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Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben

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    Kapitel 8: Das Verhör Jesu

    Als die Engel den Himmel verließen, legten sie in tiefer Traurigkeit ihre glänzenden Kronen nieder. Sie konnten dieselben nicht tragen, während ihr Befehlshaber leiden und eine Dornenkrone tragen mußte. Satan und seine Engel waren im Richthaus sehr beschäftigt, jedes menschliche Gefühl und Mitleid zu vernichten. Die Atmosphäre war schwer und von ihrem Einfluß verunreinigt. Die Hohenpriester und Ältesten wurden von ihnen beeinflußt, Jesum auf eine für die menschliche Natur schreckliche Art und Weise zu behandeln. Der Satan hoffte, daß solcher Hohn und Spott ein Klagen oder Murren bei dem Sohne Gottes hervorrufen würde, oder daß er seine göttliche Kraft offenbaren und aus den Händen der Menge entrinnen würde. Dadurch würde der Erlösungsplan dann vereitelt werden.EG 158.2

    Petrus war seinem Herrn, nachdem er verraten war, gefolgt. Er war gespannt, was man mit Jesu machen würde. Als man ihn aber beschuldigte, einer von den Jüngern Jesus zu sein, erklärte er, für seine eigene Sicherheit fürchtend, daß er den Menschen nicht kenne. Die Jünger waren durch die Reinheit ihrer Sprache bekannt, und Petrus, um seine Ankläger zu überzeugen, daß er keiner von den Jüngern Christi sei, verleugnete es zum dritten Mal mit Fluchen und Schwören. Jesus, der in einiger Entfernung von Petrus stand, schaute ihn mit einem traurigen, vorwurfsvollen Blicke an. Da erinnerte sich der Jünger an die vor einigen Stunden auf dem Söller gesprochenen Wort Jesus und auch an seine bestimmte Behauptung: “Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern.” Er hatte seinen Herrn verleugnet, sogar mit Schwören und Fluchen. Aber jener Blick Jesu schmolz das Herz Petri und errette ihn. Er weinte bitterlich und tat Buße für seine große Sünde, wurde bekehrt und war dann vorbereitet, seine Brüder zu stärken.EG 159.1

    Die Menge schrie nach dem Blut Jesu. Sie schlugen ihn auf grausame Art und Weise, legten ihm einen alten königlichen Purpurmantel an und setzten eine Dornenkrone auf sein heiliges Haupt. Sie gaben ihm eine Rute in die Hand, beugten sich vor ihm und begrüßten ihn spöttisch: “Gegrüßet seiest du, der Juden König!” Dann nahmen sie ihm die Rute aus der Hand und schlugen ihm damit auf sein Haupt, wodurch die Dornen in seine Stirn drangen und Blutstropfen über sein Gesicht liefen.EG 159.2

    Es war sehr schwer für die Engel, diesen Anblick zu ertragen. Sie hätten Jesum befreit, aber der befehlende Engel ließ es nicht zu und erklärte, daß ein großer Preis für den Menschen bezahlt werden müsse. Er würde aber völlig bezahlt werden und den Tod desjenigen verursachen, der die Macht des Todes selbst hatte. Jesus wußte, daß himmlische Heerscharen Zeugen seiner Demütigung waren, und daß der geringste Engel, falls er zu seiner Hilfe herbeigerufen würde, in einem Augenblick jene spottende Menge zerstreuen und ihn aus ihrer Macht befreien könnte. Er wußte, daß, wenn er seinen Vater darum bitten würde, Engel ihn sofort befreien würden. Es war jedoch notwendig, daß er die Wut böser Menschen ertrug, um den Heilsplan auszuführen.EG 159.3

    Jesus stand demütig und ruhig vor der aufgebrachten Menge, während sie ihn aufs schändlichste mißhandelte. Sie spieen ihm ins Angesicht, in jenes Antlitz, vor welchem sie sich dermal einst verbergen wünschen werden, welches das Licht der Stadt Gottes sein und noch heller als die Sonne leuchten wird. Christus gab seinen Beleidigern keinen bösen Blick. Sie bedeckten sein Haupt mit einem alten Gewand und schlugen ihn ins Gesicht, indem sie ausriefen: “Weissage uns, Christi, wer ist’s, der dich schlug.” Eine Bewegung entstand unter den Engeln. Sie hätten ihn sofort befreit, aber ihr befehlender Engel ließ es nicht zu.EG 160.1

