Im Falle von Schw. F. müßte ein besonderes Werk vollbracht werden. Alle, die sich im Gebet für sie vereinten, bedürften selbst noch der Anteilnahme. Hätte Gott ihre Gebete erhört, würde es zu ihrem Untergang geführt haben. In solchen Fällen der Bedrängnis, in denen Satan den Geist beherrscht, sollte sich jeder vor dem Gebet genauestens prüfen, um zu sehen, ob nicht irgendwelche Verfehlungen begangen wurden, die bereut, bekannt und aufgegeben werden müssen. Tiefe Herzensdemut vor Gott ist erforderlich sowie unerschütterliches, ergebenes Vertrauen allein auf die Verdienste des Blutes Christi. Sch1 193.2
Fasten und Beten können nichts vollbringen, wenn das Herz durch falsches Verhalten Gott entfremdet ist. “Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch ... Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen, so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt.” Jesaja 58,6.7.9-11. Sch1 193.3
Der Herr fordert Herzensarbeit, gute Werke, die einem von Liebe erfüllten Herzen entspringen. Jeder sollte sorgfältig und unter Gebet diese Schriftstellen betrachten und seine Beweggründe und Taten erforschen. Die Verheißung Gottes stützt sich auf die Bedingung des Gehorsams, der Erfüllung all seiner Forderungen. Der Prophet Jesaja sagt: “Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden. Sie suchen mich täglich und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem Gott rechten. ‘Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe wehe, und du willst’s nicht wissen?’ Siehe, wenn ihr fastet, so übet ihr doch euren Willen und treibet alle eure Arbeiter.” V. 1-3. Sch1 194.1
Hier werden Menschen angesprochen, die ein feierliches Bekenntnis ablegen, die gewohnt sind zu beten und die Freude am Gottesdienst haben; dennoch ist nicht alles in Ordnung. Sie erkennen, daß ihre Gebete nicht erhört, ihre eifrigen, ernsten Bemühungen im Himmel nicht beachtet werden, und sie fragen eindringlich, warum der Herr ihnen nicht antwortet. Das liegt nicht etwa daran, daß Gott sie vernachlässigen will. Die Schwierigkeit liegt vielmehr bei den Menschen. Während sie sich zur Frömmigkeit bekennen, bringen sie keine Frucht zur Verherrlichung Gottes. Ihre Werke entsprechen nicht den an sie gestellten Anforderungen. Sie versäumen vorgeschriebene Pflichten. Solange aber diese nicht erfüllt sind, kann Gott um seiner Ehre willen ihre Gebete nicht beantworten. Sch1 194.2
Als für Schw. F. gebetet wurde, herrschte in den Herzen mancher Betenden eine eigenartige Gefühlsverwirrung. Einige waren fanatisch und handelten ohne Überlegung. Sie zeigten einen Eifer, der jedoch in keiner Weise ihrer Erkenntnis entsprach. Etliche schauten auf das große Werk, das in diesem Fall bewältigt werden sollte, und triumphierten, noch ehe der Sieg errungen war. Es wurde viel von Jehus Geist offenbar: “Komm mit mir und siehe meinen Eifer um den Herrn!” 2.Könige 10,16. An Stelle dieser selbstsicheren Aussage hätte das Anliegen mit demütigem Geist, mit Mißtrauen gegen sich selbst und mit zerbrochenem, reuigem Herzen Gott vorgelegt werden sollen. Sch1 194.3