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    Kapitel 11 - Das Vorrecht Des Gebets

    *****

    Gott spricht zu uns Menschen - durch die Natur und die Offenbarung seines Wortes, durch die Führung der Um stände und durch seinen Heiligen Geist, der an uns wirkt. Aber das allein genügt nicht. Es ist notwendig, dass auch wir unser Herz vor ihm ausschütten. Damit wir in geistlicher Hinsicht lebendig und voller Kraft sind, brauchen wir unbedingt einen unmittelbaren Umgang mit unserem himmlischen Vater. Un sere Gedanken mögen sich zu ihm hingezogen fühlen, und wir mögen über seine Werke, seine Barmherzigkeit und seine Seg nungen nachdenken, aber all das entspricht nicht - im wahrs ten Sinn des Wortes - einer Zwiesprache mit Gott. Um ein solch vertrautes Gespräch zu führen, müssen wir ihm die Din ge mitteilen, die konkret unser persönliches Leben betreffen.RW 115.1

    Beten bedeutet, Gott unser Herz wie gegenüber einem Freund zu öffnen. Nicht, dass wir Gott über die Dinge, die uns betreffen, informieren müssten, sondern es geht darum, dass wir befähigt werden, ihn zu hören und für seine Botschaften empfänglich zu sein. Das Gebet holt nicht Gott zu uns herab, sondern hebt uns zu ihm hinauf.RW 115.2

    Als Jesus auf dieser Erde weilte, lehrte er seine Jünger, wie sie beten sollten. Er wies sie an, ihre täglichen Bedürfnisse vor Gott auszubreiten und ihm alle ihre Sorgen anzu vertrauen. Er versprach ihnen, dass ihre Bitten erhört würden, und diese Zusicherung gilt auch uns.RW 115.3

    Jesus selbst betete in der Zeit, als er unter den Menschen lebte, sehr häufig. Unser Erlöser identifizierte sich mit unseren menschlichen Bedürfnissen und Schwächen, indem er ein Bittender wurde - ein Bittsteller, der sich an seinen Vater wandte. Er erbat sich von ihm immer wieder neue Kraft, um für die Pflichten und Anfechtungen, die ihn erwarteten, gewappnet zu sein. Jesus ist in jeder Hinsicht unser Vorbild. In unseren Schwachheiten ist er uns ein Bruder, „der versucht worden ist in allem wie wir”. (Hebräer 4,15 LUT) Doch weil er selbst völlig sündlos war, schreckte seine Natur vor allem Bösen zurück. In dieser sündigen Welt musste er Kämpfe erdulden und Seelenqualen erleiden. Das Gebet war für ihn in seiner menschlichen Natur unverzichtbar und ein Vorrecht. In der Zwiesprache mit seinem Vater fand er Trost und Freude. Und wenn der Erlöser der Menschen, der Sohn Gottes, ein solches Bedürfnis zum Beten verspürte, um wie viel mehr sollten schwache, sündhafte und der Sterblichkeit unterworfene Menschen die Notwendigkeit inständigen und anhaltenden Gebets verspüren.RW 116.1

    Unser himmlischer Vater wartet nur darauf, seine Segnungen in vollem Maß über uns auszuschütten. Es ist unser Vorrecht, unseren Durst ohne Einschränkung an der Quelle seiner grenzenlosen Liebe zu stillen. Wie unverständlich ist es da, dass wir so wenig beten! Gott ist willens und bereit, das aufrichtige Gebet des Geringsten unter seinen Kindern zu hören, und doch sind wir oft so zögerlich oder zeigen gar offensichtlichen Widerwillen, Gott unsere Bedürfnisse und Nöte mitzuteilen. Was sollen die Engel im Himmel über uns arme, hilflose menschliche Wesen denken, die den Versuchungen ausgesetzt sind und doch so wenig beten und so wenig Glauben beweisen, wo doch Gottes unendlich liebendes Herz sich voller Sehnsucht nach ihnen ausstreckt und ihnen mehr schenken möchte, als sie bitten oder sich über haupt vorstellen können? (vgl. Epheser 3,20) Die Engel lieben es, vor Gott niederzuknien; sie lieben es, ihm nahe zu sein. Die Gemeinschaft mit ihm betrachten sie als ihre größte Freude. Die irdischen Menschenkinder jedoch, die so sehr der Hilfe bedürfen, die nur Gott geben kann, geben sich offensichtlich damit zufrieden, ohne das Licht seines Heiligen Geistes zu leben und ohne seine Begleitung und Gegenwart auszukommen.RW 116.2

