Kapitel 1: Der Fall Satans
Satan war einst im Himmel ein erhabener Engel, der nächste nach Christo. Sein Antlitz war sanft, gleich demjenigen der anderen Engeln, und trug den Ausdruck der Glückseligkeit. Seine Stirn war hoch und breit, war vollkommen; sein Betragen edel und majestätisch. Aber als Gott zu seinem Sohn sprach: “Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei,” da wurde Satan eifersüchtig auf Jesum. Er wünschte betreffs der Erschaffung des Menschen um Rat gefragt zu werden, und weil dies nicht geschah, wurde er mit Zorn, Haß und Eifersucht erfüllt. Er wollte gerne die höchste Ehre nächst Gott im Himmel empfangen.EG 134.1
Bis zu dieser Zeit war der ganze Himmel in Ordnung, Eintracht und vollkommener Unterwerfung unter das Regiment Gottes gewesen. Es war die größte Sünde, sich gegen seinen Befehl und Willen zu empören. Der ganze Himmel schien in Aufruhr zu sein. Die Engel waren in Abteilungen angetreten, jede Abteilung mit einem höheren befehlenden Engel an ihrer Spitze. Satan, danach strebend, sich selbst zu erhöhen, und nicht bereit, sich der Oberherrschaft Jesu zu unterwerfen, brachte Anspielungen gegen die Herrschaft Gottes vor. Manche Engel verbanden sich mit Satan in seiner Empörung, andere stritten für die Ehre und Weisheit Gottes, indem er die Oberherrschaft seinem Sohne gab. Es war ein Streit unter den Engeln. Satan und die mit ihm übereinstimmten, strebten danach, die Herrschaft Gottes zu verbessern. Sie wünschten, in seine unerforschliche Weisheit einzudringen und seine Absicht zu erfassen, warum er Jesum so erhaben machte und ihm solch unbegrenzte Macht und Herrschaft verlieh. Sie empörten sich gegen die Obrigkeit des Sohnes. Alle himmlischen Heerscharen wurden aufgefordert, vor dem Vater zu erscheinen, auf daß jeder Fall entschieden werde. Es wurde dann beschlossen, daß Satan mit allen Engeln, die sich ihm in der Empörung angeschlossen hatten, aus dem Himmel gestoßen werden sollten. Dann entstand ein Streit im Himmel. Engel waren an dem Kampf beteiligt. Satan wollte den Sohn Gottes und alle, die sich seinem Willen unterworfen hatten, besiegen. Aber die guten und treuen Engel überwanden, und Satan samt seinen Nachfolgern wurde aus dem Himmel vertrieben.EG 134.2
Nachdem Satan und die mit ihm Gefallenen aus dem Himmel ausgeschlossen waren und er erkannte, daß er all seine Reinheit und Herrlichkeit für ewig verloren hatte, da bereute er es und wünschte, wieder in den Himmel eingesetzt zu werden. Er war bereit, seinen früheren Platz oder irgendeine Stellung, die ihm zugewiesen würde, einzunehmen. Aber nein, der Himmel durfte nicht in Gefahr gebracht werden. Der ganze Himmel hätte verdorben werden können, wenn er zurückgekommen wäre, denn die Sünde hatte in ihm ihren Ursprung und der Same der Empörung lag in ihm. Er und seine Nachfolger weinten und baten, wieder in die Gunst Gottes aufgenommen zu werden. Aber ihre Sünde — ihr Haß, ihr Zorn und ihre Eifersucht — war so groß, daß Gott sie nicht auslöschen konnte. Sie mußte bleiben, um ihre endliche Strafe zu empfangen.EG 135.1
Als Satan zu der Überzeugung kam, daß es keine Möglichkeit gab, die Gunst Gottes wieder zu erlangen, wurden seine Bosheit und sein Zorn offenbar. Er beriet sich mit seinen Engeln, und sie entwarfen einen Plan, gegen die Regierung Gottes zu arbeiten. Als Adam und Eva in den herrlichen Garten gesetzt wurden, legte Satan Pläne sie zu vernichten. Dies glückliche Paar konnte auf keine Weise seines Glückes beraubt werden, wenn es Gott gehorchte. Satan konnte seine Macht über dasselbe nicht ausüben, bis es Gott ungehorsam wurde und seine Gunst verwirkte. Es mußte deshalb ein Plan ersonnen werden, um die Menschen zum Ungehorsam zu verführen, damit sie sich das Mißfallen Gottes zuziehen und unter den Einfluß Satans und seiner Engel gelangen möchten. Es wurde beschlossen, daß Satan eine andere Gestalt annehmen und Interesse für den Menschen an den Tag legen sollte. Er mußte Einflüsterungen gegen Gottes Wahrhaftigkeiten machen und Zweifel erregen, ob Gott gerade das meine, was er sagte. Zunächst mußte er ihre Wißbegierde zu erregen suchen und sie dahin bringen, die unerforschlichen Pläne Gottes erforschen zu wollen — dieselbe Sünde deren Satan schuldig geworden war — und die Ursache zu untersuchen, warum Gott ihnen den Baum der Erkenntnis verboten habe.
EG 135.2