menschen zu, die im heiligen Dienst für Gott stehen und zu jeder Zeit ein Vorbild sein sollten, um andere richtig zu unterweisen ... TH 47.1
Prediger wagen es, mit verunreinigten Lippen Gottes heiliges Wort zu verkündigen. Sie meinen, Gott würde ihre sündige Lasterhaftigkeit nicht bemerken. Da die Strafe für eine böse Tat nicht immer sofort erfolgt, nehmen sich die Menschen vor, mit dem Bösen weiterzumachen. Doch Gott wird kein Opfer aus den Händen derer entgegennehmen, die sich selbst verunreinigen und mit ihrem Gottesdienst gleichzeitig den “Weihrauch” des Tabaks und des Alkoholdunstes darbringen, denn er hat auch das Opfer der Söhne Aarons nicht angenommen, da sie den Weihrauch mit fremdem Feuer entzündeten. TH 47.2
Gott hat sich nicht verändert. Er nimmt es heute mit seinen Forderungen noch ebenso genau wie zur Zeit Moses. Doch in den heutigen Gotteshäusern wird mit den Lobliedern, Gebeten und Predigten von der Kanzel nicht nur “fremdes Feuer” dargebracht, sondern eine offensichtliche Verunreinigung. Anstatt seine Wahrheit zu verkündigen, sprechen seine Gesalbten manchmal unter dem Einfluß von Tabak und Brandy, und das ist wirklich “fremdes Feuer”. TH 47.3
Da wird den Menschen biblische Wahrheit und Heiligkeit gepredigt, es wird zu Gott gebetet, und das alles ist mit Tabakdunst vermischt. Solcher “Weihrauch” gefällt Satan natürlich gut. Das ist eine schreckliche Verführung! Welch eine Beleidigung Gottes! Denn er ist heilig und wohnt in einem Licht, dem sich niemand nähern kann. TH 47.4
Wären die Verstandeskräfte in gesunder Verfassung, dann könnten bekennende Christen erkennen, wie inkonsequent ein solcher Gottesdienst ist. Doch sie sind, ähnlich wie Nadab und Abihu, so unempfindlich geworden, daß sie nicht mehr Heiliges vom Gewöhnlichen unterscheiden können. Heilige und göttliche Dinge werden auf dieselbe Ebene herabgezogen, wie ihr tabakgeschwängerter Atem, ihr betäubtes Gehirn und ihre verunreinigte Seele, die durch die Nachgiebigkeit gegenüber dem Appetit und der Triebhaftigkeit schmutzig wurde. TH 47.5
Angebliche Christen essen und trinken hemmungslos, rauchen und kauen Tabak und werden zu Fressern und Säufern, die nur daran denken, ihre Lust zu befriedigen, und gleichzeitig reden sie davon, daß man überwinden muß, wie Christus überwand! Redemption; or the Temptation of Christ in the Wilderness 82. TH 48.1
Wie sieht es aus mit unseren Gesetzgebern und den Männern an unseren Gerichtshöfen? Wenn es nötig ist, daß Menschen in heiligem Dienst einen klaren Kopf behalten und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, sollte es dann nicht ebenso wichtig sein, daß Menschen, die die Gesetze unseres großen Landes machen und durchsetzen, bei klarem Verstand sind? TH 48.2
Wie sieht es mit den Richtern und Juristen aus, in deren Händen das Geschick von Menschenleben liegt und die entscheiden, ob Unschuldige verurteilt oder Verbrecher auf die Gesellschaft losgelassen werden? Sollten nicht auch sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein? Sind sie ausgeglichen und beherrscht in ihrem Lebensstil? Wenn nicht, dann sind sie untauglich für derart verantwortungsvolle Positionen. TH 48.3
Durch einen fehlgeleiteten Appetit werden die geistigen Kräfte beeinträchtigt und es entsteht die Gefahr, daß solche Männer dann ungerecht richten und regieren. Ist der Gebrauch von Betäubungsmitteln heute etwa weniger gefährlich als damals, als Gott allen Dienern im heiligen Amt Beschränkungen auferlegte? Christian Temperance and Bible Hygiene 19. TH 48.4
