Wer kann die Liebe begreifen, die sich hier offenbart! Mit Verwunderung und Sorge blickten die Engelscharen auf ihn, der einst König des Himmels gewesen war und die Krone der Herrlichkeit getragen hatte, wie er nun die Dornenkrone trug — ein Blutopfer, dem Toben eines rasenden Pöbels, der durch Satans Zorn zu irrer Wut angefeuert wurde, schutzlos preisgegeben. Schaut auf den geduldig leidenden Erlöser! Auf seinem Haupt trägt er die Dornenkrone. Sein Herzblut fließt aus jeder verletzten Ader. Und all das als Folge der Sünde! Nichts als ewige Erlöserliebe, die uns immer ein Geheimnis bleiben wird, konnte Christus veranlassen, seine Ehre und die Herrlichkeit des Himmels aufzugeben und in eine sündige Welt zu kommen, um von denen, die er erlösen wollte, verachtet, geschmäht und verstoßen zu werden und schließlich am Kreuz zu sterben. Sch1 206.3
Staunet, ihr Himmel, und wundere dich, du Erde! Schaut den Bedränger und den Bedrängten! Eine unübersehbare Menge umgab den Heiland der Welt. Hohn und Spott vermischten sich mit gemeinen Gotteslästerungen. Über seine niedrige Geburt und sein bescheidenes Leben wurde von gefühllosen Kreaturen gesprochen, und über seinen Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, lachten die Hohenpriester und Ältesten. Gemeine Witze und beleidigende Spottreden gingen von Mund zu Mund. Satan beherrschte vollkommen die Gemüter seiner Diener. Um seine Wirksamkeit richtig zur Geltung zu bringen, begann er bei den Höhenpriestern und Ältesten und erfüllte sie mit religiöser Raserei. Sie wurden von dem gleichen satanischen Geist angetrieben, der auch die verkommensten und gefühllosesten Subjekte mit fortreißt. Die verderbte Einmütigkeit ihrer Gefühle verband sie alle, angefangen von den scheinheiligen Priestern und Ältesten bis hinunter zu den Allerniedrigsten. Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wurde hinausgeführt und das Kreuz auf seine Schultern gelegt. Das aus seinen Wunden fließende Blut kennzeichnete seinen Weg. Von einer gewaltigen Menge erbitterter Feinde und gefühlloser Neugieriger umdrängt, wurde er zur Kreuzigung geführt. “Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.” Jesaja 53,7. Sch1 207.1