    Menschen, die das Gebet vernachlässigen, befinden sich in der Finsternis, mit der der Böse sie umschließt. Sie sind den Einflüsterungen des Feindes ausgesetzt, der sie zur Sünde verleiten will. Der einzige Grund dafür ist, dass sie keinen Gebrauch von dem gottgegebenen Vorrecht machen, sich im Gebet mit Gott zu einem „Gesprächstermin” zu treffen. Wie kann es sein, dass die Söhne und Töchter Gottes nur so zögerlich beten, wo doch das Gebet der Schlüssel in der Hand des Glaubens ist, der den Speicher des Himmels aufschließt, in dem die grenzenlosen Ressourcen der Allmacht aufbewahrt werden? Wenn wir nicht unablässig beten und sorgfältig die Augen offen halten, stehen wir in Gefahr, nachlässig zu werden und vom richtigen Weg abzukommen. Unser Widersacher ist ununterbrochen bemüht, den Weg zum Gnadenthron zu blockieren. Er will verhindern, dass wir durch ernstes Flehen und aufrichtigen Glauben Kraft und Gnade erhalten, damit wir der Versuchung widerstehen können.RW 117.1

    Es gibt konkrete Bedingungen, unter denen wir erwarten können, dass Gott unsere Gebete hört und beantwortet. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, dass wir unsere Bedürftigkeit und Abhängigkeit von seiner Hilfe spüren. Er hat verheißen: „Ich werde Wasser auf Durstige ausschütten und das trockene Land mit Bächen bewässern.” (Jesaja 44,3 NLB) Alle, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten und sich nach Gott sehnen, dürfen sicher sein, dass Gott ihr Bedürfnis stillen wird. Das menschliche Herz muss sich dem Einfluss des Heiligen Geistes öffnen, denn nur dann kann uns der Segen Gottes erreichen.RW 117.2

    Allein schon unsere große Bedürftigkeit spricht für sich und plädiert äußerst beredt zu unseren Gunsten. Aber dennoch sollen wir uns konkret an Gott wenden, damit er alle diese Dinge für uns tut. „Bittet, so wird euch gegeben”, lautet seine Aufforderung. (Matthäus 7,7) Weiter heißt es: „Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?” (Römer 8,32 NLB)RW 118.1

    Wenn wir „Unrechtes in unserem Herzen vorhaben” (Psalm 66,18) oder irgendeine uns bewusste Sünde nicht loslassen wollen, wird uns der Herr nicht erhören. Doch das Gebet eines reumütigen und zerknirschten Herzens nimmt er immer an. Wenn wir jedes uns bekannte Unrecht wiedergutgemacht haben, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott unsere Bitten erhört. Mit unseren eigenen Leistungen können wir uns allerdings niemals die Gunst Gottes erwerben. Es ist allein Jesus in seiner unübertroffenen Exzellenz, der uns erretten kann, und sein Blut, das uns reinigt. Dennoch fällt auch uns eine Aufgabe zu, nämlich die Bedingungen der Annahme bei Gott zu erfüllen.RW 118.2

    Ein weiterer Aspekt eines effektiven Gebets ist unser Glaube. „Wer zu Gott kommen möchte, muss glauben, dass Gott existiert und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt.” (Hebräer, 11,6 NLB) Jesus sagte seinen Jüngern: „Alles, was ihr auch immer im Gebet erbittet, glaubt, dass ihr es empfangt, so wird es euch zuteil werden!” (Markus 11,24) Nehmen wir Gott hier beim Wort?RW 118.3