Menschen, die Gesetze erlassen, wodurch ein Volk gelenkt und geführt werden kann, sollten sich mehr als alle anderen den höheren Gesetzen unterordnen, die die Grundlage aller Herrschaft in Völkern und Familien sind. Wie wichtig ist es, daß Männer und Frauen, die Regierungsgewalt ausüben, selbst spüren, daß sie unter der Herrschaft eines Höheren stehen! Sie werden das allerdings nie empfinden, wenn ihr Denken durch den Genuß von Rauschmitteln geschwächt ist. TH 48.5
Alle, die heute mit Gesetzgebung und der Durchsetzung von Gesetzen befaßt sind, sollten im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sein. Durch Mäßigkeit in allen Dingen können sie sich die klare Unterscheidung zwischen Heiligem und Gewöhnlichem erhalten und über die notwendige Weisheit verfügen, um mit jener Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit zu handeln, die Gott schon damals seinem Volk Israel eindringlich ans Herz gelegt hat ... TH 49.1
Viele, die in die höchsten öffentlichen Vertrauensstellungen aufrücken konnten, widersprechen dem durch ihr Verhalten. Sie dienen sich selbst und sind in der Regel sehr großzügig im Konsum von Rauschmitteln, Wein und starken Getränken. Rechtsanwälte, Juristen, Senatoren, Richter und andere Männer des öffentlichen Lebens vergessen, daß man einen guten Charakter nicht im Schlaf bekommt. Sie verschwenden ihre Kräfte durch ihre sündige Nachgiebigkeit gegenüber ihren eigenen Wünschen und Trieben. Sie erniedrigen ihre hohe Stellung, um sich selbst durch ihr unmäßiges Verhalten zu verunreinigen. Da sie ihre Kräfte dem Laster verkaufen, bereiten sie dem Bösen den Weg ... TH 49.2
Unbeherrschte Menschen dürfen nicht durch das Votum des Volkes in Vertrauensstellungen gesetzt werden. Ihr Einfluß verdirbt andere, und damit ist eine gravierende Verantwortung verbunden. Während ihr Gehirn und ihre Nerven durch Tabak und andere Reizstoffe betäubt sind, erlassen sie Gesetze, die entsprechend unbrauchbar ausfallen, und sobald die Wirkung dieser Mittel nachläßt, brechen sie zusammen. TH 49.3
Oft stehen Menschenleben auf dem Spiel, denn die Männer in diesen Vertrauensstellungen treffen Entscheidungen über Leben und Freiheit oder Sklaverei und Verzweiflung. Wie nötig ist es deshalb, daß alle, die solche schwerwiegenden Verhandlungen führen, bewährte Menschen sind, Männer, die an sich arbeiten, um ehrlich und wahrhaftig, rechtschaffen und anständig zu sein, die unbestechlich sind in ihrem Urteil und ihre Überzeugung nicht von Parteilichkeit oder Vorurteilen bestimmen lassen. So spricht der Herr: “Du sollst das Recht deines Armen nicht beugen in seiner Sache. Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist. Den Unschuldigen und den, der im Recht ist, sollst du nicht töten; denn ich lasse den Schuldigen nicht Recht haben. Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.” 2.Mose 23,6-8. TH 49.4
Nur selbstbeherrschte und rechtschaffene Menschen sollten mit der Gesetzgebung beauftragt und als Vorsitzende unserer Gerichtshöfe eingesetzt werden. Der Besitz, der Ruf und sogar das Leben sind nicht mehr gesichert, wenn sie dem Urteil von Männern überlassen werden, die unmäßig und unmoralisch sind. Wie viele Unschuldige sind schon zum Tode verurteilt worden, und wie viele haben ihren irdischen Besitz verloren, nur weil Rechtsanwälte, Verteidiger, Staatsanwälte, Zeugen und sogar Richter getrunken hatten! The Signs of the Times, 11. Februar 1886. TH 50.1
Würden die Männer des öffentlichen Lebens wirklich so leben, wie Gott es will, könnten sie Vorbild sein durch hohe und heilige Grundsätze. Menschen in Vertrauensstellungen würden dann maßvoll und konsequent leben. TH 50.2
Staatsbeamte, Senatoren und Richter hätten einen klaren Kopf, ihr Urteil wäre sachlich und gerecht. Sie würden in Gottesfurcht leben und sich mehr auf seine Weisheit als auf ihre eigene verlassen. Der himmlische Lehrer würde sie befähigen, weise zu beraten, sich standhaft gegen alles Böse zu stellen und das, was richtig, gerecht und wahr ist, zu fördern. TH 50.3
