“Hebt den Stein weg!” befahl Jesus. Aber Martha, die Schwester des Verstorbenen, sagte: “Herr ... Er ist doch schon vier Tage tot!” Johannes 11,39 (Hfa). CS 245.1
Nur Christus war imstande, die Leiden der vielen Menschen zu tragen. Wenn wir betrübt werden, wird er auch betrübt. Sein Körper war nie krank, aber er trug die Krankheit der anderen mit. Siehe Jesaja 53,4. Mit großem Mitgefühl betrachtete er die Leidenden, die sich um ihn scharten. Er stöhnte innerlich auf, wenn er sah, wie sich Satans Wirken in ihrem Leid offenbarte. Jedes Bedürfnis und jeden Kummer machte er zu seiner eigenen Angelegenheit ... Die Macht der Liebe zeigt sich in allen seinen Heilungen. Er vereinte seine Interessen mit der leidenden Menschheit. CS 245.2
Christus war die Gesundheit und Kraft in Person. Wenn Kranke in seine unmittelbare Gegenwart kamen, wurde der Krankheit in jedem Fall gewehrt. Deshalb ging er nicht sofort zu Lazarus, als er gerufen wurde. Siehe Johannes 11,3.6. Er hätte dessen Leid nicht mit ansehen können, ohne ihm Erleichterung zu verschaffen. Er konnte Krankheit und Tod nicht erleben, ohne Satans Macht zu bekämpfen. Jesus ließ den Tod des Lazarus zu, damit die Juden durch seine Auferstehung den letzten und krönenden Beweis dafür bekamen, dass er wirklich der Sohn Gottes war. CS 245.3
In diesen Auseinandersetzungen mit den Mächten des Bösen standen Christus stets die dunklen Schatten dessen vor Augen, was er bald durchmachen musste. Immer stand ihm vor Augen, womit er das Lösegeld für die Menschen bezahlen sollte. Wenn er Menschen leiden sah, dachte er daran, dass er noch größere Schmerzen, mit Hohn und Spott gemischt, und die größte Demütigung ertragen musste. Als er Lazarus von den Toten auferweckte, wusste er genau, dass er den Preis für dessen Leben am Kreuz von Golgatha bezahlen musste ... Christus war stark genug, um die ganze Welt zu retten. Am Grab des Lazarus weinte er (siehe Johannes 11,35) bei dem Gedanken, dass er nicht jeden retten konnte, den Satans Macht ins Grab gebracht hatte ... Aus dem Licht seiner erhabenen Reinheit sah er deutlich, dass die Krankheiten, an denen die Menschen litten, durch die Übertretung des göttlichen Gesetzes über sie gekommen waren. Jeden Leidensfall konnte er auf seine Ursache zurückführen ... Jesus wusste, dass nur er die Menschen aus der Grube herausziehen konnte, in die sie gefallen waren. Er allein konnte ihre Füße wieder auf den rechten Weg stellen. Nur seine Vollkommenheit konnte ihrer Unvollkommenheit nützen. Er allein konnte ihre Nacktheit mit dem fleckenlosen Kleid seiner Gerechtigkeit bedecken. Siehe Offenbarung 3,18 ... CS 245.4
Er kannte die Sünde nicht aus seiner eigenen Erfahrung. Er stand als fleckenloses Lamm Gottes vor der Welt. Siehe Johannes 1,29. Doch wenn sich leidende Menschen um ihn drängten, der in der Gesundheit eines vollkommenen Mannes vor ihnen stand, war er vom Leid betrübt wie sie. Das war wichtig, damit er seine vollkommene Liebe zur Menschheit zum Ausdruck bringen konnte. Manuskript 18, 1898. CS 245.5