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Patriarchen und Propheten

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    Kapitel 49: Josuas letzte Worte

    Die Eroberungskriege waren vorbei. Josua hatte sich ins stille Privatleben seines Heimes in Timnath-Serach zurückgezogen. “Nach langer Zeit, als der Herr Israel Ruhe gegeben hatte vor allen seinen Feinden ringsumher und Josua nun alt und hochbetagt war, berief er ganz Israel, seine Ältesten, Häupter, Richter und Amtleute.” Josua 23,1.2.PP 501.1

    Es waren nur wenige Jahre vergangen, seitdem sie sich in ihren Besitzungen niedergelassen hatten, und schon kamen dieselben Übel zum Vorschein, die vormals Strafgerichte über Israel brachten. Josua empfand die Gebrechlichkeit des Alters, die unversehens über ihn gekommen war. Es war ihm klar, daß seine Lebensaufgabe bald zu Ende ging. Aber ihn erfüllte Sorge um die Zukunft seines Volkes. Mit mehr als nur väterlicher Anteilnahme redete er die Israeliten an, als sie sich noch einmal um ihren betagten Führer versammelten. “Ihr habt alles gesehen”, sagte er, “was der Herr, euer Gott, getan hat an allen diesen Völkern vor euch her; denn der Herr, euer Gott, hat selber für euch gestritten.” Josua 23,3. Wohl waren die Kanaaniter unterworfen, aber sie besaßen noch einen beträchtlichen Teil des Israel verheißenen Landes. Josua ermahnte sein Volk eindringlich, sich nicht gemächlich niederzulassen und darüber des Herrn Befehl zu vergessen, diese götzendienerischen Völker gänzlich zu vertreiben.PP 501.2

    Das Volk zögerte allgemein die Vertreibung der Heiden hinaus. Die Stämme hatten sich auf ihren Besitzungen verteilt, das Heer war aufgelöst. So sah man die Wiederaufnahme des Krieges als ein schwieriges, bedenkliches Unternehmen an. Aber Josua sagte: “Der Herr, euer Gott, wird sie vor euch ausstoßen und vor euch vertreiben, und ihr werdet ihr Land einnehmen, wie euch der Herr, euer Gott, zugesagt hat. So haltet nun ganz fest daran, daß ihr alles tut, was geschrieben steht im Gesetzbuch des Mose, und nicht davon weicht, weder zur Rechten noch zur Linken.” Josua 23,5.PP 501.3

    Er rief das Volk zu Zeugen auf, daß Gott seine Verheißungen treulich erfüllt hatte, sofern sie die daran geknüpften Bedingungen erfüllten. “Ihr sollt wissen von ganzem Herzen und von ganzer Seele”, sagte er, “daß nichts dahingefallen ist von all den guten Worten, die der Herr, euer Gott, euch verkündigt hat. Es ist alles gekommen und nichts dahingefallen.” Aber er machte ihnen deutlich, daß der Herr ebenso, wie er seine Verheißungen erfüllte, auch seine Drohungen wahr machen würde. “Wie nun all das gute Wort gekommen ist, das der Herr, euer Gott, euch verkündigt hat, so wird der Herr auch über euch kommen lassen all das böse Wort ... Wenn ihr übertretet den Bund des Herrn ... und hingeht und andern Göttern dient und sie anbetet, so wird der Zorn des Herrn über euch entbrennen, und ihr werdet bald ausgerottet sein aus dem guten Land, das er euch gegeben hat.” Josua 23,14-16.PP 502.1

    Satan täuscht viele mit der gefälligen Theorie, Gottes Liebe zu seinem Volk sei so groß, daß er mit dessen Sünden Nachsicht üben werde. Er spiegelt ihnen vor, die Androhungen im Wort Gottes dienten nur einem bestimmten moralischen Zweck in Gottes Weltregierung und seien niemals buchstäblich gemeint. Aber Gott hielt seinen Geschöpfen gegenüber stets die Grundsätze der Gerechtigkeit aufrecht. Er enthüllte das wahre Wesen der Sünde, indem er überzeugend deutlich machte, daß sie ganz sicher Elend und Tod zur Folge hat. Nie gab es bisher eine bedingungslose Vergebung der Sünde, und es wird sie auch niemals geben.PP 502.2

