Nicht nur die Gaben des Geistes sind mit den “Zentnern” des Gleichnisses gemeint, sondern darüber hinaus alle Fähigkeiten auf weltlichem oder geistlichem Gebiet, die wir von Natur aus mitbringen oder uns angeeignet haben. Sie alle sollen im Dienst für Christus eingesetzt werden. Sobald wir seine Jünger werden, stellen wir ihm alles zur Verfügung, was wir sind und haben. Jesus gibt uns dann unser Geschenk geläutert und veredelt zurück, damit wir es zu seiner Ehre und zum Segen unserer Mitmenschen anwenden können. BRG 267.3
Gott hat jedem Menschen Gaben gegeben “nach seiner Tüchtigkeit” und die Zentner keineswegs willkürlich verteilt. Wer im Stande ist, fünf Zentner zu nutzen, der bekommt fünf; wer zwei anlegen kann, erhält zwei. Und dem, der nur mit einem sinnvoll arbeiten kann, wird einer zugeteilt. Niemand braucht sich also zu beklagen, dass er zu wenig erhalten habe, denn Gott, der die Gaben verteilt hat, wird dadurch geehrt, dass das Anvertraute — sei es nun viel oder wenig — genutzt wird. Wer fünf Zentner zu verwalten hat, muss einmal den Ertrag von fünfen abliefern; wer nur einen hat, entsprechend weniger. Gott erwartet von jedem Menschen Leistungen “nach dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat”. 2.Korinther 8,12. BRG 268.1
Im Gleichnis “ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.” Matthäus 25,16.17. BRG 268.2
Gaben müssen genutzt werden, selbst wenn sie noch so gering sind. Es geht nicht darum, wie viel wir bekommen haben, sondern ob wir unsere Gaben richtig einsetzen. Gott und unseren Mitmenschen sind wir es schuldig, unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Wer nicht täglich dazulernt und immer nützlicher wird, der versäumt seine Lebensaufgabe. Durch unser Bekenntnis zu Christus legen wir gleichzeitig das Versprechen ab, all unsere Kräfte in seinen Dienst zu stellen. Deshalb wollen wir das, was uns an Fähigkeiten geschenkt worden ist, bis zur höchsten Stufe ausbilden, damit wir recht viel Gutes dadurch tun können. BRG 268.3
In Gottes Werk gibt es viel zu tun. Wer ihm jetzt treu und willig dient, wird in der Ewigkeit überreich belohnt werden. Der Herr wählt sich seine Mitarbeiter selbst aus und gibt ihnen jeden Tag auf andere Weise Gelegenheit, sich in der Arbeit für ihn zu bewähren. Er stellt Menschen, die nach seinem Plan fragen, in seinen Dienst — nicht, weil sie schon vollkommen wären, sondern weil sie durch die Verbindung mit ihm vollkommen werden können. BRG 268.4
Gott nimmt nur die an, die sich selbst ein hohes Ziel setzen. Deshalb ist jeder von uns verpflichtet, sein Bestes zu geben und sich um sittliche Vollkommenheit zu bemühen. Nie dürfen wir den Maßstab der Gerechtigkeit unserer ererbten oder erworbenen Neigung zur Sünde anpassen. Eins muss uns klar sein: Ein unvollkommener Charakter ist Sünde. Gott vereinigt als absolut vollkommenes Wesen alle Eigenschaften der Gerechtigkeit in sich; und jeder, der Christus als seinen persönlichen Heiland annimmt, hat das Vorrecht, diese Eigenschaften ebenfalls zu besitzen. BRG 269.1
Wer ein Mitarbeiter Gottes sein will, muss danach streben, sämtliche physischen und psychischen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Wahre Erziehung bedeutet, die leiblichen, geistigen und sittlichen Kräfte jeder Aufgabe gewachsen zu machen und den ganzen Menschen auf den Dienst für Gott vorzubereiten. Eine solche Erziehung behält ihren Wert bis ins ewige Leben. BRG 269.2
Von uns allen erwartet der Herr, dass wir immer fleißiger und leistungsfähiger werden. Christus hat uns im Voraus durch sein Blut und seine Leiden unseren Lohn dafür ausbezahlt, dass wir ihm zuverlässig und willig dienen. Er kam auf die Welt, um uns ein Beispiel dafür zu geben, wie und mit welcher Einstellung wir für ihn wirken sollen. Er möchte, dass wir die besten Arbeitsmethoden anwenden und so seinem Namen in der Welt Ehre machen. Darüber hinaus sollen wir seinem Vater unsere Liebe und Hingabe zeigen, denn “also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.” Johannes 3,16. BRG 269.3
