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Erziehung

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    Kapitel 24: Ausbildung der Handfertigkeit

    “Arbeitet mit euren eigenen Händen!”

    Bei der Schöpfung wurde die Arbeit zum Segen gesetzt. Sie bedeutete Entfaltung, Stärke, Glücksempfinden. Der Fluch der Sünde veränderte den Zustand der Erde. Das hat auch einen Wechsel in den Arbeitsbedingungen mit sich gebracht. Doch wenn unsere Arbeit jetzt auch mit Sorge, mit Ermüdung und mit Unbehagen verbunden ist, bleibt sie immer noch ein Born des Glücks und dient unserer Entwicklung. Auch bildet sie einen Schutz gegen die Versuchung. Durch die erforderliche Zucht wird dem Sich-gehen-Lassen entgegengewirkt, und Fleiß, Reinheit und Festigkeit werden gefördert. So wird die Arbeit bei dem großen göttlichen Plan zu unserer Wiederaufrichtung vom Fall mit benutzt.Ez54 198.1

    Man sollte die Jugend dahin bringen, daß sie die wahre Würde der Arbeit erkennt. Zeigt ihr, daß Gott ständig tätig ist. In der Natur verrichten alle Dinge das ihnen zugewiesene Werk. Die ganze Schöpfung ist von tätigem Wirken durchdrungen, und auch wir müssen uns rühren, um unsere Sendung zu erfüllen.Ez54 198.2

    Bei unserer Arbeit sollten wir mit Gott zusammenwirken. Er gibt uns die Erde und ihre Schätze, doch wir müssen sie uns nutzbar und unserer Bequemlichkeit dienstbar machen. Er läßt die Bäume wachsen; wir aber bereiten das Bauholz zu und errichten das Haus. Er hat in der Erde Gold und Silber, Eisen und Kohle verborgen; doch nur durch mühevolle Arbeit können wir sie erlangen. Zeigt, daß Gott zwar alle Dinge geschaffen hat und sie beständig überwacht, uns aber auch mit Fähigkeiten ausgestattet hat, die den seinen nicht ganz unähnlich sind. Uns ist eine gewisse Herrschaft über die Naturkräfte verliehen worden. Wie Gott die Erde in ihrer Pracht aus dem Chaos hervorrief, so können auch wir aus einem Wirrwarr Ordnung und Schönheit schaffen. Obgleich heutzutage alles vom Bösen gezeichnet ist, durchströmt uns nach vollbrachtem Werk ein Hochgefühl, das der Freude Gottes verwandt ist, als er auf die schöne Erde schaute und sie für “sehr gut” erklärte.Ez54 198.3

    In der Regel ist für die Jugend nützliche Beschäftigung am segensreichsten. Das kleine Kind findet Ablenkung und Entfaltungsmöglichkeit im Spiel, und seine Spiele sollten nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige und geistliche Wachstum fördern. Wenn es kräftiger und verständiger wird, besteht seine beste Erholung in irgendeinem nutzbringenden Bemühen. Was die Hand zur Hilfeleistung ausbildet und die Jugend lehrt, ihren Anteil an der Bürde des Lebens zu tragen, ist für die Entwicklung des Geistes und des Charakters am förderlichsten.Ez54 199.1

    Man muß der Jugend einschärfen, daß das Leben ernste Arbeit, Verantwortung und Umsicht bedeutet. Sie bedarf einer Schulung, die sie zu Männern und Frauen der Praxis macht, zu Menschen, die sich in jeder Notlage zu helfen wissen. Es sollte ihr klargemacht werden, daß die Zucht planvoller, wohlgeordneter Arbeit notwendig ist, nicht nur als Sicherung gegen die Wechselfälle des Lebens, sondern auch als ein Mittel zu allseitiger Entwicklung.Ez54 199.2

