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    Kapitel 7 - Woran Man Einen Christen Erkennt

    *****

    Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!” (2. Korinther 5,17 NLB)RW 71.1

    Manch einer ist vielleicht nicht in der Lage, den genauen Zeitpunkt oder den genauen Ort seiner Bekehrung anzugeben oder alle Umstände und einzelnen Schritte in diesem Prozess zurückzuverfolgen. Aber das bedeutet nicht, dass er diese Bekehrung nicht erlebt hat. Christus erklärte Nikodemus: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.” (Johannes 3,8 LUT) Das Wirken des Geistes Gottes auf das menschliche Herz wird hier mit dem Wind verglichen: Auch wenn er unsichtbar ist, sind doch seine Auswirkungen deutlich zu sehen und zu spüren. Genauso ist es mit dem Geist. Diese erneuernde Kraft, die für das menschliche Auge unsichtbar ist, erzeugt im Inneren des Menschen ein neues Leben. Ein neues Wesen wird erschaffen, das das Bild Gottes widerspiegelt. Während das Wirken des Geistes lautlos und unmerklich vor sich geht, sind doch die Auswirkungen nicht zu überse hen. Wenn das Herz durch den Geist Gottes eine Erneuerung erfahren hat, wird diese Tatsache im Leben des Menschen sichtbar werden. Auch wenn wir selbst nichts dazu beitragen können, dass sich unsere Herzen ändern oder wir wieder im Einklang mit Gott leben, und auch wenn wir uns in keiner Weise auf unsere eigene Stärke oder unsere guten Werke verlassen dürfen, wird unser Leben doch deutlich offenbaren, ob die Gnade Gottes in unserem Inneren wohnt. Man wird die Veränderung in unserem Charakter, in unseren Gewohnheiten und in der Ausrichtung auf neue Ziele wahrnehmen. Der Unterschied zwischen unserem früheren und unserem jetzigen Verhalten wird klar und eindeutig zu erkennen sein. Allerdings offenbart sich unser Charakter nicht in gelegentlichen guten oder schlechten Taten, sondern in der Gesamttendenz unserer gewohnheitsmäßigen Verhaltensweisen, die sich in Worten und Taten äußern.RW 71.2

    Es stimmt natürlich, dass man auch ohne die erneuernde Kraft Christi ein äußerlich durchaus korrektes Benehmen an den Tag legen kann. Dahinter steckt häufig der Wunsch, von anderen anerkannt zu werden und den uns überaus wichtigen persönlichen Einfluss auszubauen. Selbstachtung kann uns dazu bringen, dem äußeren Schein nach das Böse zu meiden. Und auch ein selbstsüchtiges Herz ist zu wohlwollenden und großzügigen Handlungen fähig. Aber wie können wir dann herausfinden, auf wessen Seite wir tatsächlich stehen?RW 72.1

    Wir sollten uns fragen: Wem gehört unser Herz? Mit wem beschäftigen sich unsere Gedanken? Von wem reden wir am liebsten? Wem gehört unsere innigste Zuneigung? Für wen setzen wir unsere besten Kräfte ein? Wenn wir Christus gehören, dann verweilen unsere Gedanken bei ihm - nichts erwärmt unser Herz mehr, als über ihn nachzusinnen. Alles, was wir sind und haben, ist ihm geweiht. Wir sehnen uns danach, ihn in unserem Leben widerzuspiegeln, seinen Geist zu atmen, seinen Willen zu tun und ihm in jeder Hinsicht Freude zu bereiten.RW 72.2

    Alle, die durch Christus ein neuer Mensch geworden sind, werden in ihrem Leben Eigenschaften entwickeln, die „Früchte des Geistes” genannt werden: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.” (Galater 5,22) Der Maßstab für ihr Leben sind nicht mehr ihre früheren Begierden, sondern durch den Glauben an den Sohn Gottes hat sich alles verändert: Sie folgen seinen Fußspuren, spiegeln seine Charakterzüge wider und reinigen sich selbst entsprechend dem Vorbild seiner Reinheit. Dinge, die sie einst hassten, lieben sie jetzt, und Dinge, die sie einst liebten, hassen sie. Die Stolzen und Eingebildeten werden sanftmütig, bescheiden und von Herzen demütig. Die Eitlen und Arroganten werden seriös und zurückhaltend. Die Trinker werden nüchtern und die Lasterhaften rein. Die sinnlosen Gepflogenheiten und Modeerscheinungen der Welt werden abgelegt. Nachfolger Christi streben nicht nach äußerlichem Schmuck, sondern ihre „Schönheit, soll von innen kommen! Freundlichkeit und ein ausgeglichenes Wesen sind der unvergängliche Schmuck, der in Gottes Augen Wert hat.” (1. Petrus 3,3.4 GNB)RW 73.1