    Diese Zusicherung ist umfassend und enthält keinerlei Einschränkungen, und der sie gegeben hat, ist absolut zuverlässig. Wenn wir die Dinge, um die wir gebetet haben, nicht umgehend erhalten, sollen wir dennoch weiterhin glauben, dass der Herr uns hört und unsere Gebete beantworten wird. Wir sind so anfällig für den Irrtum und kurzsichtig in unseren Wünschen, dass wir manchmal um Dinge bitten, die für uns kein Segen wären. In seiner Liebe beantwortet unser himmlischer Vater unsere Gebete stets so, dass er uns das gibt, was für uns auf lange Sicht das Beste ist. Und das ist das, was wir uns selbst wünschen würden, wenn wir mit göttlich erleuchteten Augen alle Dinge so sehen könnten, wie sie in Wirklichkeit sind. Wenn es scheint, dass unsere Gebete nicht erhört werden, sollen wir uns an die Verheißung klammern, denn der Zeitpunkt der Erhörung wird mit Sicherheit kommen, und wir werden den Segen empfangen, den wir am meisten brauchen. Andererseits zu erwarten, dass ein Gebet immer auf genau die Art und Weise beantwortet wird, wie wir es uns wünschen, und wir genau das erhalten, wonach wir verlangen, wäre Anmaßung. Gott in seiner Weisheit macht keine Fehler, und er ist zu gütig, um denen, die rechtschaffen leben, irgendetwas vorzuenthalten, was gut für sie wäre. Du brauchst also keine Angst zu haben, ihm vorbehaltlos zu vertrauen, auch wenn du die Antwort auf deine Gebete nicht sofort sehen kannst. Verlass dich auf seine feste Zusage: „Bittet, so wird euch gegeben.” (Matthäus 7,7)RW 118.4

    Wenn wir auf unsere Zweifel und Ängste hören oder alle Unklarheiten zu beseitigen versuchen, ohne den Glauben mit einzubeziehen, werden Ratlosigkeit und Verwirrung nur umso größer und ernster werden. Aber wenn wir zu Gott kommen - in all unserer Hilflosigkeit und Abhängigkeit, in der wir uns tatsächlich befinden - und in demütigem, vertrauensvollen Glauben unsere Wünsche dem vorlegen, dessen Allwissenheit unendlich ist, dessen Augen nichts in seiner ganzen Schöpfung entgeht und der alles durch seinen Willen und sein Wort lenkt und regiert, dann kann und wird er auf unser Rufen hören und unser Herz mit seinem Licht erleuchten. Das aufrichtige Gebet verbindet uns mit den Gedanken des Unendlichen. Vielleicht weist in diesem Moment nichts Außergewöhnliches darauf hin, dass sich das Angesicht unseres Erretters voller Mitgefühl und Liebe über uns beugt - und dennoch ist es so. Auch wenn wir seine Berührung nicht spürbar wahrnehmen, ruht doch seine Hand in Liebe und zärtlichem Mitgefühl auf uns.RW 119.1

    Wenn wir zu Gott kommen und ihn um Barmherzigkeit und Segen bitten, sollte auch in unserem eigenen Herzen eine Geisteshaltung der Liebe und Vergebungsbereitschaft herrschen. Wie können wir bitten, „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“(Matthäus 6,12 LUT), und gleichzeitig eine nachtragende, unversöhnliche Haltung im Herzen hegen? Wenn wir erwarten, dass unsere eigenen Gebete erhört werden, müssen wir anderen Menschen in gleicher Weise und in demselben Umfang vergeben, wie wir selbst Vergebung erhoffen.RW 120.1

    Eine weitere Bedingung für die Erhörung unserer Bitten ist, dass wir im Gebet Ausdauer zeigen. Wenn wir im Glauben und in unserer Erfahrung wachsen wollen, müssen wir „ohne Unterlass” beten. Paulus formuliert, wir sollen „beharrlich im Gebet” sein bzw.: „Lasst nicht nach im Beten, werdet nicht müde darin und tut es immer mit Dank!” (Römer 12,12; Kolosser 4,2 GNB) Außerdem ermutigt er uns: „Sorgt euch um nichts, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.” (Philipper 4,6) Petrus ermahnt die Gläubigen: „Seid wachsam und nüchtern, werdet nicht müde zu beten.” (1. Petrus 4,7 HFA) Und Judas schreibt: „Ihr aber, Geliebte ... betet im Heiligen Geist und bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes.” (Judas 20.21) Das beständige Gebet ermöglicht die ununterbrochene Gemeinschaft der Seele mit Gott. Auf diese Weise fließt das Leben von Gott in unser Leben hinein; und umgekehrt werden aus unserem Leben Heiligkeit und Reinheit zurück zu Gott fließen.RW 120.2