    Trotz allem, was über die Würde der Arbeit gesagt und geschrieben worden ist, herrscht doch das Gefühl vor, daß sie entehre. Junge Männer sind ängstlich bemüht, Lehrer, Buchhalter, Kaufleute, Ärzte oder Rechtsanwälte zu werden oder irgendeinen andern Platz auszufüllen, der keine körperliche Anstrengung erfordert. Junge Frauen scheuen die Hausarbeit und suchen anderweitig eine Ausbildung. Sie alle müssen lernen, daß sich weder Mann noch Frau durch ehrliche Arbeit erniedrigen. Was wirklich entwürdigt, das sind Trägheit und selbstsüchtiges Schmarotzertum. Müßiggang fördert die Genußsucht, und daraus ergibt sich ein leeres, unfruchtbares Leben ein Ackerfeld, auf dem jede Sünde emporsprießen kann. “Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft über sie kommt, und nützliches Kraut trägt denen, die sie bauen, empfängt Segen von Gott. Welche aber Dornen und Disteln trägt, die ist untüchtig und dem Fluch nahe, daß man sie zuletzt verbrennt.” Hebräer 6,7.8.Ez54 199.3

    Viele Lehrfächer, die die kostbare Zeit des Schülers verschlingen, tragen weder zu seiner Ertüchtigung noch zu seinem Glück wesentlich bei. Wichtig für jeden Jugendlichen ist es aber, mit den Pflichten des Alltags gründlich vertraut zu sein. Zur Not kann ein junges Mädchen ohne die Kenntnis des Französischen und der Algebra, ja selbst ohne Klavierspiel auskommen; unerläßlich ist jedoch, daß es lernt, zuträgliches Brot zu backen, gut sitzende Kleidung anzufertigen und die vielen Pflichten, die ein Haushalt mit sich bringt, zuverlässig zu erfüllen.Ez54 200.1

    Nichts ist für die Gesundheit und das Glück der ganzen Familie erforderlicher als Klugheit und Geschick auf seiten der Köchin. Durch schlecht zubereitete, ungesunde Nahrung kann sie die Leistungsfähigkeit des Erwachsenen und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen oder gar völlig untergraben. Sie kann aber auch, indem sie für Speisen sorgt, die den Bedürfnissen des Körpers entsprechen und dabei einladend und schmackhaft sind, ebensoviel nach der guten Seite hin bewerkstelligen wie sonst in der falschen Richtung. So hängt das Lebensglück in mannigfacher Weise mit der Treue in alltäglichen Pflichten zusammen.Ez54 200.2

    Da sich Mann und Frau an der Gestaltung des Heimes beteiligen, sollten Knaben ebensogut wie Mädchen häusliche Pflichten kennenlernen. Ein Bett machen, ein Zimmer in Ordnung bringen, Geschirr abspülen, eine Mahlzeit zubereiten, die eigene Kleidung waschen und ausbessern das sind Handlungen, die keinem Jungen in seiner Männlichkeit Abbruch tun; sie machen ihn glücklicher und brauchbarer. Wenn die Mädchen andererseits lernten, wie man ein Pferd anschirrt und lenkt, wie man mit Säge und Hammer oder auch mit Rechen und Harke umgeht, würden sie den Anforderungen des Lebens besser gewappnet sein.*(Diese Beispiele zeigen, wie zeit- und wirklichkeitsnah E.G. White gedacht hat. Sicherlich spräche sie heute von Auto- und Traktorfahren sowie von Motorenkenntnissen)Ez54 200.3

    Die Kinder und Jugendlichen sollten aus der Bibel entnehmen, wie sehr Gott das stille, alltägliche Mühen schätzt. Man weise sie auf die “Kinder der Propheten” (2.Könige 6,1-7) hin. Das waren Schüler, die für sich selbst ein Haus bauten und für die ein Wunder gewirkt wurde, damit die entliehene Axt nicht verlorenginge. Laßt die jungen Menschenkinder etwas über Jesus, den Zimmermann, und Paulus, den Zeltmacher, lesen, die mit der Arbeit des Handwerkers den höchsten menschlich-göttlichen Dienst verbanden. Laßt sie lesen von dem Knaben, dessen fünf Brotlaibe der Heiland bei jener herrlichen Wundertat zur Speisung der Menge verwendete; von Tabea, der Näherin, die vom Tode erweckt wurde, damit sie weiterhin Kleider für die Armen verfertigen könne; von der klugen Frau, die in den Sprüchen beschrieben wird: “Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gern mit ihren Händen ... Sie gibt Speise ihrem Hause und Essen ihren Dirnen,... pflanzt einen Weinberg ... und stärkt ihre Arme ... Sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen ... Sie schaut, wie es in ihrem Hause zugeht, und ißt ihr Brot nicht mit Faulheit.” Sprüche 31,13-27.Ez54 201.1

