Mose blieb bis zu seinem 40. Lebensjahr am Hof. Oft dachte er an die erbärmlichen Lebensbedingungen seines Volkes. Er besuchte seine versklavten Brüder und ermutigte sie mit der Zusicherung, dass Gott für ihre Befreiung sorgen werde. Beim Anblick von Ungerechtigkeit und Unterdrückung kam oft Ärger in ihm hoch, und er brannte darauf, das ihnen zugefügte Unrecht zu rächen. Als er eines Tages wieder einmal draußen unterwegs war, sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug. Da rannte er hin und tötete den Ägypter. Mit Ausnahme des Israeliten gab es keinen Zeugen für die Tat. Mose vergrub den Leichnam schnell im Sand. Damit hatte er gezeigt, dass er bereit war, für die Sache seines Volkes einzutreten. Er hoffte, sie würden sich erheben, um ihre Freiheit wiederzuerlangen. Mose »meinte aber, seine Brüder sollten es verstehen, dass Gott durch seine Hand ihnen Rettung bringe; aber sie verstanden es nicht” (Apostelgeschichte 7,25). Sie waren für die Freiheit noch nicht reif. WAB 229.3
Am folgenden Tag sah Mose, wie zwei Israeliten miteinander stritten, von denen einer offensichtlich im Unrecht war. Da wies er den Schuldigen zurecht. Der aber widersetzte sich Mose und bestritt ihm das Recht, sich einzumischen, und klagte ihn niederträchtig an, ein Verbrechen begangen zu haben: »Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt?«, fragte er. »Willst du mich auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast?” (2. Mose 2,14) WAB 230.1
Die ganze Angelegenheit machte unter den Ägyptern schnell die Runde und kam in maßloser Übertreibung bald auch Pharao zu Ohren. Man stellte dem König den Vorfall als sehr schwerwiegend dar. Mose habe die Absicht, sein Volk gegen die Ägypter anzuführen, die Regierung zu stürzen und sich selbst auf den Thron zu setzen. Solange er lebe, könne es für das Königtum keine Sicherheit geben. Sofort beschloss der Monarch, dass Mose sterben müsse. Der erkannte aber die Gefahr, konnte entkommen und in Richtung Arabien fliehen. WAB 230.2
Der Herr aber lenkte seinen Weg. Bei Jitro, dem Priester und Fürsten von Midian, der auch ein Verehrer Jahwes war, fand er Unterschlupf. Später heiratete Mose eine Tochter Jitros. Er blieb 40 Jahre lang im Dienst seines Schwiegervaters und hütete dessen Herden. WAB 230.3
Als Mose den Ägypter erschlug, war er in denselben Fehler verfallen, den seine Vorfahren so oft begangen hatten: Zwar hatte ihnen Gott versprochen, sich für sie einzusetzen, doch sie nahmen das Heft selbst in die Hand. Gott wollte sein Volk nicht durch einen Krieg befreien, wie Mose dachte. Durch seine eigene Macht und Stärke sollte das geschehen, damit ihm allein der Ruhm zugeschrieben werde. WAB 230.4