David ging davon aus, dass Saul seinen Truppen niemals befehlen würde, an diesen heiligen Ort vorzudringen. Doch dem umnachteten Geist dieses verzweifelten Königs schien kein Ort mehr heilig zu sein. Davids Verbindung zu Samuel erregte die Eifersucht des Königs. Damit der in ganz Israel als Prophet Gottes verehrte Mann seinen Einfluss nicht für das Emporkommen seines Rivalen einsetzen konnte, schickte der König Offiziere dorthin, um David nach Gibea zu holen, wo Saul seinen mörderischen Plan auszuführen gedachte. WAB 638.2
Die Abgesandten begaben sich auf den Weg in der Absicht, David umzubringen, aber ein Größerer als Saul hinderte sie daran. Unsichtbare Engel begegneten ihnen wie einst Bileam, als dieser Israel verfluchen wollte. »Als sie ankamen und sahen, wie unter der Leitung Samuels die anderen Propheten weissagten, kam der Geist Gottes über Sauls Männer, und auch sie begannen prophetisch zu reden.« (1. Samuel 19,20 NLB) Sie weissagten, was in der Zukunft geschehen werde, und verkündeten die Herrlichkeit und die Majestät Jahwes. So überwand Gott den menschlichen Zorn und offenbarte seine Macht, dem Bösen Einhalt zu gebieten, indem er seinen Diener mit einer Wache von Engeln umgab. WAB 638.3
Diese Nachrichten erreichten Saul, während er ungeduldig darauf wartete, David in seine Gewalt zu bekommen. Aber anstatt darin Gottes Zurechtweisung zu sehen, wurde er noch gereizter und schickte andere Boten aus. Doch auch sie wurden vom Geist Gottes überwältigt und weissagten gemeinsam mit den ersten. Da sandte der König eine dritte Gesandtschaft aus. Als sie jedoch die Prophetenschar erreichten, wurden auch sie vom Wirken Gottes erfasst und begannen zu weissagen. Nun beschloss Saul, sich selbst auf den Weg zu machen, denn er konnte seinen ungestümen Hass nicht mehr bändigen. Der König wollte auf keine weitere Gelegenheit warten, um David zu töten, sondern ihn, sobald er seiner habhaft würde, mit eigener Hand umbringen, koste es was es wolle. WAB 638.4
Doch ein Engel Gottes begegnete Saul auf dem Weg und lenkte ihn. Der Geist Gottes hielt ihn in seiner Macht, sodass Saul im Weitergehen betete, weissagte und geistliche Lieder sang. Er prophezeite das Kommen des Messias, des Erlösers der Welt. Beim Haus des Propheten in Rama angekommen, legte er das Obergewand - das Zeichen seiner Würde - ab und lag unter dem Einfluss des göttlichen Geistes den ganzen Tag und die ganze Nacht vor Samuel und dessen Schülern. Die Leute liefen zusammen, um das seltsame Schauspiel zu sehen, und erzählten weit herum, was mit dem König geschehen war. So kam gegen Ende seiner Herrschaft noch einmal das Sprichwort in Israel auf: »Gehört Saul auch zu den Propheten?« (1. Samuel 19,24c NLB) WAB 639.1