Auf der Grundlage von Römer.
Nach vielen unvermeidlichen Verzögerungen erreichte Paulus schließlich Korinth, die Stätte so vieler angstvoller Arbeit in der Vergangenheit, und für eine Zeit Hauptursache tiefer Sorge. Er fand, daß viele der ersten Gläubigen ihm, durch den sie das Licht des Evangeliums empfangen hatten, noch in herzlicher Liebe zugetan waren. Als er diese Jünger begrüßte und die Beweise ihrer Treue und ihres Eifers sah, freute er sich, daß sein Wirken in Korinth nicht vergeblich gewesen war. WA 369.1
Die Gläubigen in Korinth, einst so anfällig dafür, ihre hohe Berufung in Christus aus dem Auge zu verlieren, hatten christliche Charakterstärke entwickelt. Ihre Worte und Taten offenbarten die umwandelnde Kraft der Gnade Gottes. Nunmehr bildeten sie in diesem Zentrum des Heidentums und Aberglaubens eine starke Macht zum Guten. In der Gemeinschaft seiner geliebten Gefährten und dieser treuen Bekehrten kam der erschöpfte und geängstigte Geist des Apostels wieder zur Ruhe. WA 369.2
Während seines Aufenthalts in Korinth fand Paulus auch Zeit, nach neuen, größeren Arbeitsfeldern Ausschau zu halten. In seinen Gedanken beschäftigte er sich besonders mit der vorgesehenen Reise nach Rom. Ein langgehegter Plan und das Ziel seiner Wünsche war es, mit eigenen Augen zu sehen, wie der christliche Glaube an jenem bedeutenden Mittelpunkt der damals bekannten Welt festen Fuß gefaßt hatte. In Rom bestand schon eine Gemeinde, doch dem Apostel ging es darum, die dortigen Gläubigen zur Mitarbeit an dem Werk zu gewinnen, das in Italien und anderen Ländern getan werden sollte. Um den Weg für seine Arbeit unter diesen Brüdern, von denen ihm die meisten fremd waren, vorzubereiten, sandte er ihnen einen Brief. Darin kündigte er seine Absicht an, Rom zu besuchen, und gab zugleich seiner Hoffnung Ausdruck, das Banner des Kreuzes auch in Spanien aufzurichten. WA 369.3
In seinem Brief an die Römer erörterte Paulus die wesentlichen Grundzüge des Evangeliums. Er legte seinen Standpunkt dar zu den Fragen, die sowohl die jüdischen als auch die nichtjüdischen Gemeinden bewegten, und wies nach, daß die Zusagen und Verheißungen, die einst vorrangig den Juden galten, nun auch den Heiden angeboten wurden. WA 370.1
Mit großer Klarheit und Kraft erläuterte der Apostel die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben an Christus. Er hoffte, daß auch anderen Gemeinden durch die den Christen in Rom gesandten Unterweisungen geholfen wurde. Wie wenig konnte er voraussehen, welch einen weitreichenden Einfluß seine Worte einmal haben würden! Seitdem hat in allen Zeitepochen die Wahrheit von der Rechtfertigung durch den Glauben, einem Leuchtfeuer gleich, reumütigen Sündern den Weg des Lebens gewiesen. Sie war das Licht, das die Finsternis erhellte, die Luthers Geist umfing, und ihm die Kraft des Blutes Christi zur Reinigung von aller Sünde offenbarte. Das gleiche Licht leitete Tausende von sündenbeladenen Menschen zur wahren Quelle der Vergebung und des Friedens. Jeder Christ hat Ursache, Gott für den an die Gemeinde zu Rom gerichteten Brief zu danken. WA 370.2
In diesem Brief sprach Paulus offen über die Last, die er um der Juden willen trug. Seit seiner Bekehrung habe er sehnlichst gehofft, seinen jüdischen Brüdern helfen zu können, ein klares Verständnis für das Evangelium zu erlangen. “Meines Herzens Wunsch ist”, so erklärte er, “und ich flehe auch zu Gott für Israel, daß sie gerettet werden.” Römer 10,1. WA 370.3
Den Apostel beseelte kein gewöhnliches Verlangen. Beständig bat er Gott, für die Israeliten zu wirken, die versäumt hatten, in Jesus von Nazareth den verheißenen Messias zu erkennen. “Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht”, versicherte er den Gläubigen zu Rom, “wie mir Zeugnis gibt mein Gewissen in dem heiligen Geist, daß ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in meinem Herzen habe. Ich selber möchte verflucht und von Christus geschieden sein meinen Brüdern zugut, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch; die da sind von Israel, welchen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen; welcher auch sind die Väter, und aus welchen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit.” Römer 9,1-5. WA 371.1
