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Bilder vom Reiche Gottes

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    Die Gemeinde unserer Tage

    Das Gleichnis vom Weinberg bezieht sich aber nicht nur auf die jüdische Nation, sondern hat auch uns etwas zu sagen. Gott hat seiner heutigen Gemeinde große Vorrechte und Segnungen zukommen lassen und erwartet von ihr entsprechende Gegenleistungen.BRG 242.1

    Für einen hohen Preis wurden wir freigekauft, und nur wenn wir uns dieses große Opfer vor Augen halten, können wir überhaupt verstehen, was damit für uns bewirkt wurde. Auf dieser Erde, die die Tränen und das Blut des Sohnes Gottes aufgenommen hat, sollen die wertvollen Früchte des Paradieses wachsen und im Leben der Kinder Gottes die überragende Wahrheit seines Wortes zum Ausdruck kommen. Durch sein Volk will Christus sein Wesen und die Grundsätze seines Reiches deutlich sichtbar machen.BRG 242.2

    In dem Bestreben, Gott entgegenzuarbeiten, drängt Satan die Menschen ständig, sich sein Prinzip des Bösen zu Eigen zu machen. Das auserwählte Volk Gottes stellt er als eine Schar Irregeleiteter hin und beschuldigt als Verkläger der Brüder ausgerechnet die Menschen, die sich der Sache der Gerechtigkeit verschrieben haben. Gott aber möchte gern die Anschuldigungen Satans dadurch entkräften, dass er durch sein Volk zeigen lässt, wie sich Gehorsam und richtige Grundsätze im praktischen Leben auswirken.BRG 242.3

    Jeder einzelne Christ, jede Familie, jede Gemeinde und auch jede christliche Institution soll deshalb Gottes Grundsätze hochhalten und damit zeigen, was für die ganze Welt geschehen kann. Sie sollen Sinnbilder der rettenden Kraft sein, die den Wahrheiten des Evangeliums innewohnt, und mithelfen, Gottes großen Plan mit der Menschheit in die Tat umzusetzen.BRG 242.4

    Die jüdische Geistlichkeit war stolz auf den herrlichen Tempel und die eindrucksvollen Zeremonien des Gottesdienstes, doch fehlte diesen Männern Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe zu Gott. Ein prächtiger Tempel und prunkvolle Gottesdienste konnten sie vor Gott nicht angenehm machen. Was der Herr nämlich schätzt, das brachten sie ihm nicht dar: Herzensdemut und das Bewusstsein, Vergebung zu brauchen. Wo immer die wesentlichen Grundsätze des Reiches Gottes in Vergessenheit geraten, nehmen aufwendige Zeremonien überhand. Wo man nicht mehr an sich selbst arbeitet, wo innere Werte und schlichte Frömmigkeit gering geschätzt werden, da fordern menschlicher Stolz und Geltungsdrang prunkvolle Gotteshäuser, aufwendige Gottesdienste und imposante Liturgien. Zu Gottes Ehre tragen wir damit nicht bei, er legt keinen Wert auf eine Religion der Äußerlichkeiten. Deshalb ist auch der Himmel bei solchen Schau-Gottesdiensten nicht vertreten.BRG 242.5

    Die wahre Gemeinde dagegen ist in Gottes Augen überaus kostbar — nicht weil sie äußerliche Vorzüge hätte, sondern wegen der aufrichtigen Frömmigkeit, die sie von der Welt unterscheidet. Ihre Glieder werden für ihn umso wertvoller, je mehr sie in der Erkenntnis Christi wachsen und in ihrem geistlichen Leben vorwärts kommen.BRG 243.1

    Christus wartet so sehr darauf, die Früchte seines Weinberges, nämlich Heiligkeit und Selbstlosigkeit, ernten zu können. Er hält bei uns nach gütiger Liebe Ausschau. Die wertvollsten Kunstwerke sind nichts im Vergleich zu der Schönheit des Wesens, die bei Christi Nachfolgern sichtbar werden soll. Der Gläubige lebt in einer Atmosphäre der Gnade; weil der Heilige Geist sein Denken und Fühlen prägt, wird er zum Boten des Lebens, und Gott kann seine Arbeit segnen.BRG 243.2

    Eine Gemeinde mag aus den Ärmsten im Land bestehen und auf andere überhaupt nicht anziehend wirken; wenn ihre Glieder aber das Wesen Christi haben, dann sind sie von himmlischer Freude erfüllt. Engel nehmen an ihren Versammlungen teil, und alle loben und danken Gott aus vollem Herzen.BRG 243.3