    Der Beweis echter Reue zeigt sich darin, dass das Leben eine Neugestaltung erfährt. Wenn der Sünder seinem Schuldner das Pfand zurückgibt, alles, was er sich unrechtmäßig angeeignet hat, wieder zurückerstattet, seine Sünden bekennt sowie Gott und seine Mitmenschen liebt, dann darf er gewiss sein, dass er sich nicht mehr auf dem Weg des Todes, sondern des Lebens befindet.RW 73.2

    Wenn wir als fehlbare und sündige Wesen zu Christus kommen und er uns voller Barmherzigkeit verzeiht, wird in unserem Herzen eine tiefe Liebe entfacht. Jede Last erscheint leicht, denn das Joch, das Christus uns auferlegt, ist sanft. Die Pflicht wird zur Freude und ein Opfer wird gern dargebracht. Der Pfad, der zuvor in Dunkelheit gehüllt schien, wird plötzlich von den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit erhellt.RW 73.3

    Die Schönheit des Charakters Christi wird in seinen Nachfolgern sichtbar werden. Für ihn selbst war es die höchste Freude, den Willen Gottes zu tun. Die Liebe zu Gott und das tiefe Verlangen, Gott zu verherrlichen, waren die treibende Kraft im Leben des Erlösers. Alles, was er tat, gewann durch seine Liebe an Schönheit und wurde aufgewertet. Die Liebe kommt von Gott. In einem Herzen, das sich nicht Jesus unterstellt hat, kann keine echte Liebe entstehen. Man findet sie nur bei Menschen, in deren Herz Jesus das Sagen hat. „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.” (1. Johannes 4,19) Wenn das Herz durch göttliche Gnade erneuert worden ist, werden alle Handlungen durch den Grundsatz der Liebe bestimmt. Diese Liebe verändert den Charakter, beherrscht unsere Empfindungen und Emotionen, hält die Leidenschaften im Zaum, überwindet feindselige Gedanken und lässt unsere Gefühle gegenüber anderen Menschen edelmütig werden. Diese im Herzen gehegte Liebe macht das Leben angenehm und lebenswert und hat einen positiven Einfluss auf alle Menschen um uns herum.RW 74.1

    Es gibt zwei Irrtümer, vor denen Kinder Gottes besonders auf der Hut sein müssen. Das gilt besonders für diejenigen, für die das Vertrauen auf Gottes Gnade noch eine ganz neue Erfahrung ist. Den ersten Gefahrenpunkt haben wir bereits angesprochen. Er besteht darin, dass man auf seine eigenen Werke schaut, sich auf seine eigene Leistung verlässt und meint, man könne sich selbst wieder mit Gott in Einklang bringen. Wer durch seine eigenen Werke heilig werden möchte, indem er aus eigener Kraft das Gesetz Gottes hält, versucht Unmögliches. Alles, was der Mensch ohne Christus tun kann, ist von Egoismus und Sünde durchsäuert. Allein die Gnade Christi, die wir im Glauben annehmen, kann uns heilig machen.RW 74.2

    Der andere, nicht weniger gefährliche Irrtum zielt in die entgegengesetzte Richtung. Hier meint der Mensch, dass der Glaube an Christus ihn vom Halten des Gesetzes Gottes befreit. Angeblich hätten unsere Werke nichts mit unserer Er lösung zu tun, da wir ja die Gnade Christi allein durch den Glauben empfangen.RW 74.3