    Einige seiner Jünger hatten den Mut gefaßt, einzutreten, wo Jesus war und sein Verhör mit anzuhören. Sie erwarteten, daß er seine göttliche Kraft offenbaren, sich selbst aus den Händen seiner Feinde befreien und sie wegen ihrer Grausamkeit gegen ihn bestrafen würde. Ihre Hoffnungen stiegen und sanken, als die verschiedenen Szenen wechselten. Manchmal zweifelten sie und fürchteten, daß sie betrogen seien. Aber die Stimme, die sie auf dem Verklärungsberge vernommen, und die Herrlichkeit, die sie dort gesehen hatten, stärkten ihren Glauben, daß er der Sohn Gottes sei. Sie erinnerten sich der Szenen, welchen sie beigewohnt hatten, der Wunder, welche sie Jesum hatten verrichten sehen, indem er Kranke geheilt, Blinde sehend, Taube hörend gemacht, Teufel gestraft und ausgetrieben. Tote auferweckt und sogar Wind und Meer beruhigt hatte. Sie konnten es nicht glauben, daß er sterben müsse. Sie hofften noch immer, daß er seine Kraft anwenden und mit seiner gebietenden Stimme jene blutdürstige Menge auseinandertreiben werde, wie damals, als er diejenigen aus dem Tempel vertrieb, die seines Vaters Haus zum Kaufhaus gemacht hatten, und die vor ihm flohen, als ob sie von einer Schar bewaffneter Soldaten in die Flucht gejagt wären. Die Jünger hofften, daß Jesus seine Kraft offenbare und es allen klar machen werde, daß er der König von Israel sei.EG 160.2

    Judas wurde mit Gewissensbissen und Scham über seine schändliche Tat erfüllt, Jesum verraten zu haben. Als er nun aber die Schmach, welche der Heiland ertragen mußte, wahrnahm, wurde er überwältigt. Er hatte Jesum geliebt, aber das Geld noch mehr. Er hatte nicht geglaubt, daß Jesus sich von jener Rotte, die er anführte, würde gefangennehmen lassen. Er hatte erwartet, daß er ein Wunder verrichten und sich aus ihren Händen befreien werde. Als er aber die aufgebrachte Menge im Richthause sah, wie sie nach seinem Blute dürstete, erkannte er die ganze Bedeutung seines Verbrechens, und während viele eifrig bemüht waren, den Herrn zu beschuldigen, drängte sich Judas durch die Menge und bekannte, daß er gesündigt habe, indem er unschuldiges Blut verraten habe. Er bot den Priestern das ihm bezahlte Geld wieder an, und flehte sie an, Jesum loszulassen, indem er erklärte, daß er gänzlich unschuldig sei.EG 161.1

    Eine Zeitlang waren die Priester vor Schrecken und Verwirrung stumm. Sie wollten nicht, daß es bekannt werde, daß sie einen der vorgeblichen Nachfolger Jesu bestochen hatten, Jesum in ihre Hände zu verraten. Sie wollten verbergen, daß sie Jesum gleich einem Dieb gesucht und ihn im geheimen ergriffen hatten. Aber das Bekenntnis des Judas und sein verstörtes, schuldiges Aussehen stellten die Priester vor der Menge bloß, und zeigten, daß es nur Haß gewesen war, der sie veranlaßt hatte, Jesum zu ergreifen. Als Judas mit lauter Stimme Jesum für unschuldig erklärte, erwiderten die Priester: “Was geht uns das an? Da siehe du zu.” Sie hatten Jesum in ihrer Gewalt und waren entschlossen, ihn festzuhalten. Voller Verzweiflung warf Judas das Geld, welches er jetzt verachtete, zu den Füßen derjenigen, die ihn dazu gedungen hatten, und in dem schrecklichen Bewußtsein seiner Schuld und von den fürchterlichsten Gewissensbissen gefoltert, ging er hinaus und erhängte sich.EG 161.2

    Jesus hatte viele Mitfühlende in der ihn umgebenden Menge, und sein Schweigen auf alle Fragen, die an ihn gerichtet wurden, setzte die Menge in Erstaunen. Trotz allem Spott und aller Wut des Pöbels lag kein geängstigter Ausdruck oder böser Zug in seinem Angesichte. Er trug alles mit Würde und Ruhe. Die Zuschauer blickten mit Verwunderung auf ihn und verglichen seine vollkommene Gestalt, sein festes, würdiges Benehmen mit dem Aussehen derjenigen, die über ihn zu Gericht saßen, und sagten einer zum andern, daß er mehr wie ein König aussehe als irgendeiner von diesen. Er trug keine Merkmale eines Verbrechers. Sein Auge war mild, klar und unerschrocken; seine Stirn breit und hoch. Ein jeder Zug war durch Güte und edle Grundsätze gekennzeichnet. Seine Geduld und Nachsicht waren so etwas Außergewöhnliches, daß viele davor zitterten. Sogar Herodes und Pilatus waren beim Anblick seines edlen, gottähnlichen Benehmens sehr beunruhigt.EG 162.1