Die Juden waren Gottes auserwähltes Volk, durch das er das ganze Menschengeschlecht segnen wollte. Aus ihnen hatte Gott viele Propheten erweckt. Diese hatten das Kommen des Erlösers vorausgesagt, der von denen verworfen und getötet werden würde, die in ihm als erste hätten den Verheißenen erkennen sollen. WA 371.2
Als der Prophet Jesaja seinen Blick über die künftigen Jahrhunderte schweifen ließ und erkannte, wie ein Prophet nach dem andern und schließlich auch der Sohn Gottes verworfen würde, schrieb er, getrieben vom Heiligen Geist, daß der Erlöser von denen angenommen werden würde, die zuvor nicht zu den Kindern Israel zählten. Paulus nahm Bezug auf diese Prophezeiung und erklärte: “Jesaja aber wagt es und sagt: ‘Ich bin gefunden von denen, die mich nicht gesucht haben, und ich bin erschienen denen, die nicht nach mir gefragt haben.’ Zu Israel aber spricht er: ‘Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach dem Volk, das sich nichts sagen läßt und widerspricht.’” Römer 10,20.21. WA 371.3
Obwohl Israel den Sohn Gottes verwarf wurde es doch von Gott nicht verworfen. Hören wir, wie Paulus in seiner Beweisführung fortfuhr: “So sage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, von dem Geschlecht Abrahams, aus dem Stamme Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches er sich zuvor ersehen hat. Oder wisset ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er tritt vor Gott wider Israel und spricht: ‘Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übriggeblieben, und sie stehen mir nach meinem Leben’? Aber was sagt ihm die göttliche Antwort: ‘Ich habe mir lassen übrigbleiben siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal’? So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, daß etliche übriggeblieben sind nach der Wahl der Gnade.” Römer 11,1-5. WA 372.1
Israel war zwar gestrauchelt und gefallen; doch das sollte ein Wiederaufstehen nicht unmöglich machen. Auf die Frage: “Sind sie darum gestrauchelt, daß sie fallen sollten?”, antwortete der Apostel: “Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, auf daß Israel ihnen nacheifern sollte. Wenn aber schon ihr Fall der Welt Reichtum ist und ihr Schade ist der Heiden Reichtum geworden, wieviel mehr wird es Reichtum sein, wenn Israel in seiner ganzen Fülle gewonnen wird! Euch Heiden aber sage ich: Weil ich der Heiden Apostel bin, will ich mein Amt preisen, ob ich wohl könnte die, welche meine Stammverwandten sind, zum Nacheifern reizen und ihrer etliche retten. Denn wenn ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!” Römer 11,11-15. WA 372.2
Es war Gottes Absicht, daß seine Gnade unter den Nichtjuden ebenso wie unter den Israeliten offenbart werden sollte. Das war in den Prophezeiungen des Alten Testamentes klar zum Ausdruck gebracht worden. Der Apostel gebraucht einige dieser Weissagungen in seinen Darlegungen. “Hat nicht”, so fragt er, “ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere zu Unehren? Derhalben, wiewohl Gott wollte Zorn erzeigen und kundtun seine Macht, hat er mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammnis, auf daß er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hat zur Herrlichkeit. Das sind wir, die er berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Wie er denn auch durch Hosea spricht: ‘Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war, und meine Liebste, die nicht die Liebste war.’ ‘Und soll geschehen: Anstatt daß zu ihnen gesagt ward:’ Ihr seid nicht mein Volk, ‘sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.’” Römer 9,21-26. WA 372.3
Israel hatte zwar als Volk versagt; dennoch war ein ansehnlicher Rest übriggeblieben, der gerettet werden sollte. Zur Zeit der Geburt des Heilandes gab es fromme Männer und Frauen, die mit Freuden die Botschaft Johannes des Täufers aufgenommen hatten und dadurch veranlaßt worden waren, die Prophezeiungen auf den Messias neu zu durchforschen. Als dann die erste Christengemeinde gegründet wurde, setzte sie sich aus diesen frommen Juden zusammen, die Jesus von Nazareth als den aufnahmen, dessen Erscheinen sie sehnlichst erwartet hatten. Auf diese Übriggebliebenen bezieht sich Paulus, wenn er schreibt: “Ist das Erste vom Teig heilig, so ist auch der ganze Teig heilig; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.” Römer 11,16. WA 373.1
