Es ist nicht nötig, geistlich zu verkümmern, wenn der Verstand fortgesetzt in geistlichen Dingen geübt wird. Jedoch dafür lediglich zu beten, kann den Erfordernissen eines solchen Falles niemals gerecht werden. Du mußt Deinen Geist daran gewöhnen, sich auch auf geistliche Dinge einzustellen, denn die Gewöhnung stärkt dieses Bestreben. Viele sogenannte Christen sind auf dem besten Wege, beide Welten zu verlieren. Halb Christ und halb Weltmensch zu sein, heißt, daß Du nur zum hundertsten Teil ein Christ bist; der Rest ist weltlich. Sch1 222.1
Gott fordert ein Leben aus dem Geist. Doch Tausende rufen: “Ich weiß nicht, was mit mir ist. Mir fehlt die geistliche Kraft, und ich besitze nicht den Geist Gottes.” Die gleichen Menschen aber werden munter und gesprächig, ja sogar beredt, wenn sie von weltlichen Angelegenheiten erzählen. Hör ihnen jedoch einmal in der Versammlung zu; dort wissen sie nur ungefähr ein Dutzend Wörter mit kaum hörbarer Stimme zu sagen. Sie sind Weltmenschen geworden. Sie haben ihre weltlichen Neigungen so lange gepflegt, bis sich ihre Fähigkeiten auf diese Gebiete konzentrierten. In geistlichen Dingen aber erscheinen sie so hilflos wie Säuglinge, während man von ihnen erwartet, daß sie tüchtig und erfahren seien. Sie lieben es nicht, über das Geheimnis der Gottseligkeit nachzusinnen. Die Ausdrucksweise des Himmels ist ihnen unbekannt. Sie sind nicht vorbereitet, die himmlischen Chöre zu singen oder in die Huldigungen mit einzustimmen, die dort alle Herzen erfüllen. Sch1 222.2
Namenschristen, weltliche Christen sind mit himmlischen Dingen nicht vertraut. Sie werden niemals zu den Toren des neuen Jerusalem gebracht werden, um dort an Gottesdiensten teilzunehmen; denn auch bisher haben diese sie nicht sonderlich interessiert. Sie haben sich nicht daran gewöhnen können, an der Hingabe für Gott und an der Betrachtung göttlicher und himmlischer Dinge Gefallen zu finden. Wie sollte es dann möglich sein, daß sie sich an himmlischen Gottesdiensten beteiligen? Wie würden sie sich an geistlichen, reinen und heiligen Dingen im Himmel erfreuen können, wenn ihnen dies auf Erden keine besondere Freude bereitet? Dort herrscht wahre Reinheit. Aber dies alles ist ihnen fremd. Als sie noch ihren weltlichen Beschäftigungen nachgingen, wußten sie genau, woran sie sich zu halten hatten und was zu tun war. Durch ständige Gewohnheit nahmen die weniger wertvollen Fähigkeiten zu, während die wertvolleren, edleren Kräfte des Geistes — weil sie brachlagen — unfähig wurden, sich plötzlich auf geistliche Dinge zu besinnen. Diese geistlichen Dinge werden nicht erkannt, weil sie mit stumpfen Augen betrachtet werden, die nicht beurteilen können, um wieviel der Wert und die Herrlichkeit des Göttlichen höher einzuschätzen sind als alle Güter der Welt. Sch1 222.3
Der Geist muß erzogen und angehalten werden, die Reinheit zu schätzen. Geistliche Dinge zu lieben, sollte Ermutigung finden, ja muß Ermutigung finden, wenn Du in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen willst. Die Sehnsucht nach Güte und wahrer Frömmigkeit ist vorbildlich, sofern Du danach handelst; hältst Du Dich aber hier zurück, nützen alle Bemühungen nichts. Gute Vorsätze sind recht, doch sie bleiben nutzlos, solange sie nicht entschlossen ausgeführt werden. Viele werden verlorengehen, während sie hoffen und wünschen, Christen zu sein. Weil sie sich aber nicht ernsthaft darum bemüht haben, werden sie einst gewogen und zu leicht befunden werden. Dem menschlichen Willen muß ständig das rechte Ziel vor Augen stehen. Ich will von ganzem Herzen ein Christ sein. Ich will die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe vollkommener Liebe erkennen. Beachte das Wort Jesu: “Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.” Matthäus 5,6. Christus hat reichlich vorgesorgt, um die nach Gerechtigkeit hungernde und dürstende Seele zu sättigen. Sch1 223.1