Die Aufgabe der Gemeinde Christi besteht darin, dem Untergang Preisgegebene zu retten, ihnen die Liebe Gottes nahezubringen und sie schließlich durch die Kraft dieser Liebe für Christus zu gewinnen. Die gegenwärtige Wahrheit muß in die finstersten Winkel der Erde getragen werden; doch diese Aufgabe sollte im eigenen Heim beginnen. Es ziemt sich für Christi Nachfolger nicht, ein selbstsüchtiges Leben zu führen. Sie sollten vielmehr, vom Geiste Christi durchdrungen, in Übereinstimmung mit ihm wirken. Sch1 326.1
Die gegenwärtige Gleichgültigkeit und der Unglaube haben ihre Ursachen. Weltliche Interessen und die Sorgen des Lebens trennen die Seele von Gott. Das Lebenswasser muß sich in uns befinden, aus uns fließen und in das ewige Leben münden. Wir müssen ausführen, was Gott anordnet. Wenn sich der Christ des Lichtes des Lebens freute, müßte er doch seine Anstrengungen, andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, steigern. Opfer- und Dienstwilligkeit müßte dann sein Leben kennzeichnen. Dann gäbe es auch keine Klagen über mangelnde Freude. Sch1 326.2
Engel sind ständig am Wirken, andere Geschöpfe glücklich zu machen; darin besteht ihre Freude. Dienst an den Unglücklichen, an den in jeder Weise — an Rang und Würde — Niedrigeren, das ist die Aufgabe der reinen, sündlosen Engel in den königlichen Vorhöfen des Himmels. Diesen Dienst betrachten selbstsüchtige Herzen jedoch als demütigend. Der Geist der selbstaufopfernden Liebe Christi erfüllt den Himmel und ist das eigentliche Wesen seiner Seligkeit. Sch1 326.3
Wer keine besondere Freude empfindet, anderen Menschen zu dienen und für sie auch Opfer zu bringen, um ihnen Gutes zu erweisen, der kann nicht den Geist Christi oder den des Himmels besitzen; denn er hat keine Verbindung zu dem Wirken himmlischer Engel und kann nicht an der Seligkeit teilhaben, die göttliche Freude bietet. Christus sprach: “Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.” Lukas 15,7. Wenn sich die Engel über jeden reumütigen Sünder freuen, sollten sich dann die durch Christi Blut erretteten Sünder nicht ebenso freuen, wenn andere Menschen ihre Fehler bereuen und sich durch ihre Mitwirkung Christus zuwenden? Das harmonische Zusammenwirken mit Christus und den heiligen Engeln erfreut unser Herz, wie wir das bei keiner anderen Gelegenheit erleben können. Sch1 326.4
Allen, die daran glauben, auferlegt die Lehre vom Kreuz bedeutende Verpflichtungen. Sie müssen sich selbst verleugnen, anderen Menschen die Gotteserkenntnis nahebringen und ihre Mittel für die Ausbreitung dieses Lichtes zur Verfügung stellen. Wenn sie mit dem Himmel verbunden sind, werden sie im Einklang mit den Engeln an dem Werk teilhaben. Sch1 327.1
Das Hauptstreben weltlich gesinnter Menschen geht dahin, alle erreichbaren vergänglichen Dinge dieses Lebens zu erlangen. Eigennutz ist der herrschende Grundsatz ihres Lebens. Reinste Freude findet sich jedoch weder in Reichtümern noch dort, wo ständig Habgier nagt, sondern wo Zufriedenheit herrscht und selbstaufopfernde Liebe Grundsatz ist. Tausende führen ein zügelloses Leben, und ihr Herz ist unzufrieden. In dem vergeblichen Bemühen, sich durch allerlei Genüsse zu befriedigen, werden sie zum Opfer ihrer Selbstsucht und Unzufriedenheit. Unglückseligkeit spricht aus ihrem Antlitz, und ihr Leben gleicht einer Einöde, weil es die echte Freude segensreicher Betätigung nicht kennt. Sch1 327.2
In dem Maße, wie die Liebe Christi unser Herz erfüllt und unser Leben leitet, werden Habgier, Selbstsucht und der Hang nach Bequemlichkeit überwunden werden. Es wird uns Freude bereiten, dem Willen Christi nachzukommen, dessen Diener wir sein wollen. Unsere Freude wird dann unserem uneigennützigen Handeln entsprechen, das der Liebe Christi entspringt. Sch1 327.3
Göttliche Weisheit hat im Erlösungsplan das Gesetz von Ursache und Wirkung festgelegt, nach dem Wohltaten aller Art doppelt gesegnet werden. Wer dem Notleidenden hilft, wird ihm zum Segen, aber selbst in noch höherem Maße gesegnet werden. Gott hätte sein Ziel, die Sünder zu erlösen, ohne menschliche Hilfe erreichen können; er wußte aber, daß der Mensch ohne Anteilnahme an dem großen Werk, in dem er Selbstverleugnung und Wohltätigkeit üben kann, nicht glücklich sein würde. Sch1 327.4
Unser Erlöser schuf den Plan, den Menschen als Mitarbeiter in seinen Dienst zu nehmen, damit dieser der segensreichen Auswirkungen der Mildtätigkeit nicht verlustig gehe. Durch eine Reihe von Umständen, die sein Mitgefühl wecken sollen, schenkt er dem Menschen die beste Gelegenheit, Wohltätigkeit zu üben. Er hält ihn zu regelmäßigem Geben an, um den Notleidenden zu helfen und sein Werk zu fördern. Er schickt seine Armen als seine Stellvertreter. Eine verderbte Welt entlockt uns durch ihre Bedürfnisse erhebliche Mittel. Sie nimmt uns auch den Einfluß, ihr die Wahrheit vor Augen zu führen, die sie so dringend benötigt. Sobald wir den Anforderungen genügen, indem wir unsere Nächstenliebe beweisen, werden wir in das Ebenbild Christi verwandelt, der um unsertwillen arm wurde. Auf diese Weise machen wir andere Menschen glücklich und sammeln damit wahrhaftige Reichtümer. Sch1 327.5