Sauls Bemühungen, das Volk zum Handeln anzuspornen, erwiesen sich als erfolglos. Seine Streitmacht war bis auf 600 Mann zusammengeschmolzen. Darum verließ er Gilgal und zog sich in die Festung Gibea zurück, die jüngst den Philistern entrissen worden war. Sie lag in einer Schlucht an der Südseite eines tiefen, wilden Tals, nur wenige Kilometer nördlich von Jerusalem. An der Nordseite dieses Tales, bei Michmas, lagerte die Streitmacht der Philister, während einzelne Scharen in verschiedenen Richtungen umherzogen und das Land plünderten. WAB 608.3
Gott hatte es zu dieser Krise kommen lassen, um Sauls Eigensinn zu bestrafen und seinem Volk eine Lehre in Demut und Glauben zu erteilen. Weil Saul durch sein vermessenes Opfer gesündigt hatte, verwehrte ihm der Herr die Ehre, die Philister zu besiegen. Jonatan, der gottesfürchtige Sohn des Königs, wurde als Werkzeug zur Befreiung Israels ausersehen. Eine göttliche Eingebung bewog ihn, seinem Waffenträger einen geheimen Angriff auf das feindliche Lager vorzuschlagen. »Vielleicht”, sagte er, »vielleicht hilft uns der Herr; denn für ihn ist es nicht schwer, den Sieg zu schenken, ganz gleich, ob nun viele oder wenige kämpfen.« (1. Samuel 14,6 NLB) WAB 608.4
Auch sein Waffenträger war ein Mann des Glaubens und des Gebets. Er unterstützte den Plan. Heimlich verließen beide das Lager, damit sich niemand ihrer Absicht widersetzen konnte. Nach dem sie innig zum Herrn ihrer Väter gebetet hatten, einigten sie sich auf ein Zeichen, das eine Bestätigung für ihr Vorhaben sein sollte. Dann stiegen sie in die Felsenschlucht hinunter, die beide Heere voneinander trennte. Schweigend schlichen sie den mühsamen, gewundenen Weg im Schatten der Felsklippen entlang, teilweise verdeckt durch die Steinhaufen und Grate im Tal. Als sie sich der Philister-Festung näherten, wurden sie für die Feinde sichtbar, die höhnisch riefen: »Seht! Die Hebräer kriechen aus ihren Löchern, in denen sie sich versteckt hielten!« Sie forderten sie auf: »Kommt herauf, wir werden euch eine Lektion erteilen!” (1. Samuel 14,11.12 NLB), was so viel hieß wie: Sie würden den beiden Israeliten ihre Dreistigkeit schon heimzahlen. Diese Aufforderung war für Jonatan und seinen Begleiter genau das Zeichen, das sie als Beweis dafür vereinbart hatten, dass der Herr ihr Unternehmen gelingen lassen wollte. Sie verschwanden nun aus dem Blickfeld der Philister und gelangten über einen geheimen, schwierigen Pfad auf eine Felsspitze, die als unzugänglich galt und darum weniger gut bewacht wurde. Auf diese Weise drangen sie in das feindliche Lager ein und erschlugen die Wachposten, die völlig überrascht und erschrocken keinen Widerstand leisteten. WAB 609.1
Engel schützten Jonatan und seinen Waffenträger. Engel kämpften an ihrer Seite, und vor ihnen fielen die Philister. Die Erde bebte, als käme eine riesige Menge von Reitern und Kriegswagen daher. Jonatan erkannte darin das Zeichen göttlicher Hilfe. Selbst die Philister wussten nun, dass Gott zur Befreiung Israels am Wirken war. Große Angst überkam das Heer in der Festung und auf dem Feld. In ihrer Verwirrung hielten sie die eigenen Leute für Feinde und fingen an, sich gegenseitig zu erschlagen. WAB 609.2
Bald war der Kampfeslärm bis ins israelitische Lager zu hören. Die Wachen des Königs meldeten, dass bei den Philistern ein großes Durcheinander herrsche und die Zahl ihrer Kämpfer immer weiter abnehme. Doch es war nicht bekannt, dass jemand vom Heer Israels das Lager verlassen hatte. Nachforschungen ergaben, dass nur Jonatan und sein Waffenträger fehlten. Als Saul aber sah, dass die Philister einen Angriff abwehren mussten, führte er sein Heer an, um am Angriff teilzunehmen. Jene Israeliten, die zum Feind übergelaufen waren, wandten sich nun gegen ihn. Viele kamen auch aus ihren Verstecken hervor. Als sich das Heer der Philister auflöste und floh, fügte Sauls Heer auch noch den Flüchtenden schwere Verluste zu. WAB 609.3