    Aber dabei sollten wir Folgendes beachten: Beim Gehorsam geht es nicht um eine lediglich äußerliche Regelkonformität, sondern um einen Dienst aus Liebe. Das Gesetz Gottes ist ein Ausdruck seines ureigensten Wesens. Deshalb verkörpert es das große Prinzip der Liebe und bildet die Grundlage der Regierung Gottes, die sich über den Himmel und die Erde erstreckt. Wenn unsere Herzen erneuert werden und das Bild Gottes widerstrahlen und die göttliche Liebe in unserer Seele eingepflanzt worden ist - werden wir dann nicht Gottes Gesetz in unserem Leben in die Tat umsetzen? Wenn der Grundsatz der Liebe im Herzen verwurzelt ist und der Mensch nach dem Ebenbild dessen, der ihn erschaffen hat, erneuert wird, dann erfüllt sich die Verheißung des Neuen Bundes: „Ich will meine Gesetze in ihre Herzen geben und sie in ihre Sinne schreiben.” (Hebräer 10,16) Und wenn nun das Gesetz ins Herz geschrieben ist, wird es dann nicht die Gestaltung des Lebens entscheidend beeinflussen? Gehorsam - also der durch Liebe motivierte Dienst und die auf Liebe basierende Loyalität - ist der wahre Beweis dafür, dass wir Jesu Nachfolger sind. Deshalb sagt die Bibel auch: „Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten.” „Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.” (1. Johannes 5,3; 2,4 LUT) Der Glaube entbindet uns also nicht von unserer Gehorsamspflicht. Im Gegenteil, der Glaube - und nur er allein - gibt uns Anteil an der Gnade Christi, die uns erst fähig macht, wirklich gehorsam zu sein.RW 75.1

    Aber natürlich verdienen wir uns die Erlösung nicht mit unserem Gehorsam, denn sie wird uns umsonst als Geschenk Gottes angeboten, das wir durch den Glauben empfangen. Gehorsam ist vielmehr die natürliche Folge des Glaubens. „Ihr wisst, dass er erschienen ist, um unsere Sünden hinwegzunehmen; und in ihm ist keine Sünde. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.” (1. Johannes 3,5.6) Hier wird das wahre Erkennungsmerkmal eines Nachfolgers genannt. Wenn wir mit Christus verbunden bleiben und die Liebe Gottes in uns wohnt, werden unsere Gefühle und Gedanken sowie unsere Ziele, Absichten und Handlungen in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes sein, wie er in den Geboten seines heiligen Gesetzes zum Ausdruck kommt. „Liebe Kinder, lasst euch von niemand verführen! Wer handelt, wie es dem Willen Gottes entspricht, ist gerecht, wie Christus gerecht ist.” (1. Johannes 3,7 NLB) Gerechtigkeit wird durch den Maßstab des heiligen Gesetzes Gottes definiert, welches in den am Berg Sinai verkündigten Zehn Geboten zusammengefasst wird.RW 75.2

    Ein fälschlich sogenannter „Glaube an Christus”, der vorgibt, dass Menschen von der Verpflichtung zum Gehorsam Gott gegenüber entbunden sind, ist nicht Glaube, sondern reine Anmaßung. „Durch Gnade seid ihr errettet durch den Glauben”, aber „Glaube, wenn er keine Werke hat, ist tot” (Epheser 2,8; Jakobus 2,17). Bevor Jesus auf diese Erde kam, machte er über sich selbst folgende Aussage: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.” (Psalm 40,8) Kurz bevor er wieder in den Himmel auffuhr, erklärte er: „Ich habe die Gebote meines Vaters gehalten und bin in seiner Liebe geblieben.” (Johannes 15,10) Weiter sagt die Bibel: „Und daran merken wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten ...Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll so leben, wie er gelebt hat.” (1. Johannes 2,3.6 LUT) „... weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.” (1. Petrus 2,21)RW 76.1

    Die Bedingung, unter der wir ewiges Leben erhalten, ist heute dieselbe wie zu allen Zeiten. Es ist die gleiche Bedingung, die für unsere ersten Eltern im Paradies vor dem Sündenfall galt. Sie lautet: vollkommener Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes und vollkommene Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Würde das ewige Leben zu einer Bedingung gewährt, der diese Elemente fehlen, stünde das Glück des gesamten Universums auf dem Spiel. Denn damit wäre der Sünde mit all ihrem Leid und Elend im Gefolge nicht nur Tür und Tor geöffnet, sie würde ewig weiterbestehen.RW 76.2