    Der Herr will, dass wir anderen von seiner Güte und Macht erzählen; unser Lob und Dank ehrt ihn. “Wer Dank opfert, der preiset mich”, sagt er. Psalm 50,23. Als das Volk Israel durch die Wüste zog, lobte es Gott mit heiligen Liedern. Man vertonte die Gebote und Verheißungen des Herrn und sang sie während der ganzen Reise. Auch wenn die Israeliten später in Kanaan ihre heiligen Feste feierten, sprachen sie von Gottes wunderbarem Wirken und dankten und opferten ihm, wie er es wünschte. Mit ihrer ganzen Lebensform sollten sie ihn loben, damit “man auf Erden erkenne seinen Weg, unter allen Heiden sein Heil”. Psalm 67,3.BRG 243.4

    In unserer Zeit soll es nach Gottes Willen nicht anders sein. Die Menschen in der Welt beten falsche Götter an. Es ist unsere Aufgabe, sie von ihrem verkehrten Weg abzubringen — allerdings nicht dadurch, dass wir auf diese Götzen schimpfen: Wir wollen etwas Besseres anbieten. Die Menschen sollen doch Gottes Güte erfahren. “Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.” Jesaja 43,12.BRG 244.1

    Der Herr möchte, dass wir seinen Erlösungsplan und das Vorrecht, seine Kinder sein zu dürfen, zu schätzen wissen und ihm dafür in Dankbarkeit gehorsam sind. Als Wiedergeborene sollen wir ihm jeden Tag freudig dienen. Er wartet auf unseren Dank dafür, dass unsere Namen im Lebensbuch des Lammes stehen und wir mit allen Problemen zu dem kommen dürfen, der für uns sorgt. Er fordert uns auf, fröhlich zu sein, denn wir sind sein Erbteil, und die Gerechtigkeit Christi ist das weiße Gewand der Heiligen. Wir haben die wunderbare Hoffnung, dass unser Erlöser bald kommen wird.BRG 244.2

    Gott aus vollem Herzen aufrichtig zu loben, ist genauso wichtig wie das Gebet. Lasst uns deshalb der Welt und allen himmlischen Wesen zeigen, wie sehr wir Gott dankbar sind für seine wunderbare Liebe, die er für die gefallene Menschheit aufbringt, und dass wir von ihm noch größeren Segen erwarten. Viel mehr als bisher sollten wir von unseren Erfahrungen berichten. Wenn wir nach einer besonders spürbaren Ausgießung des Heiligen Geistes anderen erzählen, wie wunderbar und liebevoll Gott für seine Kinder sorgt, dann werden wir im Dienst für Gott noch mehr Freude verspüren und auch erfolgreicher sein.BRG 244.3

    Solch eine Haltung wird Satans Macht zurückdrängen und den Geist des Murrens und Klagens austreiben, wodurch der Versucher an Boden verliert und die Gläubigen sich charakterlich so entwickeln können, dass sie einmal dafür geeignet sein werden, auf der neuen Erde zu leben. Die Wirkung auf andere wird nicht ausbleiben. Es gibt gar keine bessere Methode, um Seelen für Christus zu gewinnen.BRG 244.4

    Lasst uns Gott im praktischen Dienst für ihn loben und alles tun, was in unserer Kraft steht, um seinen Namen zu ehren. Gott gibt uns seine Gaben, damit wir davon an andere weitergeben und auf diese Weise der Welt eine Vorstellung von seinem Wesen vermitteln. Opfer und Gaben bildeten einen wesentlichen Teil des jüdischen Kultes. Die Israeliten wurden dazu angehalten, den zehnten Teil ihres gesamten Einkommens dem Dienst am Heiligtum zu weihen und außerdem Sündopfer, freiwillige Gaben und Dankopfer darzubringen. Auf diese Weise wurde damals der Evangeliumsdienst unterhalten.BRG 245.1

    Heute erwartet Gott von uns nicht weniger als damals von seinem Volk. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit ihm Menschen für die Ewigkeit zu retten, und dazu dienen nach Gottes Willen Zehnten, Opfer und Gaben. Gott beansprucht den Zehnten als sein Eigentum, das wir nicht antasten dürfen, weil es in die Schatzkammer des Herrn gehört, damit sein Werk finanziert werden kann. Auch freiwillige Gaben und Dankopfer erbittet Gott von uns, denn nur so ist es möglich, dass das Evangelium bis in die entlegensten Gebiete der Erde getragen wird.BRG 245.2