Das Wort Gottes wäre ihre Richtschnur, und Unterdrückung gäbe es nicht mehr. Gesetzgeber und Behörden würden gute und gerechte Gesetze erlassen und hochhalten und stets das betonen, was auch der Herr für gerecht und richtig hält. Gott ist der Ursprung aller guten und gerechten Gesetze und Regierungen. Wer mit der Verantwortung betraut ist, Gesetze zu erlassen oder anzuwenden, ist vor Gott als Verwalter seiner Güter verantwortlich. The Review and Herald, 1. Oktober 1895. TH 50.4
Aus Stolz und Arroganz, sich leichtsinnig in Sicherheit wiegend, veranstaltete Belsazar “ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen und soff sich voll mit ihnen”. Daniel 5,1. TH 51.1
Alle Reize, über die Reiche und Mächtige verfügen, vermehrten den Glanz dieser Szene. Bezaubernd schöne Frauen weilten bei dem königlichen Festmahl unter den Gästen. Geistvolle und gebildete Männer waren anwesend. Fürsten und Staatsmänner tranken Wein wie Wasser und gaben sich seiner den Verstand raubenden Wirkung hin. Die Vernunft des Königs war durch beschämende Trunkenheit ausgeschaltet. Seine niederen Triebe und Leidenschaften begannen nun zu herrschen, und er übernahm selbst die Leitung dieser zügellosen Orgie. Propheten und Könige 367. TH 51.2
Als das Fest seinen Höhepunkt erreichte, erschien eine bleiche Hand und schrieb an die Wand des Festsaals, daß der König und sein Reich dem Untergang geweiht waren: “Mene mene tekel u-parsin” lauteten die Worte, und sie wurden von Daniel folgendermaßen erklärt: “... man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden ... Dein Königreich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben.” Und der Bericht sagt uns: “Aber in derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet.” Daniel 5,27.28.30. TH 51.3
Belsazar dachte nicht daran, daß ein unsichtbarer Wächter sein Götzenfest beobachtete. Aber was immer wir sagen oder tun, wird in den Büchern des Himmels festgehalten. Die geheimnisvollen Zeichen, die von der bleichen Hand geschrieben wurden, zeigen, daß Gott immer gegenwärtig ist und daß er durch hemmungsloses Schlemmen und Feiern entehrt wird. Vor Gott können wir nichts verbergen. Der Verantwortung vor ihm können wir uns nicht entziehen. TH 51.4
Wo immer wir sind, und was immer wir tun — wir sind ihm verantwortlich, denn wir gehören ihm, weil er uns erschaffen und erlöst hat. Manuskript 50, 1893. TH 51.5
Herodes hatte sein chaotisches Leben in vielen Bereichen geändert und neu geordnet. Doch immer noch nahm er üppige Speisen und stimulierende Getränke zu sich, und dadurch wurde sein sittliches Empfinden ebenso blockiert und geschwächt wie seine körperlichen Kräfte. TH 52.1
Diese Eß- und Trinkgewohnheiten lagen im Widerstreit mit dem ernsten Werben des Heiligen Geistes, der Herodes im Herzen berührt und sein Gewissen erweckt hatte, damit er sich von seinen Sünden abwende. Herodias kannte die Schwachstellen seines Charakters nur zu gut. Sie wußte, daß sie den Tod des Johannes nicht erwirken konnte, solange Herodes Herr seiner Sinne war. TH 52.2
So verbarg sie ihren Haß, so gut sie konnte, und wartete bis zu seinem Geburtstag. Sie wußte, daß bei diesen Festlichkeiten geschwelgt und reichlich getrunken wurde. Herodes hatte eine Vorliebe für üppiges Essen und Wein, und darin sah sie eine Möglichkeit, ihn zu überrumpeln. Sie wollte ihn dazu verführen, seiner Eßlust nachzugeben, um seine Begierden zu wecken und seinen Verstand und sein Gewissen zu betäuben. Dann würde er nicht mehr sensibel genug sein, um Tatsachen und Beweise klar einzuschätzen und richtige Entscheidungen zu treffen. TH 52.3