    Vor dem Sündenfall wäre es für Adam möglich gewesen, einen rechtschaffenen Charakter zu entwickeln, wenn er Gottes Gesetz befolgt hätte. Aber weil er in diesem Punkt versagte, ist die Natur des Menschen als Folge seiner Sünde verdorben, und wir können uns nicht aus eigener Kraft rechtschaffen und gerecht machen. Und weil wir sündhaft und unheilig sind, können wir dem heiligen Gesetz auch nicht vollkommen gehorchen. Wir besitzen aus uns selbst heraus keinerlei Gerechtigkeit, mit der wir die Ansprüche des Gesetzes Gottes erfüllen könnten. Aber Christus hat für uns einen Ausweg geschaffen. Er lebte hier auf der Erde unter denselben Widrigkeiten und Versuchungen, mit denen auch wir konfrontiert sind. Er jedoch lebte ein Leben ganz ohne Sünde. Er starb für uns, und jetzt bietet er uns an, unsere Sünden auf sich zu nehmen und uns im Gegenzug seine Gerechtigkeit zu schenken. Wenn du dich ihm übergibst und ihn als Erlöser annimmst, wirst du - egal wie sündig dein Leben auch gewesen sein mag - um seinetwillen als gerecht gelten. Der Charakter Christi tritt an die Stelle deines Charakters, und du wirst in den Augen Gottes als so gerecht angesehen, als hättest du nie gesündigt.RW 77.1

    Doch noch mehr geschieht: Christus verändert auch das Herz. Durch den Glauben wohnt er in deinem Herzen. Deine Aufgabe ist es, diese Verbindung mit Christus aufrechtzuerhalten, indem du glaubst und beständig deinen Willen Christus unterstellst. Solange du dies tust, wird er in dir wirken: Er wird „das Wollen und das Vollbringen schaffen - nach seinem Wohlgefallen.” (vgl. Philipper 2,13) Du kannst dann sagen: „Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! Mein vergängliches Leben auf dieser Erde lebe ich im Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der mich geliebt und sein Leben für mich gegeben hat.” (Galater 2,20 HFA) Deshalb sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der durch euch redet.” (MATTHÄUS 10,20) Wenn Christus auf diese Weise in dir wirkt, wirst du denselben Geist offenbaren und die gleichen guten Taten vollbringen - Werke der Rechtschaffenheit und des Gehorsams.RW 77.2

    In uns selbst gibt es nichts, worauf wir stolz sein könnten. Es besteht kein Anlass zur Selbsterhöhung. Die einzige Grundlage unserer Hoffnung ist die uns zugerechnete Gerechtigkeit Christi und das, was der Heilige Geist in uns und durch uns wirkt.RW 78.1

    Wenn wir vom Glauben sprechen, sollten wir uns bewusst machen, dass man zwischen verschiedenen Formen des Glaubens unterscheiden muss. Es gibt eine Form des „Glaubens”, die man als eine Anerkennung von Fakten definieren könnte - im Gegensatz zu dem Glauben, der auf echtem Vertrauen basiert. Die Existenz und Macht Gottes sowie die Wahrheit seines Wortes sind Tatsachen, die selbst Satan und seine Scharen im tiefsten Inneren anerkennen müssen. Die Bibel sagt: „Das glauben auch die Dämonen, und sie zittern vor Angst.” (Jakobus 2,19 NLB) Dies ist jedoch nicht dieser lebendige Glaube, der durch persönliches Vertrauen gekennzeichnet ist. Wahrer Glaube muss mehr sein als ein Fürwahrhalten des Wortes Gottes. Wenn wir unseren eigenen Willen Gott unterstellen, ihm unser Herz übergeben und unsere ganze Zuneigung ihm gehört, dann kann man von diesem lebendigen Glauben sprechen - einem Glauben, der durch die Liebe tätig ist und unsere Seele reinigt. Dieser Glaube bewirkt, dass unser Herz erneuert und in das Ebenbild Gottes verwandelt wird. Der Mensch, dessen Herz sich in seinem früheren, nicht erneuerten Zustand dem Gesetz Gottes nicht unterworfen hat, weil es dies tatsächlich gar nicht konnte, hat nun Freude an den heiligen Geboten Gottes und ruft wie der Schreiber der Psalmen aus: „Ich habe dein Gesetz unendlich lieb! Den ganzen Tag beschäftigt es mein Denken.” (Psalm 119,97 GNB) Auf diese Weise wird die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt, „denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben” (Römer 8,4 HFA).RW 78.2