    Von einer solchen Frau sagt Gott: “Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Toren.” Sprüche 31,31.Ez54 201.2

    Das Heim sollte für das Kind die erste Gewerbeschule sein, und jede Erziehungsstätte müßte nach Möglichkeit im Lehrplan Vorkehrungen für den Werkunterricht treffen. Eine solche Ausbildung würde die Turnhalle weitgehend ersetzen und hätte außerdem den Vorteil, wesentlich zur Selbstzucht beizutragen.Ez54 201.3

    Die Erziehung zur Handfertigkeit verdient viel mehr Beachtung, als ihr zuteil geworden ist. Man sollte Anstalten errichten, die mit der höchsten geistig-sittlichen Bildung die bestmöglichen Voraussetzungen zu körperlicher Ertüchtigung und gewerblicher Schulung bieten. Es wäre Unterricht zu erteilen im Ackerbau, in handwerklichen Verrichtungen wobei eine möglichst große Zahl der nützlichsten Gewerbe berücksichtigt werden müßte, desgleichen in Haushaltsführung, in gesundheitsgemäßem Kochen, im Nähen, im Anfertigen zweckdienlicher Kleidung, in der Krankenpflege und in ähnlichen Dingen. Man sollte Gärten, Werkstätten und Behandlungsräume schaffen und die Betätigung in allen Sparten von tüchtigen Lehrern überwachen lassen.Ez54 201.4

    Jede Arbeit soll ein bestimmtes Ziel haben und gründlich verrichtet werden. Einige Kenntnisse sollte jeder von den verschiedensten Handwerken haben, aber in wenigstens einem gut bewandert sein. Jeder junge Mann sollte sich beim Verlassen der Schule in irgendeinem Beruf oder Gewerbe gründlich auskennen, mit dem er notfalls seinen Lebensunterhalt verdienen kann.Ez54 202.1

    Der häufigste Einwand gegen die gewerbliche Schulung in den Erziehungsstätten betrifft den finanziellen Aufwand, der damit verbunden ist. Aber das Ziel lohnt die Kosten. Keine andere unserer Aufgaben kommt der Jugenderziehung an Wichtigkeit gleich, und alles, was für ihre richtige Durchführung ausgegeben wird, ist gut angelegtes Kapital.Ez54 202.2

    Selbst vom finanziellen Standpunkt her vertragen sich die Ausgaben für die handwerkliche Ausbildung der Schüler mit der Forderung strengster Wirtschaftlichkeit. Ungezählte junge Burschen würden damit vom Herumlungern an den Straßenecken und in Kneipen abgehalten. Die Ausgaben für Gärten, Werkstätten und Bäder machen sich mehr als bezahlt durch die Einsparungen an Krankenhäusern und Besserungsanstalten. Und die Jugend selbst wer kann ermessen, was sie der Gesellschaft und der Nation bedeutet, wenn sie an fleißige Arbeit gewöhnt ist und sich auf ein nützliches, werteschaffendes Handwerk versteht?Ez54 202.3

    Eine Beschäftigung im Freien, die dem ganzen Körper Bewegung verschafft, bietet die beste Entspannung vom Studium. Zur handwerklichen Schulung eignet sich nichts so sehr wie der Ackerbau. Man sollte sich mehr bemühen, eine Vorliebe für Landarbeit zu wecken und zu pflegen. Der Lehrer weise auf die Aussagen der Bibel über den Ackerbau hin: daß Gott für den Menschen die Bebauung der Erde geplant hatte; daß dem ersten Menschen, dem Beherrscher der ganzen Erde, ein Garten zur Pflege übergeben wurde und daß viele der größten Männer der Welt, die wahren Edelnaturen, den Boden bestellt haben. Man zeige, welche Möglichkeiten ein solches Leben bietet. Der weise Mann sagt: “... ein Vorteil für ein Land ist ... ein König, der dem Ackerbau ergeben ist.” Prediger 5,8.Ez54 202.4

