Mit wachsender Ungeduld erwartete Saul die Ankunft Samuels und schrieb die Verwirrung, die Verzweiflung und die Fahnenflucht in seinem Heer der Abwesenheit des Propheten zu. Die festgesetzte Zeit kam, aber der Mann Gottes erschien nicht sofort. Gottes Vorsehung hatte seinen Diener aufgehalten. Aber nun konnte sich Saul in seiner Unruhe und Erregung nicht länger beherrschen. Er meinte, es müsse irgendetwas geschehen, um die Angst seiner Leute zu vertreiben. Er entschloss sich, alle zum Gottesdienst zusammenzurufen und durch ein Opfer Gottes Hilfe zu erbitten. Gott hatte bestimmt, dass nur jemand, der für dieses Amt geweiht war, vor ihm Opfer darbringen durfte. Saul befahl jedoch: »Bringt mir her das Brandopfer!” (1. Samuel 13,9) Und so, wie er war, in Rüstung und mit Waffen, ging er zum Altar und opferte vor Gott. WAB 606.1
»Kaum hatte er die Opferhandlung vollzogen, traf Samuel ein. Saul ging ihm entgegen und begrüßte ihn.« (1. Samuel 13,10 NLB) Samuel sah sofort, dass Saul gegen die ihm gegebenen ausdrücklichen Anweisungen gehandelt hatte. Der Herr hatte durch seinen Propheten gesagt, dass er zu dieser Zeit kundtun werde, was Israel in dieser Krise tun sollte. Wenn Saul die Bedingungen, unter denen Gottes Hilfe verheißen war, erfüllt hätte, hätte der Herr mit den wenigen Getreuen, die beim König geblieben waren, Israel auf wunderbare Weise befreit. Aber Saul war von sich und seiner Tat so überzeugt, dass er dem Propheten begegnete wie jemand, der eher Lob als Tadel verdient hat. WAB 606.2
Samuels Gesicht verriet Sorgen und Unbehagen, aber auf seine Frage »Was hast du getan?« rechtfertigte Saul seine Anmaßung: »Ich musste mit ansehen, wie mir die Männer davonliefen, und du bist nicht zum vereinbarten Zeitpunkt erschienen, während die Philister schon in Michmas bereitstanden. Da habe ich mir gesagt: ›Die Philister wollen mich in Gilgal angreifen, und ich habe noch nicht den Herrn um Hilfe gebeten!‹ So sah ich mich gezwungen, das Brandopfer selbst darzubringen.” (1. Samuel 13,11.12 NLB) WAB 606.3
»Wie dumm von dir!«, rief Samuel zu Saul. »Du hast das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir gegeben hat, nicht befolgt. Hättest du das getan, hätte der Herr dein Königtum über Israel für immer bestehen lassen. So aber wird deine Herrschaft nicht von Dauer sein, denn der Herr hat sich einen Mann nach seinem Herzen ausgesucht. Er hat ihn bereits zum Anführer seines Volkes bestimmt ... Danach verließ Samuel Gilgal und zog weiter.” (1. Samuel 13,13-15 NLB) WAB 607.1