Als der König dieses schreckliche Urteil hörte, rief er aus: »Ja, ich habe gesündigt. Ich habe deine Anweisungen und den Befehl des Herrn nicht befolgt, denn ich hatte Angst vor dem Volk und tat, was es verlangte.« (1. Samuel 15,24 NLB) Erschreckt durch die Anprangerung des Propheten bekannte Saul zwar nun seine Sünde, die er zuvor hartnäckig geleugnet hatte; aber er schob weiterhin die Schuld auf das Volk und behauptete, aus Angst vor ihm gesündigt zu haben. WAB 617.4
Nicht Betrübnis über seine Sünde, sondern Angst vor ihrer Strafe trieb den König Israels zu der Bitte an Samuel: »Bitte, vergib mir meine Sünde und tritt mit mir vor den Herrn, um ihn anzubeten.« (1. Samuel 15,25 NLB) Wäre Sauls Reue echt gewesen, hätte er ein öffentliches Schuldbekenntnis abgelegt. Aber seine größte Sorge war, sein Ansehen zu bewahren und sich der Treue des Volkes zu versichern. Er wollte die Ehre der Anwesenheit Samuels dazu nutzen, den eigenen Einfluss beim Volk zu stärken. WAB 618.1
»Ich werde nicht mit dir gehen«, antwortete ihm der Prophet. »Weil du dich vom Wort des Herrn abgewandt hast, hat er sich nun auch von dir abgewandt; du wirst nicht länger König über Israel sein.” Als sich Samuel zum Gehen wandte, ergriff ihn der König aus Angst und Verzweiflung. Er »packte ihn am Mantel, dabei riss ein Stück Stoff ab.” Darauf erklärte ihm der Prophet: »So hat heute der Herr dir die Königsherrschaft über Israel entrissen, um sie einem anderen zu geben - einem, der besser ist als du.” (1. Samuel 15,26-28 NLB) WAB 618.2
Saul beunruhigte die Entfremdung von Samuel viel stärker als das Missfallen Gottes. Er wusste, dass das Volk mehr Vertrauen zum Propheten als zu ihm besaß. Sollte nun auf Gottes Befehl ein anderer zum König gesalbt werden, meinte Saul, wäre es unmöglich, die eigene Autorität aufrechtzuerhalten. Er befürchtete sogar einen sofortigen Aufstand, wenn Samuel ihn gänzlich verlassen würde. Deshalb flehte Saul den Propheten an, ihn vor den Ältesten und dem Volk zu ehren, indem er mit ihm gemeinsam öffentlich einen Gottesdienst feierte. Auf göttliche Weisung hin gab Samuel der Bitte des Königs nach, um keinen Anlass zu einem Aufstand zu geben. Aber er war nur als stummer Zeuge beim Gottesdienst anwesend. WAB 618.3
Noch galt es, Gottes Urteil zu vollstrecken, so hart und schrecklich es war. Samuel musste Gottes Ehre öffentlich verteidigen und Sauls Handlungsweise rügen. Er befahl, den König der Amalekiter vor ihn zu bringen. Von allen, die durch das Schwert Israels fielen, hatte Agag am wenigsten Erbarmen gehabt und die größte Schuld auf sich geladen. Er hatte das Volk Gottes gehasst, war auf dessen vollständige Vernichtung aus gewesen und hatte den Götzendienst am meisten gefördert. Auf Befehl des Propheten kam er und bildete sich ein, die Todesgefahr sei vorüber. Aber Samuel sagte: »›Dein Schwert hat die Kinder vieler Mütter getötet, so wird jetzt auch deine Mutter kinderlos sein.‹ Und Samuel hieb Agag in Gilgal vor dem Herrn in Stücke.” (1. Samuel 15,33 NLB) Daraufhin kehrte Samuel in sein Heim nach Rama zurück, und Saul nach Gibea. Prophet und König begegneten sich danach nur noch ein einziges Mal. WAB 618.4