Christus hat nicht behauptet, dass es leicht sei, an sich selbst zu arbeiten, um vollkommen zu werden. Wir alle sind weder von Natur aus fehlerlos, noch fällt uns die Vollkommenheit von selbst zu. Sie erreichen wir nur in persönlichem Bemühen durch die Gnade Christi. Gott schenkt uns Fähigkeiten und Geistesgaben; unseren Charakter prägen wir selbst, und zwar in einem harten, unnachgiebigen Kampf mit allen schlechten Veranlagungen. Gegen sie müssen viele Schlachten geschlagen werden. Wir müssen so selbstkritisch sein, dass kein einziger negativer Charakterzug bestehen bleibt. BRG 269.4
Niemand soll von sich sagen, dass er seine schwachen Seiten nicht überwinden kann. Wer so denkt, wird das ewige Leben ganz gewiss nicht erhalten. Denn es liegt doch an unserem Wollen, wenn es uns unmöglich ist. Wer nicht überwinden will, wird auch nicht überwinden können. Schwierigkeiten entstehen immer dort, wo die Verderbtheit eines ungeheiligten Herzens die Oberhand gewinnen kann und die Bereitschaft fehlt, sich Gott ganz unterzuordnen. BRG 270.1
Viele hat Gott dazu befähigt, Großes zu leisten; doch sie erreichen nur wenig, weil sie sich nicht anstrengen. Nicht wenige leben in den Tag hinein, ziellos und ohne Ehrgeiz, etwas zu erreichen. Solche Menschen werden dann auch eine Belohnung bekommen, die ihren Leistungen entspricht. BRG 270.2
Wir werden kein höheres Ziel erreichen, als wir uns gesteckt haben. Deshalb ist es das Beste, sein Ziel so hoch wie möglich anzusetzen und ihm Schritt für Schritt, selbst unter Schmerzen, Selbstverleugnung und Aufopferung, entgegenzustreben, ohne sich durch irgendetwas aufhalten zu lassen. Kein Mensch ist seinem Schicksal so hilflos ausgeliefert, dass er selbst nichts mehr tun könnte. Widrige Umstände sollten für jeden von uns ein Ansporn sein, sie zu überwinden. Wer ein Hindernis besiegt, gewinnt neue Kraft und neuen Mut, auf seinem Weg weiterzugehen. Wenn wir fest entschlossen in die richtige Richtung streben, dann helfen uns auch die äußeren Umstände, statt uns zu behindern. BRG 270.3
Zur Ehre Gottes wollen wir uns darum bemühen, jede gute Eigenschaft auszubilden. Dabei ist es wichtig, dass wir in allen Phasen unserer Entwicklung nach seinem Willen fragen, damit wir wie damals Henoch Gott gefallen können. Henoch lebte ja auch in einer Zeit des sittlichen Verfalls, und es gibt heute noch Menschen wie Henoch. BRG 270.4
Lasst uns standhaft sein wie der treue Staatsmann Daniel, der sich durch keine Versuchung vom rechten Weg abbringen ließ. Wir wollen doch den Einen nicht enttäuschen, der uns alle so sehr liebt, dass er sein Leben gab, um unsere Sünden auszulöschen. Er sagt: “Ohne mich könnt ihr nichts tun.” Johannes 15,5. Lasst uns daran denken. Selbst wenn wir gesündigt haben, können wir dadurch noch siegreich sein, dass wir unsere Fehler einsehen und aus ihnen lernen. So verwandelt man eine Niederlage in einen Sieg, zur Enttäuschung des Feindes und zur Ehre unseres Erlösers. BRG 270.5
Entsprechend dem göttlichen Ebenbild geworden zu sein, ist der einzige Reichtum, den wir aus dieser Welt in die zukünftige mitnehmen können. Wer hier in die Schule Christi gegangen ist, wird mit dem Erreichten in die himmlischen Wohnungen eingehen, um sich dort noch weiter auszubilden. Wie unendlich wichtig ist also der Charakter, den wir in diesem Leben entwickeln. BRG 271.1
Vernunftbegabte Wesen, die in der Wirklichkeit Gottes zu Hause sind, stehen allen zur Seite, die gläubig und entschlossen an sich selbst arbeiten, um jene Vollkommenheit des Charakters zu erlangen, die eine vollkommene Handlungsweise zur Folge hat. Ihnen allen verspricht Christus Hilfe und Beistand. BRG 271.2
Der menschliche Wille wird — wenn er mit dem Willen Gottes übereinstimmt — allmächtig. Denn was der Herr auch immer von uns zu tun erwartet, wird durch seine Kraft möglich. So enthält jede Aufgabe zugleich auch die Befähigung dafür. BRG 271.3