Sie traf kostspielige Vorbereitungen für dieses Fest und sorgte für ausschweifende Vergnügungen. Es war ihr bewußt, welchen Einfluß solche Orgien auf den Verstand und die Moral ausüben. Und sie wußte, daß Herodes nicht mehr Herr seiner Sinne sein würde und keine klaren Gedanken mehr fassen konnte, wenn er seiner Genußsucht nachgab. TH 52.4
Unmäßigkeit löst im Gemüt und im Denken eine unnatürliche Erregung aus und macht das Herz unempfindlich für das Wirken Gottes, so daß die Triebe nicht mehr von ihm gesteuert werden, sondern von dem, “was alle tun”. Solche Feste und Vergnügungen, Tanzveranstaltungen und der großzügige Konsum von Wein benebeln die Sinne, so daß man Gott nicht mehr ehrt und ernst nimmt ... TH 52.5
Während Herodes mit seinen Fürsten in der Festhalle schwelgte und trank, schickte Herodias, getrieben durch ihr verbrecherisches würdeloses Wesen, ihre Tochter in einem sehr verführerischen Gewand zu Herodes und seinen Fürsten hinein. Salome trug wenig mehr als Blumengirlanden und funkelnde Juwelen am Körper, und sie tanzte in schamloser Weise zum Vergnügen der Gäste. Sie bezauberte sie, da sie längst nicht mehr klar denken konnten. Sie ließen sich nicht mehr von Vernunft, von einem veredelten Geschmack oder einem feinen Gewissen leiten, sondern gaben sich ihren Trieben hin und fragten nicht mehr nach Anstand und Sitte. TH 52.6
Diese listige Verführung raubte Herodes und seinen Gästen den letzten Rest Vernunft und Würde. Sie waren alle betrunken. Die Musik, der Wein und dieser Tanz hatte ihnen alle Ehrfurcht und allen Respekt vor Gott genommen. Nichts schien Herodes noch heilig zu sein. Er wollte sich unbedingt aufspielen und die großen Männer seines Königreichs beeindrucken. Und so versprach er Salome — und bekräftigte dieses Versprechen durch einen Eid —, er werde ihr alles geben, was sie sich wünschte ... TH 53.1
Mit diesem für sie großartigen Versprechen lief Salome zu ihrer Mutter und wollte wissen, was sie sich wünschen sollte. Die Mutter hatte ihre Antwort schon längst parat: den Kopf Johannes des Täufers in einer Schüssel. Zuerst war Salome schockiert. Sie begriff nicht, daß ihre Mutter in ihrem Herzen schon lange heimliche Rachepläne gehegt hatte. Sie weigerte sich, eine solch unmenschliche Bitte vorzubringen, doch ihre böse Mutter bestand darauf. Noch schlimmer: sie trieb ihre Tochter zur Eile. Sie sollte ihre Bitte sofort vortragen, bevor Herodes Zeit zum Nachdenken hatte und es sich noch anders überlegen konnte. TH 53.2
Also kehrte Salome mit ihrer furchtbaren Bitte zu Herodes zurück: “Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben ...” Matthäus 14,8.9. TH 53.3
Herodes war wie vor den Kopf gestoßen. Sein ausgelassenes Lachen verstummte, und die Gäste waren entsetzt über eine solch grausame Forderung. Der Leichtsinn und die Ausschweifung dieser Nacht kostete einem der bedeutendsten Propheten das Leben. Und was bereitete den Weg für dieses schreckliche Verbrechen? Der Becher mit berauschendem Getränk! The Review and Herald, 11. März 1873. TH 53.4
Warum hörte man in dieser Gesellschaft keine Stimme, die Herodes davon entband, seinen unüberlegten Eid einzuhalten? Sie waren alle vom Wein berauscht, und ihren betäubten Sinnen war nichts mehr heilig. TH 54.1
Obwohl die Gäste des Königs eigentlich vorhatten, ihn von seinem Eid loszusprechen, waren ihre Zungen wie gelähmt. Herodes selbst stand unter dem irrtümlichen Eindruck, er müsse dieses Versprechen, das unter dem Einfluß des Alkohols gegeben worden war, unbedingt halten, andernfalls stünde sein Ruf auf dem Spiel. Der einzige Schutz der Seele, die sittlichen Grundsätze, waren blockiert. Herodes und seine Gäste waren Sklaven geworden, gefesselt von den niederen Trieben ... TH 54.2
