Gott ließ Abraham große Ehren zuteilwerden. Engel kamen vom Himmel und sprachen mit ihm, wie Freunde miteinander reden. Und als Sodom von Gottes Strafgericht heimgesucht werden sollte, wurde ihm das nicht verheimlicht. So wurde er bei Gott zum Fürsprecher der Sünder. Die Begebenheit mit den Engeln ist auch ein schönes Beispiel für Gastfreundschaft. WAB 121.4
Zur Mittagszeit eines heißen Sommertages saß der Erzvater im Eingang seines Zeltes und schaute über die friedliche Landschaft, als er in der Ferne drei Wanderer näherkommen sah. Bevor sie sein Zelt erreichten, hielten sie an, als ob sie miteinander berieten, welchen Weg sie nehmen wollten. Ohne erst darauf zu warten, dass sie ihn um Hilfe baten, stand Abraham schnell auf. Als sie sich anscheinend in eine andere Richtung wandten, eilte er ihnen hinterher und nötigte sie mit größter Höflichkeit, ihm die Ehre zu erweisen, bei ihm einzukehren, um sich zu erfrischen. Er selbst brachte ihnen eigenhändig Wasser, damit sie ihre Füße vom Staub der Reise reinigen konnten. Persönlich wählte er die Speisen für sie aus, und während sie sich im kühlen Schatten ausruhten, ließ er ihnen ein Mahl zubereiten. Ehrerbietig stand er daneben, während sie seine Gastfreundschaft genossen. Diesen Akt der Höflichkeit erachtete Gott als wichtig genug, um ihn in seinem Wort festzuhalten. Ein inspirierter Apostel bezog sich mehr als tausend Jahre später auf diese Begebenheit: »Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.” (Hebräer 13,2) WAB 122.1
Abraham sah in seinen Gästen zunächst nur drei müde Wanderer und dachte nicht entfernt daran, dass der Eine unter ihnen weilte, den er hätte anbeten dürfen, ohne sich zu versündigen. Doch dann wurde ihm das wahre Wesen der Himmelsboten offenbart. Sie waren unterwegs, um Gottes Zorn auszuführen. Aber mit dem Glaubensmann Abraham sprachen sie zuerst über Segnungen. Obwohl Gott Bosheit genau wahrnimmt und Übertretungen streng bestraft, hat er keinen Gefallen an Vergeltung. Vernichtung ist für ihn, dessen Liebe unendlich ist, ein »fremdes Werk« (vgl. Jesaja 28,21). WAB 122.2
»Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten.” (Psalm 25,14 EÜ) Abraham hatte Gott die Ehre gegeben, und nun ehrte der Herr ihn, indem er ihn in seine Pläne einweihte und ihm seine Absichten offenbarte: »Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?«, sagte der Herr. »Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen.” (1. Mose 18,17.20.21 EÜ) Gott kannte genau das Maß der Schuld Sodoms, aber er bediente sich der menschlichen Ausdrucksweise, damit man erkennen konnte, dass sein Vorgehen gerechtfertigt war. Bevor er die Übertreter seinem Gericht unterzog, kam er selbst, um ihren Lebenswandel zu untersuchen. Sollten sie die Grenzen seiner Gnade nicht überschritten haben, würde er ihnen Raum zur Umkehr gewähren. WAB 122.3
Zwei der Boten vom Himmel brachen auf und ließen Abraham mit dem allein, von dem er nun wusste, dass er Gottes Sohn war. Und der Glaubensmann trat für die Einwohner Sodoms ein. Einst hatte er sie mit seinem Schwert gerettet. Nun versuchte er es mit Bitten. Lot und seine Angehörigen wohnten ja noch immer dort. Mit der gleichen selbstlosen Liebe, die Abraham damals veranlasst hatte, sie von den Elamitern zu befreien, versuchte er nun, sie vor dem Sturm des göttlichen Gerichts zu bewahren, sofern das Gottes Willen entsprach. WAB 122.4