    Es gibt Menschen, die die vergebende Liebe Christi kennengelernt haben und sich von Herzen wünschen, Gottes Kinder zu sein. Aber gleichzeitig ist ihnen bewusst, wie unvollkommen ihr Charakter und fehlerbehaftet ihr Leben ist, und so kommen Zweifel auf, ob ihr Herz wirklich durch den Heiligen Geist eine Erneuerung erfahren hat. Diesen Zweiflern möchte ich zurufen: Zieh dich nicht in Verzweiflung zurück! Wir werden uns oft zu den Füßen Jesu niederbeugen und wegen all unserer Unzulänglichkeiten und Fehler weinen müssen. Aber wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Selbst wenn uns der Feind bezwingen konnte, wird Gott uns nicht fallen lassen oder zurückweisen. Gott verlässt uns niemals! Vielmehr legt Christus, der zur Rechten Gottes ist, Fürsprache für uns ein. Johannes, der geliebte Jünger, versichert uns: „Dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.” (1. Johannes 2,1) Und vergiss auch nicht diese Worte Christi: „Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb!” (Johannes 16,27) Er sehnt sich danach, dich zu erneuern und ihm ähnlich zu machen, sodass sich seine eigene Reinheit und Heiligkeit in dir widerspiegeln. Du musst dich ihm nur völlig hingeben, dann wird er, der das gute Werk in dir begonnen hat, es auch bis zu dem Tag weiterführen, an dem Jesus Christus wiederkommt. Bete inniger und vertraue fester. Wenn wir an den Punkt kommen, wo wir uns nicht länger auf unsere eigene Kraft verlassen, dann lasst uns der Macht unseres Erlösers umso mehr vertrauen, und wir werden ihn preisen, der „das Heil meines Angesichts ist” (Psalm 42,12 ELB).RW 79.1

    Je inniger unser Verhältnis zu Jesus wird, desto schmerzlicher wird uns unsere Fehlerhaftigkeit bewusst werden. Denn unser Blick wird geschärft werden, und wir werden den starken Kontrast zwischen unseren Unzulänglichkeiten und seinem vollkommenen Wesen deutlicher wahrnehmen. Das ist ein Beweis dafür, dass die Täuschungen Satans ihre Macht über uns verloren haben und uns der lebenspendende Einfluss des Geistes Gottes wachgerüttelt hat.RW 79.2

    In einem Herzen, das sich seiner eigenen Sündhaftigkeit nicht bewusst ist, kann niemals die tief verwurzelte Liebe zu Jesus wohnen. Wer durch die Gnade Christi verwandelt worden ist, wird dessen göttlichen Charakter bewundern. Wenn wir aber gar nicht realisieren, wie sehr wir in moralischer Hinsicht verdorben sind, ist das ein unverkennbarer Beweis dafür, dass wir die Schönheit und unübertroffene Exzellenz Christi noch gar nicht wirklich wahrgenommen haben.RW 80.1

    Je weniger wir von uns selbst halten, desto mehr werden wir die unendliche Reinheit, Herzensgüte und Schönheit unseres Erlösers zu schätzen wissen. Der Blick auf unsere Sündhaftigkeit treibt uns zu dem, der uns vergeben kann. Und wenn sich der Mensch im Bewusstsein seiner eigenen Hilflosigkeit nach Christus ausstreckt, wird er sich ihm in seiner ganzen Macht offenbaren. Je mehr uns das Bewusstsein unserer Bedürftigkeit zu ihm und dem Wort Gottes treibt, desto deutlicher eröffnet sich uns die Herrlichkeit seines Charakters, und desto deutlicher werden wir sein Ebenbild widerspiegeln.RW 80.2

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