Zu allen Zeiten hat Gott seinem Volk durch heilige Engel geholfen und es befreit. Himmlische Wesen haben aktiv an menschlichen Unternehmungen teilgenommen. Sie sind in Gewändern aufgetreten, die wie Blitze leuchteten, oder sie sind als Männer in der Kleidung eines Wanderers erschienen. Engel sind Männern Gottes in menschlicher Gestalt begegnet. Als ob sie ausruhen müssten, haben sie mittags unter Eichen geruht. Sie haben die Gastfreundschaft menschlicher Heime angenommen. Sie haben Reisenden in der Nacht den Weg gewiesen. Sie haben das Feuer des Altars mit eigenen Händen angezündet. Sie haben Gefängnistüren geöffnet und Diener des Herrn befreit. In himmlischer Ausrüstung kamen sie, um den Stein vom Grab des Erlösers wegzurollen. VSL 576.1
Engel nehmen oft in Menschengestalt an Versammlungen der Gerechten teil und besuchen Zusammenkünfte der Gottlosen wie einst in Sodom. Sie zeichnen deren Taten auf, um festzustellen, ob die Grenzen von Gottes Langmut überschritten worden sind. Der Herr liebt Barmherzigkeit und im Interesse einiger Weniger, die ihm aufrichtig dienen, hält er Katastrophen zurück und verlängert für viele Menschen die Zeit des Friedens. Menschen, die gegen Gott sündigen, ahnen kaum, dass sie ihr eigenes Leben gerade den wenigen Treuen verdanken, die sie selbst so gerne verspotten und unterdrücken. VSL 576.2
Obwohl es die Herrscher dieser Welt nicht wissen, haben in ihren Versammlungen oft Engel das Wort ergriffen. Menschliche Augen haben sie erblickt, menschliche Ohren haben ihre Aufrufe gehört, menschliche Lippen haben sich ihren Vorschlägen widersetzt und ihre Ratschläge verlacht, menschliche Hände haben sie beleidigt und misshandelt. In Ratsversammlungen und an Gerichtshöfen haben diese Boten gezeigt, dass sie genaue Kenntnisse der menschlichen Geschichte haben. Sie haben die Sache der Unterdrückten besser vertreten als deren fähigste und gewandteste Verteidiger. Sie vereitelten böse Absichten und Taten, die das Werk Gottes sehr behindert und seinem Volk großes Leid zugefügt hätten. »Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus« (Psalm 34,8) in der Stunde der Gefahr und Trübsal. VSL 576.3
Das Volk Gottes erwartet mit großer Sehnsucht die Zeichen seines kommenden Königs. Wenn die Wächter angerufen werden: »Wächter, ist die Nacht bald hin?”, wird ohne Zögern die Antwort ertönen: »Wenn auch der Morgen kommt, so wird es doch Nacht bleiben.« (Jesaja 21,11.12) Licht erscheint auf den Wolken über den Bergspitzen. Bald wird seine Herrlichkeit offenbar. Die Sonne der Gerechtigkeit wird bald hervorleuchten. Der Morgen und die Nacht stehen beide nahe bevor: der Beginn eines endlosen Tages für die Gerechten und der ewigen Nacht für die Gottlosen. VSL 576.4
Während die Bedrängten ihre Bitten noch zu Gott empor senden, scheint der Schleier, der sie von der unsichtbaren Welt trennt, fast weggezogen. Die Dämmerung des ewigen Tages lässt die Himmel erglühen, und wie die Melodie eines Engelchors dringen die Worte an das Ohr: »Steht fest in eurer Treue! Die Hilfe kommt!« Christus, der allmächtige Sieger, hält seinen müden Streitern eine Krone unvergänglicher Herrlichkeit bereit, und seine Stimme ertönt von den halb geöffneten Toren: »Siehe, ich bin mit euch! Fürchtet euch nicht! Ich kenne all euren Kummer, ich habe eure Sorgen getragen. Ihr kämpft nicht gegen unbesiegbare Feinde. Ich habe den Kampf für euch ausgefochten, und weil ihr meinen Namen tragt, kann euch niemand überwinden.” VSL 577.1