    Solche Vergebung wäre gleichbedeutend mit der Abschaffung der Grundsätze der Gerechtigkeit, der wahren Grundlage der Regierung Gottes. Das würde Bestürzung in dem sündlosen Weltall hervorrufen. Gott hat immer wieder auf die Folgen der Sünde hingewiesen. Und wären diese Ankündigungen nicht wahr, wie könnten wir Sicherheit dafür haben, daß sich auch seine Verheißungen erfüllen werden? Jene sogenannte Güte, die die Gerechtigkeit beiseite tun möchte, ist keine Güte, sondern Schwäche.PP 502.3

    Gott ist der Lebensspender. Alle seine Gesetze zielen von Anfang an auf die Erhaltung des Lebens ab. Aber die Sünde durchbrach die von Gott geschaffene Ordnung, und die Folge war Zwietracht. Solange die Sünde besteht, sind Leiden und Tod unvermeidlich. Und nur weil der Erlöser um unsertwillen den Fluch der Sünde auf sich nahm, können wir Menschen überhaupt hoffen, den schrecklichen Folgen der Sünde zu entrinnen.PP 502.4

    Ehe Josua starb, versammelten sich die Obersten und Stammesvertreter auf seine Aufforderung hin noch einmal in Sichem. Kein Ort im ganzen Land war mit so vielen ehrwürdigen Erinnerungen verknüpft. Er lenkte ihre Gedanken zurück auf Gottes Bund mit Abraham und Jakob und erinnerte sie an das eigene feierliche Gelübde beim Einzug in Kanaan. Hier standen Ebal und Garizim, die stummen Zeugen jener Gelöbnisse, die sie in Gegenwart des sterbenden Josua nun erneuern sollten. Überall gab es sichtbare Beweise von dem, was Gott für sie getan hatte. Er schenkte ihnen Land, das sie nicht bearbeitet hatten, Städte, die sie nicht gebaut, Weinberge und Olivenhaine, die sie nicht gepflanzt hatten. Noch einmal hielt Josua Rückschau auf die Geschichte Israels und erzählte ihnen von den wunderbaren Taten Gottes; sie sollten seine Liebe und Gnade empfinden und “ihm treulich und rechtschaffen” (Josua 24,14) dienen.PP 503.1

    Auf Josuas Anweisung hatte man die Bundeslade von Silo herbeigebracht. Es war ein überaus feierliches Ereignis. Josua lag daran, durch dieses Sinnbild der Gegenwart Gottes den Eindruck noch zu vertiefen. Nachdem er den Israeliten Gottes Güte aufgezeigt hatte, forderte er sie im Namen Jahwes auf, zu wählen, wem sie dienen wollten. Manche beteten heimlich doch noch Götzenbilder an, und Josua bemühte sich jetzt, sie zu einer Entscheidung zu bewegen, die diese Sünde aus Israel verbannte. “Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen”, sagte er, “so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt.” Josua 24,15. Josua wünschte, daß sie Gott freiwillig und nicht aus Zwang dienten. Liebe zu Gott ist die alleinige Grundlage des Glaubens. Es hätte keinen Wert, in der Hoffnung auf Belohnung oder aus Furcht vor Strafe in seinen Dienst zu treten. Offener Abfall beleidigte Gott nicht mehr als Heuchelei und Anbetung, die nur Formsache ist.PP 503.2