Ihre Urteilskraft war durch die Sinnlichkeit geschwächt; ihre Vorstellung von Gerechtigkeit und Gnade verdreht. Satan nutzte diese Chance und trieb sie durch die Person der Herodias zu einer übereilten Entscheidung, die das kostbare Leben eines Propheten Gottes vernichtete. The Review and Herald, 8. April 1873. TH 54.3
Der Herr kann diese unmäßige und verdorbene Generation nicht länger dulden. In der Schrift wird an vielen Stellen ernsthaft vor dem Konsum berauschender Getränke gewarnt.1Im Original wird hier 5.Mose 29,18.19 zitiert. TH 54.4
Salomo sagt: “Der Wein macht zum Großmaul und das Bier zum Krakeeler; wer sich betrinkt, ist unvernünftig.” Sprüche 20,1 (GN). “Willst du wissen, wer ständig stöhnt und sich selbst bemitleidet? Wer immer Streit hat und sich über andere beklagt? Wer glasige Augen hat und Verletzungen, die er sich hätte ersparen können? Das sind die, die bis spät in die Nacht beim Wein sitzen und keine Gelegenheit auslassen, eine neue Mischung zu probieren. Laß dich nicht vom Wein verführen! Er funkelt so rot im Becher und gleitet so angenehm durch die Kehle, aber dann wird es dir schwindelig, als hätte dich eine giftige Schlange gebissen.” Sprüche 23,29-32 (GN). TH 54.5
Der Weinkonsum der Israeliten war eine der Ursachen, die schließlich zu ihrer Gefangenschaft führten. Durch den Propheten Amos sagte der Herr zu ihnen: TH 55.1
“Ihr Müßiggänger auf dem Berg Zion! ... Ihr meint, das Unheil sei noch fern. Aber ihr tut alles, um ein Ende mit Schrecken herbeizuführen. Ihr räkelt euch auf euren elfenbeinverzierten Polsterbetten und eßt das zarte Fleisch von Lämmern und Mastkälbern. Ihr grölt zur Harfe und bildet euch ein, ihr könntet Lieder machen wie David. Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet die kostbarsten Parfüms, aber daß euer Land in den Untergang treibt, läßt euch kalt. Deshalb sagt der Herr der ganzen Welt: Ihr müßt als erste in die Verbannung gehen, und eure Gelage nehmen ein jähes Ende.” Amos 6,1.3-7 (GN). TH 55.2
“Es steht schlimm um ein Land, wenn sein König noch jung und unerfahren ist und die Minister schon frühmorgens Festgelage halten. Aber ein Land kann sich glücklich preisen, wenn sein König fähig ist, selbst zu entscheiden, und die Minister zur rechten Zeit essen und trinken und sich dabei wie Männer benehmen, die sich beherrschen können.” Prediger 10,16.17 (GN). TH 55.3
“Ergib dich nicht dem Trunk! Wein und Bier sind nichts für Könige! Wenn sie sich betrinken, vergessen sie, was ihnen aufgetragen ist, und sorgen nicht mehr dafür, daß die Armen zu ihrem Recht kommen.” Sprüche 31,4.5 (GN). TH 55.4
Das sind eindeutige Warnungen und konkrete Anweisungen. Wer eine öffentliche Vertrauensstellung einnimmt, sollte sich davor hüten, daß ihn Wein und starke Getränke das Gesetz vergessen lassen und seine Urteilsfähigkeit beeinträchtigen ... TH 55.5
Der Gott des Himmels regiert. Er ist die alleinige Autorität über Könige und Herrscher. Der Herr gibt in seinem Wort klare Anweisungen über den Gebrauch von Wein und starkem Getränk. Er verbietet ihren Genuß und untermauert sein Verbot mit entschiedenen Warnungen und Drohungen, dies jedoch nicht aus Willkür, sondern weil er die Menschen davor bewahren möchte, die schlimmen Folgen des Wein- und Alkoholgenusses ertragen zu müssen. TH 55.6
Entwürdigung, Grausamkeit, Bosheit und Streit sind die natürlichen Auswirkungen aller Unmäßigkeit. Gott zeigt ganz deutlich, welche Folgen aus diesem Übel entstehen. Dies tut er, damit sein Gesetz nicht falsch dargestellt wird und weil er den Menschen das weitverbreitete Elend ersparen möchte, das durch die Gewinnsucht niederträchtiger Menschen entsteht, die mit Giften handeln, die den Verstand zerstören. Drunkenness and Crime 4-6. TH 55.7