    Dienst für Gott schließt aber auch den persönlichen Einsatz mit ein. Wir sind dazu aufgerufen, eigenhändig mit Gott zusammenzuarbeiten, um die Welt zu retten. Der Auftrag Christi: “Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur”, gilt für jeden seiner Nachfolger. Markus 16,15. Alle, die zum Leben in Christus berufen sind, haben damit auch die Aufgabe, für die Erlösung ihrer Mitmenschen zu arbeiten. In enger Verbundenheit mit Christus haben sie wie er den großen Wunsch, für andere da zu sein. Natürlich können nicht alle denselben Platz im Werk Gottes einnehmen, aber Raum und Arbeit ist für alle da.BRG 245.3

    Abraham, Isaak, und Jakob, Mose in seiner demütigen Weisheit und Josua mit seinen vielen Fähigkeiten — sie alle standen im Dienst Gottes. Die Musik Mirjams, der Mut und die Frömmigkeit Deborahs, die kindliche Anhänglichkeit Ruts, der Gehorsam und die Treue Samuels, die Gewissenhaftigkeit Elias, der besänftigende Einfluss Elisas — all das konnte Gott gebrauchen. Auch heute sind alle, die Gottes Segen erfahren haben, aufgerufen, sich in seinen Dienst zu stellen. Es gilt, alle Fähigkeiten einzusetzen, um Gottes Namen zu ehren und dazu beizutragen, dass sein Reich bald kommen kann.BRG 245.4

    All die Menschen, die Christus als ihren persönlichen Heiland erfahren haben, sind aufgerufen, die Wahrheit des Evangeliums und seine rettende Kraft im Leben öffentlich sichtbar werden zu lassen. Gott verlangt von ihnen nichts, ohne gleichzeitig bei der Durchführung mitzuhelfen. Die Gnade Christi befähigt sie dazu, alles zu tun, was Gott von ihnen wünscht, nämlich als sein Volk den ganzen Reichtum des Himmels zu offenbaren. “Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger”, sagt Christus. Johannes 15,8.BRG 246.1

    Gott beansprucht die ganze Erde als seinen Weinberg. Mag sie jetzt auch in den Händen Satans sein, so gehört sie doch allein Gott, der sie geschaffen und erlöst hat. Christus starb für sie den Opfertod: “Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.” Johannes 3,16. Durch diese eine Gabe erhalten die Menschen auch alle anderen Gaben Gottes. Täglich empfängt die ganze Welt seinen Segen. Regen und Sonne, jedes Blatt, jede Pflanze, jede Frucht — sie alle zeigen uns, die wir oft so undankbar sind, Gottes Geduld und Liebe.BRG 246.2

    Was aber sind unsere Gegenleistungen an den großzügigen Geber? Wie reagieren wir auf Gottes Forderungen? Wem widmet die breite Masse ihr ganzes Streben? Die meisten jagen doch nur nach Geld, Ansehen und Vergnügen in dieser Welt. Sie wollen reich werden, indem sie sich nicht nur gegenseitig, sondern auch Gott berauben. Was eigentlich ihm gehört, verwenden sie für ihre egoistischen Interessen. Was sie nur zusammenraffen können, muss ihrer Habgier und Vergnügungssucht dienen.BRG 246.3

    Die Welt ist heute in die gleiche Sünde verstrickt, die schon damals Israel ins Verderben stürzte: Undankbarkeit gegenüber Gott, Missachtung seines Segens und egoistischer Missbrauch seiner Gaben.BRG 246.4

    Diese Sünde brachte den Zorn Gottes über Israel und wird auch das Schicksal der heutigen Welt besiegeln.BRG 246.5

    Als Christus vom Ölberg aus auf die auserwählte Stadt schaute und weinte, da hatte er nicht nur das Schicksal Jerusalems vor Augen, sondern auch die Vernichtung der ganzen Welt. “Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen.” Lukas 19,42.BRG 247.1

    “Zu dieser Zeit.” Die Menschheitsgeschichte geht ihrem Ende entgegen, die Zeit der Gnade ist bald vorüber. Schon braut sich das Unwetter des Gerichtes zusammen. Wer Gottes gnädiges Entgegenkommen verachtet, wird dann unvermittelt schnell und endgültig untergehen. Trotzdem schläft die Welt! Die Menschen wissen nicht, wie nahe ihnen die Zeit ihrer Heimsuchung ist.BRG 247.2

    In welchem Zustand befindet sich die Gemeinde in diesen Tagen vor dem letzten Gericht? Wird sie den Ansprüchen Gottes gerecht? Erfüllt sie ihren Auftrag, der Welt eine Vorstellung von Gottes Wesen zu vermitteln? Weist sie die Menschen nachdrücklich auf die letzte gnadenvolle Warnung Gottes hin?BRG 247.3

