Saul blieb nicht lange freundlich zu David. »Als das Heer nach dem Sieg Davids über den Philister nach Hause zurückkehrte, kamen die Frauen aus allen Städten König Saul entgegen. Sie sangen und tanzten vor Freude und spielten auf Tamburinen und Zimbeln. Sie sangen: ›Saul hat Tausende getötet, aber David Zehntausende!‹« (1. Samuel 18,6.7 NLB) Da ergriff eine dämonische Eifersucht das Herz des Königs. Er war wütend, weil David im Lied der israelitischen Frauen höher gepriesen wurde als er selbst. Statt diese Neidgefühle zu zügeln, offenbarte er seine ganze Charakterschwäche in den Worten: »Sie sagen, David habe Zehntausende getötet, und ich nur Tausende. Als Nächstes werden sie ihn zu ihrem König machen!” (1. Samuel 18,8 NLB) WAB 635.1
Ein schwerwiegender Charakterfehler von Saul war sein starkes Verlangen nach Beifall. Dieser Wesenszug hatte sein ganzes Denken und Handeln bestimmt. Alles wurde von seinem Verlangen nach Lob und Selbsterhöhung bestimmt. Seinen Maßstab für Recht und Unrecht legte er am tiefen Niveau der Volksgunst fest. Wer nur dafür lebt, Menschen zu gefallen und nicht zuerst Gottes Zustimmung sucht, steht nicht auf sicherem Grund. Saul wollte im Urteil der Menschen unbedingt der Erste sein. Als dieses Loblied erklang, setzte sich beim König die Überzeugung fest, dass sich die Herzen des Volkes nun David zuneigen würden und dass dieser an seiner Stelle regieren würde. WAB 635.2
Indem Saul der Eifersucht Raum gab, wurde seine Seele vergiftet. Obwohl ihm der Prophet Samuel erklärt hatte, dass Gott ausführt, was immer er will, und niemand ihn daran hindern kann, offenbarte der König, dass er keine rechte Vorstellung von den Absichten und der Macht Gottes besaß. Der Herrscher Israels widersetzte sich dem Willen des Ewigen. Während seiner ganzen Regierungszeit hatte Saul nicht gelernt, sich selbst zu beherrschen. Er erlaubte seinen Gefühlen über seinen Verstand zu herrschen, bis er von seinen Wutausbrüchen übermannt wurde. Vom Wahnsinn getrieben war er bereit, jeden zu töten, der es wagte, ihm zu widersprechen. Nach diesen Wutanfällen befielen ihn Gefühle der Niedergeschlagenheit und der Selbstverachtung und er wurde von heftigen Gewissensbissen überwältigt. WAB 635.3