    Und von dem, der den Boden bestellt, kündet die Bibel: “Also unterwies ihn sein Gott zum Rechten und lehrte ihn.” Und wiederum: “Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der ißt Früchte davon.” Jesaja 28,26; Sprüche 27,18. Wer seinen Lebensunterhalt durch Ackerbau verdient, entgeht vielen Versuchungen und genießt zahllose Segnungen, auf die der verzichten muß, dessen Wirkungsbereich in den großen Städten liegt. Und heute, in den Tagen der großen Konzerne und der geschäftlichen Konkurrenz, erfreuen sich nur wenige Menschen einer so echten Unabhängigkeit und eines so sicheren Ertrags ihrer Arbeit wie der Landmann.Ez54 203.1

    Beim Studium der Landwirtschaft sollten die Schüler nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ausgebildet werden. Schon während sie lernen, was die Wissenschaft über die Bodenarten und Bestellungsformen, den Wert verschiedener Getreidesorten und die besten Erzeugungsmethoden zu sagen weiß, lasse man sie ihre Kenntnisse anwenden. Der Lehrer teile sich mit den Schülern die Arbeit und zeige ihnen dabei, was man durch geschickte, kluge Bemühungen erreichen kann. So wird echtes Interesse geweckt werden, der starke Wunsch, die Arbeit in der bestmöglichen Weise zu verrichten. Solches Streben ruft im Verein mit den Kraftspendern Bewegung, Sonnenschein und frischer Luft eine Liebe zur Landarbeit hervor, die bei manchem jungen Mann in der Berufswahl den Ausschlag geben wird. Dadurch könnten sich Einflüsse geltend machen, die die jetzt so stark flutende Abwanderung in die Großstädte erfolgreich zurückdämmen. Auf solche Art könnten unsere Schulen auch bei der Senkung der arbeitslosen Massen mithelfen. Tausende von hilflosen und hungernden Kreaturen, deren Zahl täglich die Reihen der Verbrecher erhöhen, würden sich in einem glücklichen gesunden, unabhängigen Leben selbst unterhalten, wenn man sie zu geschickter, fleißiger Arbeit auf dem Felde anhielte.Ez54 203.2

    Auch wer einen geistigen Beruf ausübt, kann auf den Vorteil einer handwerklichen Ausbildung nicht verzichten. Ein Mann mag einen glänzenden Verstand und eine rasche Auffassungsgabe besitzen; sein Wissen und Geschick mögen ihm Zugang zu dem Beruf seiner Wahl verschaffen, und doch mag er noch lange nicht die Eignung für seine Anforderungen aufweisen. Eine Ausbildung, die in der Hauptsache aus Büchern erlangt ist, führt zu oberflächlichem Denken. Praktische Arbeit dagegen bringt genaue Beobachtung und einen unabhängigen Geist mit sich. Wenn sie richtig getan wird, entwickelt sie leicht jene sachliche Weisheit, die wir als gesunden Menschenverstand bezeichnen. Sie bildet die Fähigkeit heraus, Pläne zu legen und durchzuführen, stärkt den Mut und die Ausdauer und verlangt auch den Einsatz von Takt und Geschicklichkeit.Ez54 204.1

    Der Arzt, der durch praktischen Dienst im Krankenzimmer den Grund für sein Berufswissen gelegt hat, wird über einen schnellen Blick, umfassende Kenntnis und die Fähigkeit, in dringenden Fällen die rechte Hilfe zu leisten, verfügen. Diese wichtigen Eigenschaften kann man sich nur durch eine praktische Schulung so völlig aneignen.Ez54 204.2