Paulus vergleicht den Gläubigen Überrest in Israel mit einem prächtigen Ölbaum, von dem einige Zweige abgebrochen sind, die Nichtjuden hingegen vergleicht er mit Zweigen eines wilden Ölbaumes, die in den Stamm des ersten eingepfropft wurden. “Wenn aber nun”, so schreibt er an die nichtjüdischen Gläubigen, “etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, der du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Saftes im Ölbaum, so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. Nun sprichst du: die Zweige sind ausgebrochen, auf daß ich hineingepfropft würde. Ist wohl geredet! Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich! Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich auch nicht verschonen. Darum schau die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber an dir, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.” Römer 11,17-22. WA 373.2
Als Volk hatte Israel durch seinen Unglauben und die Verwerfung des vom Himmel angebotenen Heils seine Verbindung zu Gott verloren. Aber die einzelnen Zweige, die sich von der Mutterpflanze getrennt hatten, konnte Gott wieder mit dem wahren Stamm Israel, den Übriggebliebenen, die dem Gott ihrer Väter treu geblieben waren, vereinen. “Wiederum jene”, erklärte der Apostel im Blick auf diese ausgebrochenen Zweige, “sofern sie nicht bleiben in dem Unglauben, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wieder einpfropfen.” Römer 11,23. WA 374.1
Den Christen aus den Heiden aber schrieb er: “Wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, bist abgehauen und wider die Natur in den guten Ölbaum gepfropft, wieviel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum! Ich will euch, liebe Brüder, nicht verhehlen dieses Geheimnis, auf daß ihr euch nicht auf eigene Klugheit verlaßt: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist, und alsdann wird das ganze Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: ‘Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der da abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen.’ Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach Gottes gnädiger Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Gleicherweise wie ihr zuvor nicht habt an Gott geglaubt, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt durch ihren Unglauben, so haben auch jene jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme. WA 374.2
‘O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn “wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?” Oder “wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß ihm werde wiedervergolten?” Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!’” Römer 11,24-36. WA 375.1
So zeigte Paulus, daß Gott die Herzen der Juden und der Nichtjuden gleicherweise umwandeln und jedem Christusgläubigen die dem Volke Israel verheißenen Segnungen gewähren kann. Er wiederholte, was Jesaja über Gottes Volk ausgesagt hatte: “‘Wenn die Zahl der Kinder Israel würde sein wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Rest gerettet werden; denn in Kürze wird der Herr sein Wort vollenden und ausrichten auf Erden.’ Und wie Jesaja zuvor gesagt hat: ‘Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Nachkommen übrigbleiben, so wären wir wie Sodom geworden und gleichwie Gomorra.’” Römer 9,27-29. WA 375.2
Zur Zeit, als Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Trümmern lag, wurden viele tausend Juden als Sklaven in die heidnischen Länder verkauft. Gleich den Trümmern eines gestrandeten Schiffes, die an öde Gestade gespült werden, wurden sie unter die Völker zerstreut. Achtzehnhundert Jahre lang sind die Juden von Land zu Land durch die ganze Welt gewandert; doch nirgends konnten sie ihre einstige Stellung als Volk wiedererlangen. (Anm.: Das heutige Israel, dessen Bevölkerung nur ein Bruchteil der Juden in aller Welt ausmacht, kommt in seiner Stellung als Volk in keiner Weise dem alten Israel während der Regierungszeit Davids und Salomos gleich.) Angefeindet, gehaßt und verfolgt, haben sie Jahrhunderte hindurch leiden müssen. WA 375.3