    Schon von Anfang an war Pilatus überzeugt, daß Jesus kein gewöhnlicher Mensch sei. Er sah in ihm einen außergewöhnlichen Charakter und hielt ihn für gänzlich unschuldig. Die Engel, die der Szene beiwohnten, merkten die innere Überzeugung des römischen Landpflegers, und um ihn vor dieser schrecklichen Handlung, Jesum zur Kreuzigung in die Hände des Pöbels auszuliefern, zu bewahren, wurde ein Engel zum Weib des Pilatus geschickt, welcher ihr in einem Traume die Mitteilung machte, daß es der Sohn Gottes sei, dessen Sache er in Verhandlung habe, und daß er unschuldig sei. Sie sandte sofort diese Botschaft zu Pilatus mit der Bemerkung, daß sie viel gelitten habe im Traum um Jesu willen und warnte ihn, nichts mit jenem heiligen Manne zu tun zu haben. Der Bote drängte sich durch die Menge und überlieferte dem Pilatus den Brief seines Weibes. Als er ihn laß, wurde er blaß und zitterte und entschloß sich sogleich, daß er nichts mit der Kreuzigung Jesu zu tun haben wollte. Wenn die Juden das Blut Jesu verlangten, wollte er nicht darin einwilligen, sondern versuchen, ihn zu befreien.EG 162.2

    Als Pilatus hörte, daß Herodes in Jerusalem war, fand er große Erleichterung; denn er hoffte, sich selbst von aller Verantwortung in dem Verhör und der Verurteilung Jesu freizumachen. Er schickte ihn sofort mit seinen Anklägern zu Herodes. Dieser Herrscher war in der Sünde verhärtet worden. Die Hinrichtung Johannes des Täufers hatte auf seinem Gewissen einen Flecken hinterlassen, von welchem er sich nicht reinigen konnte. Als er von Jesu und seinen mächtigen Werken hörte, fürchtete er sich und zitterte, denn er hielt ihn für Johannes den Täufer, der von den Toten auferstanden sei. Als Jesus durch Pilatus in die Hände des Herodes überliefert wurde, betrachtete dieser diese Handlungsweise als eine Anerkennung seiner höheren Autorität. Dies bewirkte, daß diese beiden Herrscher, die zuvor Feinde gewesen waren, Freunde wurden. Herodes freute sich, Jesum zu sehen, da er erwartete, daß er zu seiner Befriedigung mächtige Wunder verrichten würde. Aber es war nicht das Werk des Heilandes, Neugierde zu befriedigen und seine eigene Sicherheit zu suchen. Seine göttliche und wunderverrichtende Macht sollte für das Seelenheil anderer ausgeübt werden, aber nicht für sich selbst.EG 163.1

    Jesus entgegnete weder auf alle Fragen, die ihm Herodes stellte, noch erwiderte er seinen Feinden etwas, die ihn eifrig verklagten. Herodes geriet außer sich, da Jesus sich vor seiner Macht nicht zu fürchten schien, und mit all seinen Kriegsmännern verlachte, verspottete und verhöhnte er den Sohn Gottes. Dennoch verwunderte er sich über die edle, Gott ähnliche Erscheinung Jesu, als er so mißhandelt wurde, und da er sich fürchtete, ihn zu verdammen, sandte er ihn zu Pilatus zurück.EG 164.1

    Satan und seine Engel versuchten Pilatus und gaben sich mühe, ihn ins Verderben zu stürzen. Sie stellten ihm vor, daß, wenn er keinen Anteil an der Verurteilung nehmen wollte, andere es tun würden; die Menge dürste nach seinem Blute, und wenn er ihn nicht zum Tode überantworte, würde er seine Macht und weltliche Ehre verlieren und als ein Anhänger des Betrügers angesehen werden. Indem nun Pilatus fürchtete, seiner Stellung und Macht verlustig zu gehen, willigte er in den Tod Jesu. Er machte aber die Ankläger schuldig für das Blut Jesu; die Menge nahm es an und schrie: “Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.” Aber Pilatus war nicht rein; er war schuldig an dem Blute Jesu. Aus selbstsüchtigen Gründen und aus Liebe zur Ehre von den Großen dieser Welt lieferte er einen unschuldigen Menschen dem Tode aus. Wenn Pilatus nach seiner eigenen Überzeugung gehandelt hätte, dann hätte er nichts mit der Verurteilung dieses Mannes zutun gehabt.EG 164.2

    Die Erscheinung und die Worte Jesu während seines Verhörs hatten einen tiefen Eindruck auf die Gemüter vieler gemacht, die bei der Gelegenheit anwesend waren. Die Folge dieses Einflusses machten sich nach seiner Auferstehung bemerkbar. Unter denjenigen, die sich dann der Gemeinde anschlossen, befanden sich viele, deren Bekehrung auf die Zeit des Verhörs Jesu zurückzuführen war.EG 164.3

    Satans Wut war groß, als er erkannte, daß alle Grausamkeit, welche die Juden gegen Jesum ausübten, nicht das leiseste Murren von seinen Lippen zwang, obgleich er die menschliche Natur angenommen hatte, wurde er doch durch eine gottähnliche Stärke aufrecht erhalten und wich nicht im geringsten von dem Willen seines Vaters ab. EG 164.4

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