    Wie viele Menschen sind auf das Äußerste gefährdet und stehen vor dem Abgrund! Und doch gibt es nur wenige Nachfolger Christi, die sich für sie verantwortlich fühlen! Das Schicksal der Welt steht auf Messers Schneide, aber das kümmert selbst jene kaum, die von sich behaupten, an die größte Wahrheit zu glauben, die Menschen jemals offenbart worden ist. Ihnen fehlt die Liebe, die Christus dazu bewegte, seine himmlische Heimat zu verlassen und in unsere Wirklichkeit zu kommen, um als Mensch den Menschen nahe zu sein und sie so zu Gott zu führen. Das Volk Gottes ist wie gelähmt und erkennt nicht das Gebot der Stunde.BRG 247.4

    Als die Israeliten nach Kanaan kamen, richteten sie sich nicht nach der Anweisung Gottes, das ganze Land in Besitz zu nehmen. Nachdem sie es teilweise erobert hatten, ließen sie sich vielmehr nieder, um ihre Siege zu genießen. Ungläubig und bequem blieben sie in den eroberten Gebieten, statt weiter vorzudringen und auch das übrige Land unter ihre Herrschaft zu bringen. Weil sie Gottes Befehl missachteten, kamen sie langsam immer weiter von ihm ab und verhinderten so selbst, dass ihnen der verheißene Segen zuteil wurde. Begeht die Gemeinde von heute nicht den gleichen Fehler? Obwohl die ganze Welt das Evangelium so dringend benötigt, bleiben viele Christen dort, wo sie selbst unangefochten ihres Glaubens leben können. Sie sehen nicht ein, wie wichtig es ist, Neuland zu betreten und die Heilsbotschaft in alle Welt zu tragen. Sie verweigern sich dem Auftrag Christi: “Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.” Sind sie etwa weniger schuldig als damals die Israeliten?BRG 247.5

    Jeder, der nach seinen eigenen Worten ein Nachfolger Christi sein will, wird vor dem ganzen Universum einer Prüfung unterzogen. Geringer Eifer und halbherzige Anstrengungen im Dienst Gottes sind dabei ein Zeichen für Untreue. Wer alles tut, was in seinen Kräften steht, braucht kein verdammendes Urteil zu fürchten; ist er mit ganzem Herzen bei der Sache, dann kann er noch viel mehr erreichen als bisher. Wir alle wissen ebenso gut wie die Welt, dass wir zu einem großen Teil unsere Haltung der Selbstverleugnung und des Kreuztragens verloren haben. Bei vielen wird einmal hinter ihrem Namen im Himmelsbuch stehen: nur genommen, nichts gegeben. Sie nennen sich zwar Christen, machen aber seinem Namen keine Ehre, weil sie die Schönheit seines Wesens nicht widerspiegeln.BRG 248.1

    Viele stehen zwar auf der Gemeindeliste, lassen sich aber nicht von Christus leiten. Sie befolgen weder seine Anweisungen, noch dienen sie ihm. Deshalb kann Satan Macht über sie gewinnen. Sie tun nichts wirklich Gutes und richten auf diese Weise unermesslichen Schaden an. Weil ihr Einfluss andere nicht zum Leben führt, gehen sie selbst dem Tod entgegen.BRG 248.2

    Der Herr fragt: “Und ich sollte das an ihnen nicht heimsuchen?” Jeremia 5,9. Weil die Kinder Israel mit ihm nicht zusammenarbeiten wollten, wandte sich Gott von ihnen ab und anderen Menschen zu. Aber wird er die nicht ebenfalls verwerfen, wenn sie sich auch als untreu erweisen sollten?BRG 248.3

    Im Gleichnis vom Weinberg sprach Christus die Weingärtner schuldig. Sie hatten es abgelehnt, ihrem Herrn die Früchte seines Landes zu geben. Bei den Juden war es die Geistlichkeit, die das Volk in die Irre führte und damit Gott den Dienst verweigerte, den er forderte. Es war ihre Schuld, dass fast das ganze Volk Christus ablehnte.BRG 248.4

    Christus zeigte deutlich, dass das Gesetz Gottes, frei von menschlichen Zusätzen, die Richtschnur des Gehorsams ist. Damit machte er sich die Rabbis zu Feinden, die ihre eigenen Lehren höher stellten als das Wort Gottes und so das Volk vom Gesetz abbrachten. Sie waren nicht gewillt, ihre menschlichen Vorschriften abzuschaffen, damit man den Weisungen Gottes gehorchen konnte. Auch um der Wahrheit willen waren sie nicht bereit, auf Verstandesdünkel und Beifall der Menge zu verzichten. Als Christus dem Volk die Ansprüche Gottes vor Augen hielt, da stritten ihm die Priester und Ältesten das Recht ab, sich zwischen sie und das Volk zu stellen. Seine Vorwürfe und Warnungen wollten sie nicht hören; vielmehr taten sie alles, um das Volk gegen ihn aufzuhetzen und ihn zu vernichten.BRG 249.1

