Selbstsucht ist die Sünde, der am meisten gefrönt wird. Sie trennt uns von Gott und erzeugt viele verderbliche geistliche Verwirrungen. Ohne Selbstverleugnung gibt es keine Umkehr zum Herrn. Aus uns selbst können wir nichts tun. Doch wenn Gott uns Kraft gibt, vermögen wir zu leben, um anderen Menschen Gutes zu erweisen. Auf diese Weise können wir das Übel der Selbstsucht bannen. Es ist nicht notwendig, daß wir in heidnische Länder ziehen, um unser Verlangen zu zeigen, in einem nützlichen und selbstlosen Leben alles Gott zu weihen. Dies sollten wir im Familienkreis, in der Gemeinde und unter den Menschen tun, die durch gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgang mit uns verbunden sind. Gerade in den alltäglichen Lebensäußerungen muß aller Egoismus unterdrückt und überwunden werden. Paulus konnte sagen: “Ich sterbe täglich.” Das tägliche Sterben des Ichs in den kleinen Verrichtungen des Lebens macht uns zu Überwindern. In dem Verlangen, anderen Menschen Wohltaten zu erweisen, sollten wir alle selbstischen Gedanken vergessen. Leider fehlt vielen entschiedene Liebe zu anderen Menschen. Statt gewissenhaft ihre Aufgabe zu erfüllen, suchen sie lieber ihr eigenes Vergnügen. Sch1 188.1
Gott erlegt allen seinen Nachfolgern ausdrücklich die Verpflichtung auf, durch ihren Einfluß und ihre Mittel andere glücklich zu machen und von ihm die Weisheit zu erbitten, die sie befähigt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Gedanken und Empfindungen der unter ihrem Einfluß befindlichen Menschen zu heben. Wer anderen wirkliche Hilfe geleistet hat, den wird ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllen, und er wird den inneren Frieden finden, der dafür der schönste Lohn ist. Wer sich von dem edlen und großmütigen Verlangen treiben läßt, anderen Gutes zu erweisen, wird in der gewissenhaften Erledigung der mannigfachen Lebensaufgaben sein wahres Glück finden. Dies bringt mehr mit sich als nur irdischen Lohn; denn jede gewissenhafte, selbstlose Pflichterfüllung wird von den Engeln im Lebensbuch vermerkt. Im Himmel wird niemand an sich denken oder sein eigenes Vergnügen suchen, sondern jeder wird aus reiner, unverfälschter Liebe das Glück des himmlischen Daseins, das ihn umgibt, erstreben. Wenn wir an dem Leben auf der neuen Erde teilhaben wollen, müssen wir hier die Ordnungen des Himmels ausleben. Sch1 188.2
Jede Tat unseres Lebens wirkt auf andere zum Guten oder zum Bösen. Unser Einfluß führt empor oder zieht hinab; er wird wahrgenommen, man richtet sich nach ihm, und er strahlt mehr oder weniger stark in anderen wider. Wenn wir anderen Menschen durch unser Beispiel bei der Entfaltung eines aufrechten Charakters helfen, vermitteln wir ihnen auch die Kraft, Gutes zu tun. Sie üben dann ihrerseits den gleichen segensreichen Einfluß auf andere aus, wodurch Hunderte und Tausende mit unserem im Grunde genommen unbewußt ausgeübten Einfluß in Berührung kommen. Bestärken wir durch unsere Taten die üblen Züge, die die Menschen in unserer Umgebung aufweisen, haben wir teil an ihrer Sünde und werden Rechenschaft zu geben haben für das Gute, das wir zu tun versäumten, weil wir Gott nicht zu unserer Stärke, zu unserem Führer und Ratgeber erwählten. Sch1 189.1