Doch trotz des furchtbaren Geschicks, das über das Volk der Juden von der Zeit an hereinbrach, da sie Jesus von Nazareth verwarfen, lebten unter ihnen ehrbare, gottesfürchtige Männer und Frauen, die schweigend gelitten haben. Gott hat in der Trübsal ihre Herzen getröstet und mit Erbarmen auf ihre schreckliche Lage geschaut. Er hat das leidvolle Flehen derer gehört, die ihn von ganzem Herzen suchten, um zum rechten Verständnis seines Wortes zu gelangen. Einige haben gelernt, in dem einfachen Nazarener, den ihre Vorfahren verworfen und gekreuzigt haben, den wahren Messias Israels zu sehen. Wenn sie dann die Bedeutung der wohlvertrauten Weissagungen erfaßt hatten, die durch Überlieferung und falsche Auslegung so lange verdunkelt waren, wurden ihre Herzen mit Dankbarkeit gegenüber Gott erfüllt für die unaussprechliche Gabe, die er jedem Menschenkinde verleiht, das Christus als seinen persönlichen Heiland annimmt. WA 376.1
Jene Gruppe meinte Jesaja in seiner Prophezeiung, daß “nur ein Rest in ihm bekehrt werden” (Jesaja 10,22) wird. Von den Tagen des Paulus bis heute ist Gott durch seinen Heiligen Geist den Juden und auch den Heiden nachgegangen. “Es ist kein Ansehen der Person vor Gott” (Römer 2,11), erklärte Paulus, der sich selbst als “Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen” (Römer 1,14) bezeichnete, also auch der Juden. Dabei verlor er nie den entscheidenden Vorzug aus den Augen, den die Juden vor anderen besaßen: “Zum ersten: ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat.” Römer 3,2. Das Evangelium nennt er “eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: ‘Der Gerechte wird aus Glauben leben.’” Römer 1,16.17. Dieses Evangeliums von Christus, das bei Juden und Nichtjuden in gleicher Weise wirksam wurde, schämte sich Paulus nach den Worten in seinem Brief an die Römer nicht. WA 376.2
Würde das Evangelium in seiner Fülle den Juden gebracht werden, dann nähmen viele von ihnen Christus als den Messias an. Nur wenige christliche Prediger fühlen sich jedoch berufen, unter dem jüdischen Volk zu wirken. Aber auch ihnen, an denen so oft vorbeigegangen wurde, sollte wie allen andern Völkern die Botschaft der Gnade und Hoffnung in Christus gebracht werden. WA 377.1
Wenn am Ende der Tage die Evangeliumsverkündigung zum Abschluß gebracht werden soll, erwartet Gott, daß in erster Linie für die Menschen gearbeitet wird, die bis dahin vernachlässigt worden sind, und daß sich seine Boten dann besonders der Juden in allen Teilen der Erde annehmen. Wenn man ihnen zeigt, wie die Schriften des Alten und Neuen Testaments zusammen ein wunderbares Ganzes bilden und Gottes ewigen Ratschluß enthalten, wird das vielen Juden wie der Anbruch eines neuen Schöpfungstages, wie die Auferstehung der Seele sein. Die Erkenntnis, wie treffend der Christus des Evangeliums bereits auf den Seiten der alttestamentlichen Schriften dargestellt ist und wie klar das Neue Testament das Alte auslegt, wird ihre schlummernden geistlichen Fähigkeiten wecken, und sie werden Christus als den Heiland der Welt begreifen. Viele werden ihn im Glauben als ihren Erlöser annehmen. An ihnen erfüllen sich dann die Worte: “Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.” Johannes 1,12. WA 377.2
Unter den Juden gibt es heute noch manche, die, wie einst Saulus von Tarsus, in der Schrift sehr bewandert sind. Sie werden dann mit wunderbarer Kraft die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes verkündigen. Der Gott Israels wird dies in unseren Tagen zustande bringen. “Des Herrn Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte.” Jesaja 59,1. Wenn seine Diener im Glauben an denen arbeiten, die so lange vernachlässigt und verachtet worden sind, wird Gottes Heil offenbart werden. WA 377.3
“Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände — seine Kinder — in ihrer Mitte; werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.” Jesaja 29,22-24. WA 378.1