Saul war bei Gott in Ungnade gefallen und doch nicht bereit, sich reuevoll zu demütigen. Was ihm an echter Frömmigkeit fehlte, versuchte er durch Eifer in den religiösen Formen wettzumachen. Er wusste um Israels Niederlage, nachdem Hophni und Pinhas die Bundeslade ins Kriegslager gebracht hatten. Trotzdem befahl er, die heilige Lade und den diensthabenden Priester zu holen. Wenn es ihm gelänge, dem Volk dadurch Vertrauen einzuflößen, dann - so hoffte er - könnte er sein zerstreutes Heer wieder sammeln und gegen die Philister in den Kampf ziehen. Er wollte nun auf Samuels Anwesenheit und Unterstützung verzichten und so von dessen unerwünschten Vorwürfen und Zurechtweisungen verschont bleiben. WAB 608.1
Der Heilige Geist war Saul verliehen worden, um dessen Verstand zu erleuchten und dessen Herz zu besänftigen. Gewissenhaft hatte ihn der Prophet Gottes belehrt und getadelt. Wie groß war der Eigensinn Sauls! Die Geschichte des ersten Königs Israels bietet ein trauriges Beispiel dafür, wie stark der Einfluss früh angeeigneter schlechter Gewohnheiten sein kann. In jungen Jahren hatte Saul keine Ehrfurcht vor Gott und liebte ihn nicht. Sein ungestümer Geist war nicht frühzeitig erzogen worden, sich unterzuordnen, und neigte deshalb stets dazu, sich gegen die Autorität Gottes aufzubäumen. Wer in seiner Jugend ehrfürchtig auf den Willen Gottes achtet und die mit seiner Stellung verbundenen Pflichten treu erfüllt, wird für einen höheren Dienst im späteren Leben vorbereitet sein. Aber niemand kann die von Gott verliehenen Kräfte jahrelang ins Gegenteil verkehren und meinen, dass diese noch frisch und frei für einen völlig entgegengesetzten Weg seien. WAB 608.2