Kapitel 29: Ein fester Standort
Ich sah eine Schar, welche fest und gerüstet auf der Hut stand, und denjenigen, welche den gegründeten Glauben der Gemeinschaft ins Wanken bringen wollten, keinen Vorschub leistete. Gott schaute mit Wohlgefallen auf sie herab. Es wurden mir drei Stufen gezeigt — die erste, zweite und dritte Engelsbotschaft. Mein begleitender Engel sagte: “Wehe dem, der auch nur das Geringste an diesen Botschaften ändert. Das richtige Verständnis dieser Botschaften ist von größter Wichtigkeit. Das Schicksal von Seelen hängt von der Art und Weise ab, wie sie angenommen werden.” Ich wurde dann wieder durch diese Botschaften zurückgeführt und sah, wie teuer das Volk Gottes seine Erfahrungen erworben hatte. Es hat sie durch viele Leiden und schweren Kampf erlangt. Gott hat seine Kinder Schritt für Schritt hindurch geleitet, bis er sie auf einen sicheren, unbeweglichen Standort gestellt hat. Ich sah Personen sich dem Standorte nähern und das Fundament desselben untersuchen. Manche stiegen unverzüglich mit Freuden hinauf; andere fingen an, an dem Fundament Fehler zu finden. Sie wünschten Verbesserungen vorzunehmen, dann würde der Standort vollkommener und die Leute glücklicher sein. Manche stiegen auf den Standort, um ihn zu prüfen, und erklärten, daß er verkehrt gebaut sei. Aber ich sah, daß fast alle fest auf dem Standorte standen und diejenigen ermahnten, die zurückgetreten waren, daß sie mit ihren Klagen aufhören möchten; denn Gott war der Baumeister, und sie stritten gegen ihn. Sie erzählten nochmals das wunderbare Werk Gottes, welches sie zu dem festen Standort geführt habe, und erhoben gemeinschaftlich ihre Augen gen Himmel und lobten Gott mit lauter Stimme. Dies ergriff einige von denen, welche sich beklagt und den Standort verlassen hatten, und sie stiegen mit dem Ausdruck der Demut wieder hinauf.EG 250.3
Ich wurde in die Zeit der Verkündigung der ersten Ankunft Christi zurückversetzt. Johannes war in dem Geiste und der Kraft des Elias gesandt worden, um Jesu den Weg zu bereiten. Diejenigen, welche das Zeugnis des Johannes verwarfen, hatten auch von den Lehren Jesu keinen Nutzen. Ihr Widerstand gegen die Botschaft, welche sein Kommen voraussagte, brachte sie soweit, daß sie nicht bereit waren, den stärksten Beweis anzunehmen, daß er der Messias sei. Satan verleitete diejenigen, welche die Botschaft des Johannes verworfen hatten, noch weiter zu gehen und auch Christum zu verwerfen und zu kreuzigen. Indem sie dies taten, brachten sie sich selbst in eine solche Lage, daß sie nicht den Segen am Tage der Pfingsten empfangen konnten, welcher ihnen den Weg zum himmlischen Heiligtum gewiesen hätte. Das Zerreißen des Vorhanges im Tempel zeigte, daß die jüdischen Opfer und Verordnungen nicht länger angenommen würden. Das große Opfer war gebracht und angenommen worden, und der Heilige Geist, der an Pfingsten herniederkam, richtete die Gedanken der Jünger von dem irdischen auf das himmlische Heiligtum, wohin Jesus durch sein eigenes Blut eingetreten war, um über seine Jünger die Wohltat seiner Versöhnung auszugießen. Aber die Juden wurden in gänzlicher Finsternis gelassen. Sie verloren alles Licht, welches sie von dem Erlösungsplane hätten haben können, und vertrauten noch auf ihre nutzlosen Opfer und Gaben. Das himmlische Heiligtum hatte den Platz des irdischen eingenommen, aber sie hatten keine Kenntnis von dem Wechsel. Daher konnten sie keinen Nutzen von der Vermittlung Christi in dem Heiligen haben.EG 251.1