    Wir müssen das Gebet mit allem Fleiß und Eifer pflegen. Lass nicht zu, dass dich irgendetwas vom Beten abhält. Wir sollten uns nach Kräften bemühen, das Zwiegespräch zwischen Jesus und uns nie abbrechen zu lassen. Nutze jede Gelegenheit, dabei zu sein, wo immer das Gebet regelmäßig gepflegt wird. Wer wirklich nach Gemeinschaft mit Gott strebt, wird in den Gebetsversammlungen zu finden sein. Er wird sich bemühen, treu seine Pflicht zu tun, und wird sich mit Ernst und Eifer nach all den Segnungen ausstrecken, die ihm angeboten werden. Er wird keine Gelegenheit versäumen, überall dort zu sein, wo er Lichtstrahlen vom Himmel empfangen kann.RW 120.3

    Wir sollten auch das Gebet im Familienkreis pflegen. Am wichtigsten jedoch ist, dass wir das persönliche Gebet im „stillen Kämmerlein” nicht vernachlässigen, denn es ist das Lebenselixier unserer Seele. Unser geistliches Leben kann unmöglich blühen und gedeihen, wenn wir das Gebet vernachlässigen. Es reicht nicht aus, nur in der Familie oder in der Öffentlichkeit zu beten. Öffne dein Herz ganz im Verborgenen dem prüfenden Blick Gottes. Dieses Gebet in der Zurückgezogenheit ist nur für die Ohren Gottes bestimmt, der unser Beten hört. Die neugierigen Ohren anderer dürfen nicht in die Bürde solch persönlicher Bitten eingeweiht werden. Wenn wir uns so zum persönlichen Gebet zurückziehen, verschwindet jede Anspannung, und die Seele ist unbelastet von Einflüssen aus der Umgebung. Unaufgeregt und doch voller Leidenschaft kann sich unser Inneres nach Gott ausstrecken. Der von ihm ausgehende liebliche Segen wird sich über uns ergießen und auf uns bleiben, denn Gott sieht in das Verborgene, und seine Ohren sind offen für das Gebet, das aus tiefstem Herzen aufsteigt. In ruhiger Gelassenheit und schlichtem Glauben pflegt die Seele Gemeinschaft mit Gott und nimmt die Strahlen des göttlichen Lichts in sich auf, die uns in der Auseinandersetzung mit Satan stärken und erhalten. Gott ist unser Fels in der Brandung.RW 121.1

    Bete in deinem „Kämmerlein”, und wenn du deinen Alltagsgeschäften nachgehst, dann lass die Gedanken deines Herzens immer wieder zu Gott emporsteigen. Genauso wandelte Henoch mit Gott. Diese stillen Gebete steigen wie kostbarer Weihrauch zum Thron der Gnade auf. Wer auf diese Weise mit seinem Herzen ständig in Verbindung mit Gott bleibt, kann von Satan nicht überwunden werden.RW 121.2

    Es gibt keinen Zeitpunkt und keinen Ort, an dem es unangemessen wäre, eine Bitte hinauf zu Gott zu senden. Nichts kann uns davon abhalten, unsere Gedanken auf Gott zu richten und ein ernstes Gebet zu sprechen. Mitten in einer Menschenmenge auf der Straße oder inmitten einer geschäftlichen Angelegenheit können wir Gott eine Bitte vorlegen und seine göttliche Führung erbitten, so wie Nehemia es tat, als er mit seinem Anliegen vor König Artaxerxes trat. Wo immer wir auch sind, können wir einen inneren Rückzugsort der Gemeinschaft mit Gott finden. Wir sollten die Tür des Herzens ständig geöffnet halten - als eine Einladung an Jesus, dass er kommen und als himmlischer Gast in unserem Herzen verweilen möge.RW 122.1