    Der Prediger, der Missionar, der Lehrer wird einen viel größeren Einfluß auf die Menschen ausüben, wenn sich zeigt, daß er für die Forderungen des Alltags die nötige Kenntnis und Geschicklichkeit besitzt. Oft hängt der Erfolg, vielleicht sogar das Leben des Missionars, von seinem Wissen um praktische Dinge ab. Ob er versteht, ein Essen zuzubereiten, Unfälle und Notlagen zu meistern, Krankheiten zu behandeln, ein Haus oder, wenn es not tut, eine Kapelle zu bauen das entscheidet oft über den Erfolg oder den Mißerfolg in seinem Lebenswerk.Ez54 204.3

    Viele Schüler könnten sich während ihrer Ausbildung höchst vorteilhaft schulen, wenn sie Studienkosten und Lebensunterhalt selbst verdienten. Statt Schulden zu machen oder mit der Selbstverleugnung der Eltern zu rechnen, sollten junge Männer und Frauen auf sich selbst gestellt sein. So lernen sie den Wert des Geldes, der Zeit, der Kraft und der Gelegenheit kennen und sind viel weniger versucht, der Trägheit und Verschwendung zu verfallen. Wenn ihnen dann Sparsamkeit, Fleiß, Selbstverleugnung, praktische Geschäftsführung und beharrliche Zielstrebigkeit in Fleisch und Blut übergegangen sind, werden sich diese als höchst wichtiges Rüstzeug im Lebenskampf erweisen. Auch würde die angewandte Selbsthilfe der Schüler die Lehranstalten weitgehend vor der Schuldenlast bewahren, unter der sich so manche Schule abmüht und die ihren praktischen Nutzen so sehr beeinträchtigt.Ez54 204.4

    Man präge den jungen Leuten ein, daß Erziehung sie nicht lehren will, den unangenehmen Aufgaben und den schweren Bürden des Lebens auszuweichen, sondern daß sie bezweckt, die Arbeit durch Hinweis auf bessere Methoden und höhere Ziele zu erleichtern. Sie müssen erkennen, daß es nicht der wahre Sinn des Lebens ist, sich selbst den größtmöglichen Gewinn zu sichern, sondern ihren Schöpfer dadurch zu ehren, daß sie ihren Anteil an der großen Weltaufgabe miterfüllen und Schwächeren und Unwissenderen eine helfende Hand reichen.Ez54 205.1

    Ein Hauptgrund, weshalb man auf körperliche Arbeit so herabsieht, ist die nachlässige, gedankenlose Art, in der sie so oft verrichtet wird. Man tut sie aus Notwendigkeit, nicht aus freier Wahl. Der Arbeiter ist nicht mit dem Herzen bei der Sache und bewahrt deshalb weder seine Selbstachtung, noch gewinnt er die Achtung anderer. Der Werkunterricht müßte diesen Fehler berichtigen. Er sollte die Gewöhnung an Genauigkeit und Gründlichkeit entwickeln. Die Schüler müssen lernen, systematisch und anpassungsfähig zu arbeiten und Zeit und Handgriffe zu sparen. Man sollte sie nicht nur in den besten Methoden unterrichten, sondern sie auch mit dem Wunsche beseelen, immer tüchtiger zu werden Ihr Ziel sei, die Arbeit so vollkommen zu verrichten, wie Menschenhirn und -hand es nur eben vermögen.Ez54 205.2

    Solche Schulung wird die jungen Menschen zu Herren und nicht zu Sklaven der Arbeit machen. Sie wird das Los des schwer Schaffenden leichter gestalten und selbst die niedrigste Beschäftigung adeln. Wer die Arbeit freilich als bloße Plackerei betrachtet und sich mit selbstgefälliger Geistesträgheit an sein Werk begibt, ohne den Willen zur Vervollkommnung, wird sie tatsächlich als eine Last empfinden. Wer sich andererseits darüber klar ist, daß auch die bescheidenste Arbeit eine Wissenschaft für sich darstellt, wird auch ihren Adel und ihre Schönheit sehen und Freude daran haben, sie gewissenhaft und erfolgreich auszuführen.Ez54 206.1

    Ein so geschulter junger Mensch wird seinen Posten nutzbringend und ehrenvoll ausfüllen, ganz gleich, welchen Beruf er auch ausübt, sofern es sich nur um eine ehrliche Arbeit handelt.Ez54 206.2

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