Der König war empört und verdächtigte die Israeliten, einen Aufstand wegen ihrer Zwangsarbeit zu planen. Da Unzufriedenheit meistens die Folge von Müßiggang ist, wollte er dafür sorgen, dass ihnen keine Zeit für gefährliche Pläne blieb. Sofort ordnete er Maßnahmen an, um die Zügel noch straffer anzuziehen und jeglichen Drang nach Unabhängigkeit im Keim zu ersticken. Noch am selben Tag wurden Befehle ausgegeben, die die Dienstpflicht noch härter und grausamer machten. Das im ganzen Land übliche Baumaterial waren sonnengetrocknete Ziegel. Die Mauern der schönsten Gebäude wurden damit errichtet und dann mit Steinplatten verkleidet. Die Ziegeleien beschäftigten dazu eine große Anzahl Sklaven. Zu ihrer Arbeit brauchten sie riesige Mengen geschnittenes Stroh, das man mit Lehm vermischte, um das Ganze zusammenzuhalten. Nun befahl der König, ihnen kein Stroh mehr zu liefern. Die Arbeiter sollten es selbst herbeischaffen. Aber die Anzahl der hergestellten Ziegel durfte nicht verringert werden. WAB 239.2
Dieser Befehl brachte die Israeliten im ganzen Land in große Bedrängnis. Die ägyptischen Sklavenaufseher hatten ihrerseits hebräische Vorarbeiter dazu bestimmt, das Volk bei der Arbeit zu überwachen. Und diese Israeliten waren für die Arbeit derer verantwortlich, die ihnen unterstellt waren. Als nun die verschärfte Verordnung des Königs in Kraft trat, zerstreute sich das Volk Israel über das ganze Land, um an Stelle von Stroh die Stoppeln vom Feld zu sammeln. Dadurch war es ihnen aber unmöglich geworden, dasselbe Arbeitspensum zu leisten wie bisher. Für diesen Ausfall wurden die hebräischen Aufseher grausam geschlagen. WAB 239.3
Die Vorarbeiter waren der Meinung, die Härte komme von den ägyptischen Aufsehern und nicht vom König persönlich. Darum beschwerten sie sich bei ihm. Aber der Pharao wies ihren Vorwurf höhnisch zurück: »Ihr seid einfach nur faul! Deshalb sagt ihr: ›Lass uns ziehen, damit wir dem Herrn Opfer bringen können.‹« (2. Mose 5,17 NLB) Man befahl ihnen, wieder an die Arbeit zu gehen, allerdings nicht ohne zu betonen, dass ihre Auflagen in keinem Fall erleichtert würden. Auf dem Rückweg trafen sie Mose und Aaron und schrien sie an: »›Der Herr soll euch dafür strafen, dass ihr uns beim Pharao und seinem Hofstaat in Verruf gebracht habt‹, beklagten sie sich. ›Ihr habt ihnen einen Grund geliefert, uns zu töten!‹” (2. Mose 5,21 NLB) WAB 239.4
Als Mose diese Vorwürfe hörte, wurde er sehr bekümmert. Das Leid seines Volkes war inzwischen sehr viel größer geworden. Im ganzen Land erhob sich ein Verzweiflungsschrei von Jung und Alt. Alle waren sich darin einig, ihn für die unheilvolle Verschlechterung ihrer Lage verantwortlich zu machen. Voll Erbitterung wandte sich Mose an Gott und flehte ihn an: »Herr, warum tust du so übel an diesem Volk? Warum hast du mich hergesandt? Denn seitdem ich hingegangen bin zum Pharao, um mit ihm zu reden in deinem Namen, hat er das Volk noch härter geplagt, und du hast dein Volk nicht errettet.” (2. Mose 5,22.23) Er bekam zur Antwort: »Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde; denn durch eine starke Hand gezwungen, muss er sie ziehen lassen, ja er muss sie, durch eine starke Hand gezwungen, aus seinem Lande treiben.« (2. Mose 6,1) Erneut wies Gott auf den Bund hin, den er mit den Vorvätern des Volkes geschlossen hatte, und sicherte Mose zu, dass er ihn erfüllen werde. WAB 240.1