Saul liebte es, David beim Harfenspiel zuzuhören und dann schien es, als ob der Böse Geist vorübergehend verscheucht würde. Aber während ihm der junge Mann eines Tages liebliche Melodien auf seinem Instrument vorspielte und dazu seine Stimme zum Lob Gottes erhob, schleuderte Saul plötzlich seinen Speer nach dem Sänger, um ihn zu töten. David aber blieb durch Gottes Eingreifen bewahrt und entkam unverletzt der Wut des wahnsinnigen Königs. WAB 635.4
Je mehr Sauls Hass auf David wuchs, desto eifriger suchte er nach einer Gelegenheit, ihn umzubringen. Aber keiner seiner Pläne gegen den Gesalbten des Herrn war erfolgreich. Saul überließ sich ganz und gar dem Einfluss des bösen Geistes, der ihn beherrschte. David dagegen vertraute dem, der ein mächtiger Ratgeber und starker Retter ist. »Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist der Anfang der Weisheit.” (Sprüche 9,10 NLB) David betete beständig darum, vor Gott ein untadeliges Leben führen zu können. WAB 636.1
Um von der Gegenwart seines Rivalen befreit zu werden, »verbannte Saul David aus seiner Nähe und gab ihm den Oberbefehl über tausend Mann ... Doch ganz Israel und Juda liebte David.« (1. Samuel 18,13.16 NLB) Das Volk erkannte sehr bald, dass David ein tüchtiger Mann war und die Aufgaben, die ihm übertragen wurden, weise und geschickt erledigte. Die Ratschläge des jungen Mannes waren verständig und wohlüberlegt. Man war auf der sicheren Seite, wenn man sie beherzigte. Sauls Urteilsvermögen dagegen war manchmal unzuverlässig. Seine Entscheidungen waren nicht klug. WAB 636.2
Obwohl Saul immer auf eine Gelegenheit wartete, David zu vernichten, fürchtete er ihn, weil der Herr ganz offensichtlich mit ihm war. Davids untadeliger Charakter erregte den Zorn des Königs. Das Leben und die Anwesenheit Davids empfand Saul als Vorwurf, da ein Vergleich mit seinem eigenen Charakter zu seinem Nachteil ausfiel. Es war Neid, der Saul so unglücklich machte und den bescheidenen Diener seines Throns in Gefahr brachte. Wie viel unsägliches Unheil hat doch dieser Charakterzug in unserer Welt schon angerichtet! Im Herzen Sauls war dieselbe Feindseligkeit vorhanden, die schon Kain gegen seinen Bruder Abel aufgebracht hatte. Gott ehrte Abel, weil seine Werke gerecht waren, Kains Werke hingegen waren böse und deshalb konnte ihn der Herr nicht segnen. Neid ist ein Kind des Stolzes. Wenn er im Herzen genährt wird, führt er zu Hass und schließlich zu Rachsucht und Mord. Als Satan Sauls Wut gegen jemanden entfachte, der ihm nichts zuleide getan hatte, offenbarte er seinen eigenen Charakter. WAB 636.3
Der König beobachtete David ganz genau. Er hoffte, ihn bei einem Fehltritt oder einer Unbesonnenheit zu ertappen, was ihm als Vorwand gedient hätte, Schande über David zu bringen. Er glaubte nicht eher ruhen zu können, bis er dem jungen Mann das Leben genommen hätte und ihn seine Böse Tat vor dem Volk sogar noch rechtfertigen würde. Er stellte David eine Falle und drängte ihn, den Krieg gegen die Philister noch energischer zu führen. Als Belohnung für seinen Wagemut versprach er ihm die Hand seiner ältesten Tochter. Auf diesen Vorschlag antwortete David bescheiden: »Wer bin ich, und welche Stellung hat meine Familie in Israel, dass gerade ich der Schwiegersohn des Königs werden sollte?” (1. Samuel 18,18 NLB) Als der Monarch aber bald darauf die Prinzessin einem anderen zur Frau gab, zeigte sich seine Unaufrichtigkeit. WAB 636.4
Als Michal, die jüngste Tochter von Saul, gegenüber David Zuneigung zeigte, ergab sich für den König eine weitere Gelegenheit, gegen seinen Feind Ränke zu schmieden. Er bot ihm Michals Hand an, vorausgesetzt, er werde als Brautpreis den Beweis für die Niederlage und den Tod von 100 Feinden der Nation erbringen. »In Wirklichkeit hoffte er, dass David in der Schlacht gegen die Philister fallen würde.« (1. Samuel 18,25 NLB) Doch Gott beschützte seinen Diener. David kehrte als Sieger aus der Schlacht zurück, brachte den Beweis von 200 erschlagenen Philistern und wurde des Königs Schwiegersohn. »Michal, Sauls Tochter, hatte David lieb.” (1. Samuel 18,20) Das machte den Monarchen wütend, weil er feststellen musste, dass sein Komplott denjenigen noch erhöhte, den er eigentlich vernichten wollte. Mehr denn je war er davon überzeugt, dass dies der Mann wurde, von dem der Herr gesagt hatte, er sei besser als er, und der an seiner Stelle auf Israels Thron regieren sollte. Nun ließ er seine Maske fallen und erteilte Jonathan und den Palastoffizieren den Befehl, David, den er so sehr hasste, zu töten. WAB 637.1