Als sich der Sohn Gottes im Garten Gethsemane zum Gebet niederbeugte, trieb das Todesringen seiner Seele den Schweiß wie große Blutstropfen aus seinen Poren. An diesem Ort umgab ihn das Grauen tiefer Finsternis. Die Sünden der Welt lasteten auf ihm. Er litt an Stelle der Menschheit als Übertreter des göttlichen Gesetzes. Gethsemane wurde zur Stätte der Versuchung. Das göttliche Licht wich von ihm, und er war den Mächten der Finsternis ausgeliefert. In seiner Herzensangst warf er sich auf die kalte Erde. Er empfand den Unwillen seines Vaters. Der Kelch des Leidens war den schuldigen Menschen von den Lippen gerissen. Christus trank ihn selbst, um dadurch den Menschen den Kelch des Segens reichen zu können. Der Zorn, den eigentlich der Mensch verdient hätte, entlud sich nun über Christus. Hier im Garten Gethsemane zitterte der geheimnisvolle Kelch in seinen Händen. Sch1 202.3
Jesus hatte oft mit seinen Jüngern in Gethsemane Zuflucht gesucht, um über alles nachzudenken und zu beten. Ihnen allen war dieser geweihte Zufluchtsort wohlvertraut. Selbst Judas wußte, wohin er die mordlustige Schar zu führen hatte, um ihnen Jesus auszuliefern. Nie zuvor hatte der Heiland diese Stätte mit einem so leiderfüllten Herzen aufgesucht. Es war kein körperlicher Schmerz, der den Sohn Gottes erbeben ließ, so daß in Gegenwart seiner Jünger diese traurigen Worte von seinen Lippen kamen: “Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!” Matthäus 26.38. Sch1 203.1
Er entfernte sich ein wenig von seinen Jüngern, so daß sie ihn noch hören konnten, fiel nieder auf sein Angesicht und betete. Seine Seele rang mit dem Tode, und er bat: “Mein Vater, ist s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!” Matthäus 26,39. Die Sünden einer verlorenen Welt lasteten auf ihm mit drückender Schwere. Das Gefühl gottväterlichen Zorns, als Folge der Sünde, zerriß sein Herz mit heftigen Todesqualen und trieb große Blutstropfen auf seine Stirn, die seine bleichen Wangen hinabrollten, auf den Boden fielen und die Erde feuchteten. Sch1 203.2