    Es mag sein, dass wir uns inmitten einer verpesteten, verdorbenen Atmosphäre befinden, aber wir sind nicht gezwungen, diesen Gifthauch einzuatmen, sondern dürfen uns mit der reinen, himmlischen Luft umgeben. Wenn wir uns durch aufrichtiges Beten innerlich erheben und in die Gegenwart Gottes begeben, können wir die Einfallstore verschließen, durch die unreine Fantasien und unheilige Gedanken eindringen. Wer sein Herz dem Segen Gottes und seiner Unterstützung öffnet, wird in einer heiligeren als nur der irdischen Atmosphäre leben und in ständiger Verbindung mit dem Himmel stehen.RW 122.2

    Wir brauchen eine klarere Vorstellung von Jesus und ein tieferes Verständnis für den hohen Wert und die Realität der himmlischen Welt und des ewigen Lebens. Die Herzen der Kinder Gottes müssen von der Schönheit der Heiligkeit erfüllt sein. Damit wir dieses Ziel erreichen, sollten wir danach streben, dass uns Gott die himmlischen Dinge enthüllt.RW 122.3

    Erlaube Gott, dein Herz von dir selbst weg nach oben zu ziehen, damit er dir einen Hauch der himmlischen Atmosphäre vermitteln kann. Unsere Verbindung zu Gott kann so eng sein, dass sich unsere Gedanken bei jeder unerwarteten Schwierigkeit so natürlich auf ihn richten, wie sich eine Blume der Sonne zuwendet.RW 122.4

    Lass Gott Anteil an allem haben, was dich bewegt: an deinen Wünschen und Freuden, deinem Kummer und deinen Sorgen und Ängsten. Du lädst ihm damit keine Last auf, und er wird dessen auch nie überdrüssig werden. Er, der die Haare auf deinem Haupt gezählt hat, steht den Bedürfnissen seiner Kinder niemals gleichgültig gegenüber. „Der Herr ist voller Mitleid und zärtlichem Erbarmen.” (Jakobus 5,11) Sein liebevolles Herz ist beim Anblick unseres Kummers berührt, und erst recht, wenn wir ihm unsere Sorgen vortragen. Komm mit allem, was dein Denken verwirrt und belastet, zu ihm. Nichts ist zu groß, als dass er es nicht tragen könnte, denn er hält Welten in seiner Hand und hat alle Angelegenheiten des Universums unter seiner Kontrolle. Nichts, was unseren Frieden auch nur ansatzweise stört, ist zu geringfügig für ihn, als dass es seiner Aufmerksamkeit entginge. Es gibt kein Kapitel in unserem Leben, das er nicht lesen könnte, weil es zu dunkel ist. Und es gibt keine Schwierigkeit, die so kompliziert wäre, dass er sie nicht lösen könnte. Kein Unglück kann dem Geringsten seiner Kinder zustoßen, keine Angst ihr Herz quälen, keine Freude sie erheitern, kein aufrichtiges Gebet über ihre Lippen kommen, das unser himmlischer Vater nicht wahrnehmen und dem er sich nicht augenblicklich voller Interesse zuwenden würde. „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.” (Psalm 147,3) Die Beziehung zwischen Gott und einem jeden Menschen ist so individuell und so tief, als ob es auf der ganzen Erde keinen weiteren Menschen gäbe, um den er sich auch noch kümmern müsste - als wäre dieser die einzige Seele, für die er seinen geliebten Sohn dahingab.RW 123.1

    Jesus sagte: „Ihr werdet in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb.” „Ich habe euch erwählt ... damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen.” (Johannes 16,26.27; 15,16) Im Namen Jesu zu beten bedeutet allerdings mehr, als nur am Anfang oder Ende des Gebets seinen Namen formelhaft zu erwähnen. Es bedeutet, die Denkweise Jesu zu übernehmen und in seinem Geist zu beten, seinen Verheißungen zu glauben, sich auf seine Gnade zu verlassen und die Werke zu tun, die er tat.RW 123.2