    Der betagte Josua bat die Israeliten eindringlich, die ganze Tragweite dessen, was er ihnen vorgestellt hatte, zu bedenken und dann zu entscheiden, ob sie wirklich so leben wollten wie die entarteten Heidenvölker in ihrer Umgebung. Wenn es ihnen nicht gefiel, Jahwe, der Kraft- und Segensquelle, zu dienen, sollten sie an diesem Tage wählen, wem sie sich zuwenden wollten, “den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms”, von denen Abraham weggerufen wurde, “oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt”. Die letzten Worte waren für Israel ein bitterer Vorwurf. Die Gottheiten der Amoriter hatten ihre Anbeter nicht schützen können. Sie wurden wegen ihrer abscheulichen, erniedrigenden Sünden vernichtet, und das reiche Land, das sie einst besaßen, dem Volk Gottes gegeben. Wie töricht wäre Israel, würde es Götter erwählen, um deren Anbetung willen die Amoriter ausgerottet worden waren! “Ich aber und mein Haus”, sagte Josua, “wollen dem Herrn dienen.” Und derselbe heilige Eifer, der ihn beseelte, übertrug sich auf das Volk. Sein dringender Aufruf veranlaßte die entschiedene Antwort: “Das sei ferne von uns, daß wir den Herrn verlassen und andern Göttern dienen!” Josua 24,16.PP 503.3

    “Ihr könnt dem Herrn nicht dienen”, sagte Josua, “denn er ist ein heiliger Gott ... der eure Übertretungen und Sünden nicht vergeben wird.” Josua 24,19. Ehe es eine dauerhafte Sinnesänderung im Volke geben konnte, mußten sie ihre völlige Unfähigkeit begreifen, Gott aus eigener Kraft gehorchen zu können. Sie hatten sein Gesetz übertreten, es verurteilte sie als Schuldige und sah keine Möglichkeit des Entrinnens vor. Solange sie sich auf ihre eigene Kraft und Rechtschaffenheit verließen, gab es für sie keine Sündenvergebung. Sie konnten den Forderungen des vollkommenen göttlichen Gesetzes nicht genügen, und es war vergeblich, daß sie aus Begeisterung gelobten, Gott zu dienen. Sündenvergebung und die Kraft, Gottes Gesetz zu gehorchen, konnten sie einzig und allein durch den Glauben an Christus erlangen. Sie mußten aufhören, sich durch eigene Anstrengungen erretten zu wollen, lernen, sich ganz auf die Verdienste des verheißenen Heilands zu verlassen, wenn sie Gott angenehm sein wollten.PP 504.1

    Josua bemühte sich, seine Zuhörer dahin zu bringen, ihre Worte genau zu wägen. Sie sollten keine Versprechungen machen, zu denen sie innerlich noch nicht bereit waren. Aber mit großem Ernst wiederholten sie: “Nein, sondern wir wollen dem Herrn dienen.” Feierlich bezeugten sie, daß sie Jahwe erwählt hatten, bevor sie ihr Treuegelöbnis noch einmal wiederholten: “Wir wollen dem Herrn, unserm Gott, dienen und seiner Stimme gehorchen.” Josua 24,21.24.PP 504.2

    “So schloß Josua an diesem Tag einen Bund für das Volk und legte ihnen Gesetze und Rechte vor in Sichem.” Dann hielt er diesen ernsten Vorgang in einem Bericht fest und legte diesen mit dem Buch des Gesetzes neben die Bundeslade. Er errichtete eine Säule zum Gedächtnis und sagte: “Siehe, dieser Stein soll Zeuge sein unter uns, denn er hat gehört alle Worte des Herrn, die er mit uns geredet hat, und soll ein Zeuge unter euch sein, daß ihr euren Gott nicht verleugnet. So entließ Josua das Volk, einen jeden in sein Erbteil.” Josua 24,27.28.PP 505.1

    Josuas Aufgabe für Israel war erfüllt. Er war “dem Herrn ganz gefolgt”, und in der Schrift wird er “der Knecht des Herrn” genannt. Das beste Zeugnis für seinen Charakter als Führer des Volks aber ist die Geschichte der Generation, die die Frucht seiner Arbeit genoß: “Israel diente dem Herrn, solange Josua lebte und die Ältesten, die noch lange Zeit nach Josua lebten.” Josua 24,31.PP 505.2

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