Viele blicken mit Schrecken auf die Juden, weil sie Christum verwarfen und kreuzigten. Wenn sie die Geschichte seiner Schmach lesen, denken sie, daß sie ihn geliebt und nicht verleugnet haben würden wie Petrus, oder ihn gekreuzigt hätten wie die Juden. Aber Gott, welcher die Herzen aller liest, hat die Liebe, welche sie zu besitzen vorgaben, geprüft. Der ganze Himmel überwachte mit dem tiefsten Interesse die Aufnahme der ersten Engelsbotschaft. Aber viele, die behaupteten, Jesum zu lieben und die beim Lesen der Geschichte des Kreuzes Tränen vergossen hatten, verschmähten die frohe Botschaft von seiner Wiederkunft. Anstatt sie freudig aufzunehmen, erklärten sie dieselbe für eine Täuschung. Sie haßten diejenigen, welche sein Erscheinen liebten, und schlossen sie aus den Kirchen aus. Solche, welche die erste Engelsbotschaft verwarfen, konnten keinen Nutzen von der zweiten haben, ebensowenig von dem Mitternachtsruf, welcher sie vorbereiten sollte, mit Jesu durch den Glauben in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums einzutreten. Durch die Verwerfung der zwei früheren Botschaften haben sie ihr Verständnis so verfinstert, daß sie kein Licht in der dritten Botschaft, welche den Weg zum himmlischen Heiligtum zeigt, sehen können. Ich sah, daß, wie die Juden Christum kreuzigten, die Namenskirchen diese drei Botschaften kreuzigten, deshalb haben sie keine Erkenntnis über den Weg in das Allerheiligste und können keinen Nutzen von der Vermittlung Christi daselbst haben. Gleich den Juden, welche ihre nutzlosen Opfer darbrachten, schicken sie ihre nutzlosen Gebete aufwärts zu der Abteilung, welche Jesus verlassen hat. Satan, erfreut über die Täuschung, nimmt einen religiösen Charakter an und lenkt die Gedanken dieser bekenntlichen Christen auf sich selbst, indem er sie durch seine Macht, seine Zeichen und lügenhaften Wunder in seinen Schlingen zu fangen sucht. Manche versucht er auf diese Weise, andere auf eine andere. Er hat verschiedene Täuschungen vorbereitet, um auf die verschiedenen Gemüter einzuwirken. Manche blicken mit Schrecken auf eine Täuschung, während sie eine andere bereitwillig annehmen. Manche verführt Satan durch Spiritismus. Er kommt auch als ein Engel des Lichts und breitet vermittels falscher Reformationen seinen Einfluß über das Land aus. Die Kirchen sind stolz und denken, daß Gott wunderbar für sie wirkte, während es das Wirken eines anderen Geistes ist. Die Aufregung wird verschwinden und Welt und Kirche in einem schlechteren Zustande zurücklassen als vorher.EG 252.1
Ich sah, daß Gott unter den Namensadventisten und den gefallenen Kirchen aufrichtige Kinder hat, und ehe die Plagen ausgegossen werden, werden Prediger und Volk aus diesen Kirchen herausgerufen werden und freudig die Wahrheit annehmen. Satan weiß dies; und ehe der laute Ruf des dritten Engels ertönt, verursacht er eine Erregung in diesen religiösen Gemeinschaften, damit diejenigen, welche die Wahrheit verworfen haben, denken können, daß Gott mit ihnen sei. Er hofft, die Aufrichtigen zu verführen und sie zu dem Gedanken zu verleiten, daß Gott noch für die Kirchen wirke. Aber das Licht wird scheinen, und alle Aufrichtigen werden die gefallenen Kirchen verlassen und ihre Stellung mit den “Übrigen” nehmen.
EG 253.1