    Es entspricht nicht Gottes Vorstellung, dass irgendjemand von uns zum Einsiedler oder Mönch werden und sich aus der Welt zurückziehen sollte, um sich nur noch gottesdienstlichen Übungen zu widmen. Unser Leben muss wie das Leben Christi sein, zu dem die Zurückgezogenheit in den Bergen ebenso gehörte wie die Menschenmenge, unter die er sich mischte. Wer nichts anderes tut, als zu beten, wird das Beten bald einstellen, oder seine Gebete werden zu einer rein äußerlichen Routine. Wenn Menschen sich vom Leben in der Gesellschaft zurückziehen und sich somit dem Wirkungskreis entziehen, in dem sie ihre christliche Pflicht erfüllen und ihr Kreuz tragen sollten, und wenn sie aufhören, mit Hingabe für den Meister zu arbeiten, der sich selbst so voller Hingabe für sie einsetzte, dann entfällt damit der entscheidende Inhalt und Zweck des Gebets und sie verspüren keinerlei Motivation zur Andacht mehr. Ihre Gebete werden ichbezogen und selbstsüchtig. Sie sind unfähig, sich im Gebet für die Bedürfnisse der Menschheit oder den Aufbau des Reiches Christi einzusetzen. Die Notwendigkeit, im Gebet um die Kraft zu ringen, die sie für ihre Arbeit brauchen, ist nicht mehr gegeben.RW 124.1

    Es ist ein Privileg, mit anderen Gemeinschaft zu haben, damit wir uns gegenseitig im Dienst für Gott stärken und ermutigen können. Wir fügen uns selbst Schaden zu, wenn wir dieses Vorrecht vernachlässigen. Unser Denken verändert sich, sodass uns die Deutlichkeit und Eindringlichkeit der Wahrheiten seines Wortes verlorengehen. Uns entgeht ihr heiligender Einfluss mit seiner erleuchtenden und wachrüttelnden Wirkung auf unser Herz, und unser geistliches Leben verkümmert. Es geht uns vieles dadurch verloren, dass uns in unserem Umgang mit anderen Gläubigen gegenseitige An teilnahme und Mitgefühl fehlen. Wer sich zurückzieht und seinen Mitmenschen gegenüber verschließt, entzieht sich damit der Aufgabe, die Gott ihm zugewiesen hat. Wenn wir die soziale Dimension unserer menschlichen Natur in richtiger Weise pflegen, werden wir Mitgefühl und Empathie für andere entwickeln. Dies bewirkt, dass wir uns in unserem Dienst für Gott weiterentwickeln und an Stärke zunehmen.RW 124.2

    Wenn die Gläubigen zusammenkämen, um sich über die Liebe Gottes und die wunderbaren Wahrheiten, die mit der Erlösung zu tun haben, auszutauschen, würden sie sich gegenseitig stärken, und auch ihr eigenes Herz würde neu belebt. Wir können von unserem himmlischen Vater täglich neue Erkenntnisse hinzugewinnen und lebendige Erfahrungen seiner Gnade machen. Das wird in uns den Wunsch wecken, über seine Liebe zu sprechen. Und wenn wir dies tun, wirkt sich dies positiv auf uns selbst aus, und wir werden ermutigt. Wenn wir uns in Gedanken mehr mit Jesus beschäftigen und über ihn sprechen würden - und weniger über uns selbst , dann würden wir seine Gegenwart viel stärker erfahren.RW 125.1

    Wenn wir nur so oft an Gott denken würden, wie wir die Beweise seiner Fürsorge für uns erleben, würden wir uns gedanklich ununterbrochen mit ihm beschäftigen. Wir würden voller Begeisterung von ihm sprechen und ihn rühmen und preisen. Wir reden über alltägliche Dinge, weil sie uns interessieren. Wir sprechen von unseren Freunden, weil sie uns am Herzen liegen und wir uns in Freud und Leid mit ihnen verbunden fühlen. Dabei hätten wir unendlich viel mehr Grund, Gott zu lieben als unsere irdischen Freunde, und es sollte für uns die natürlichste Sache der Welt sein, ihm in all unseren Gedanken die erste Stelle einzuräumen, von seiner Herzensgüte zu sprechen und anderen von seiner Macht zu erzählen. Es war nicht Gottes Absicht, dass die großzügigen Gaben, die er uns verliehen hat, unsere Aufmerksamkeit und Liebe so sehr fesseln, dass wir dabei vergessen, Gott etwas zurückzugeben. Vielmehr sollen uns seine Segnungen be ständig an ihn erinnern und unsere Verbindung zu unserem himmlischen Wohltäter durch die Bande der Liebe und Dankbarkeit umso enger werden lassen. Wir sind zu stark in den Niederungen der Erde verwurzelt. Lasst uns vielmehr unsere Augen zur offenen Tür des Heiligtums im Himmel erheben, wo das Licht der Herrlichkeit Gottes das Angesicht Christi erleuchtet, der „vollständig und für immer alle retten kann, die sich durch ihn an Gott wenden” (Hebräer 7,25 GNB).RW 125.2