    Sie waren die eigentlich Verantwortlichen dafür, dass Christus nicht als Messias anerkannt wurde. Diese große Sünde eines ganzen Volkes und das sich daraus ergebende Unheil waren also in erster Linie der Geistlichkeit zuzuschreiben.BRG 249.2

    Sind heute nicht die gleichen Kräfte am Werk? Verfolgen nicht auch in unseren Tagen viele von Gottes Weingärtnern den gleichen Kurs wie die israelitischen Glaubensführer? Wie viele Geistliche gibt es doch, die die Menschen von den klaren Forderungen des Wortes Gottes abbringen! Statt Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes propagieren sie deren Übertretung. In vielen Kirchen wird von der Kanzel gepredigt, dass Gottes Gesetze nicht mehr bindend seien. Menschliche Überlieferungen, Riten und Bräuche stehen im Vordergrund. Stolz und Selbstzufriedenheit, weil man von Gott so reich gesegnet worden ist, nehmen überhand, während die Ansprüche Gottes einfach ignoriert werden.BRG 249.3

    Wer das Gesetz Gottes als unwichtig abtut, ist sich nicht im Klaren über die Folgen seines Tuns. Gottes Gesetz spiegelt sein Wesen wider und zeigt uns die Grundsätze seines Reiches. Wer diese Grundsätze nicht anerkennen will, schneidet sich selbst vom Strom des göttlichen Segens ab.BRG 249.4

    Nur im Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes sollten für Israel die ihm in Aussicht gestellten wunderbaren Verheißungen Wirklichkeit werden. Auch wir können nur dann dem Bild Gottes wieder ähnlicher werden und seinen reichen Segen erfahren - Segen an uns selbst, im materiellen und geistlichen Bereich —, wenn wir Gott gehorsam sind.BRG 249.5

    In der geistlichen wie in der natürlichen Welt ist Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes die Voraussetzung dafür, dass Früchte wachsen. Wer die Menschen lehrt, Gottes Gebote zu missachten, der hindert sie daran, zu seiner Ehre Frucht zu tragen, und macht sich damit schuldig, weil er dem Herrn die Früchte seines Weinberges vorenthält.BRG 250.1

    Im Auftrag Gottes kommen seine Boten zu uns und verlangen wie Christus, dass wir dem Wort des Herrn gegenüber gehorsam sind. Sie weisen darauf hin, dass er Anspruch auf die Früchte des Weinberges hat — die Früchte der Liebe, Demut und Selbstaufopferung. Doch werden, wie damals die jüdische Geistlichkeit, nicht auch heute viele Weingärtner darüber zornig? Nutzen viele Theologen und Religionslehrer nicht ebenfalls all ihren Einfluss, um das Volk gegen die Forderungen Gottes einzunehmen? Sie alle nennt Gott untreue Mitarbeiter.BRG 250.2

    Die ernste und feierliche Warnung Gottes an das alte Volk Israel sollte auch die Gemeinde von heute und ihre Führung nachdenklich stimmen. Der Herr sagte über Israel: “Wenn ich ihm auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre.” Hosea 8,12. Der Geistlichkeit warf er vor: “Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist. Denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum will ich dich auch verwerfen, dass du nicht mehr mein Priester sein sollst. Du vergisst das Gesetz deines Gottes; darum will auch ich deine Kinder vergessen.” Hosea 4,6.BRG 250.3

    Werden die Warnungen Gottes unbeachtet bleiben, die Gelegenheiten, ihm zu dienen, nicht genutzt werden? Sollen Spott der Ungläubigen, intellektueller Hochmut und Anpassung an weltliche Sitten und an den Zeitgeist die Nachfolger Christi daran hindern, ihrem Herrn zu dienen? Werden sie Gottes Wort verwerfen, wie die jüdische Geistlichkeit Christus ablehnte? Wir wissen nur zu gut, was die Sünde Israels für Folgen hatte. Wird die Gemeinde unserer Tage es sich zur Warnung dienen lassen?BRG 250.4

    “Wenn aber nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. Nun sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. Ganz recht! Sie wurden ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst fest durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich! Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen.” Römer 11,17-21.BRG 250.5

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