    Wir müssen Gott mehr loben und preisen - „für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut” (Psalm 107,8). Der Inhalt unserer Andachten sollte sich nicht ausschließlich auf Bitten und Empfangen beschränken. Lasst uns nicht immer nur an unsere Bedürfnisse denken und dabei die vielen Wohltaten, die wir empfangen, überhaupt nicht erwähnen. Es geht nicht darum, dass wir zu viel erbitten, sondern darum, dass wir zu wenig danken. Unaufhörlich fließen uns die gnädigen Gaben Gottes zu, doch wie wenig Dankbarkeit bringen wir zum Ausdruck, wie selten loben und preisen wir ihn für all das, was er für uns getan hat.RW 126.1

    Zur Zeit des alten Israel gebot Gott dem Volk, wenn es sich zum Gottesdienst versammelte: „Ihr sollt dort vor dem Herrn, eurem Gott, das Opfermahl halten. Feiert es zusammen mit euren Familien und genießt voll Freude, was eure Arbeit euch durch Gottes Segen eingebracht hat.” (5. Mose 12,7 GNB) Was zur Ehre Gottes getan wird, sollte von Freude und Fröhlichkeit geprägt sein und mit Lob und Dankliedern zum Ausdruck gebracht werden. Traurigkeit und Trübsinn sind hier fehl am Platz.RW 126.2

    Unser Gott ist ein zärtlich liebender, barmherziger Vater. Wir sollten den Dienst für ihn nicht als eine trübsinnige, bedrückende Übung ansehen. Es sollte vielmehr ein Vergnügen sein, Gott anzubeten und an seinem Werk teilzuhaben. Gott möchte nicht, dass seine Kinder, für die eine so wunderbare Erlösung erwirkt wurde, sich so verhalten, als sei er ein harter, fordernder Zuchtmeister. Er ist ihr bester Freund, und wenn sie ihn anbeten, möchte er unter ihnen sein, um ihnen Segen und Trost zu schenken und ihre Herzen mit Freude und Liebe zu erfüllen. Es ist Gottes Wunsch, dass seine Kinder im Dienst für ihn Trost und Mut schöpfen und in seiner Arbeit mehr Freude und Vergnügen als Mühseligkeit erleben. Er möchte so gern, dass diejenigen, die zu seiner Anbetung zusammenkommen, wunderbare Gedanken über seine Fürsorge und Liebe mit nach Hause nehmen, dass Ermutigung und Freude sie in all ihren alltäglichen Beschäftigungen begleiten und sie mithilfe seiner Gnade in allen Angelegenheiten ehrlich und treu handeln können.RW 126.3

    Wir müssen uns um das Kreuz versammeln. Christus und seine Tat am Kreuz sollten der Gegenstand tiefen Nachdenkens sowie unserer Gespräche und freudigsten Gefühle sein. Jede von Gott empfangene Segnung sollte uns in Gedanken gegenwärtig bleiben. Und wenn uns bewusst wird, wie groß seine Liebe ist, sollten wir bereit sein, diesen Händen, die für uns ans Kreuz genagelt wurden, alles vertrauensvoll zu übergeben.RW 127.1

    Unser Lobpreis beflügelt die Seele und bringt uns dem Himmel näher. Dort oben in den himmlischen Höfen wird Gott mit Gesang und Musik angebetet. Indem wir unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, kommt unsere Anbetung jener der himmlischen Heerscharen immer näher. „Wer mir Dank sagt, bringt mir ein Opfer, das mich wirklich ehrt”, heißt es in Psalm 50,23. Lasst uns deshalb mit ehrfürchtiger Freude vor unseren Schöpfer treten und ihm „Danklied und Lobgesang” (Jesaja 51,3) darbringen.RW 127.2

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