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Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben

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    Kapitel 21: Br. Millers Traum

    Mir träumte, daß Gott mir durch unsichtbare Hand ein künstlich gearbeitetes Juwelenkästchen schickte, über zehn Zoll lang und sechs Zoll breit, aus Edelholz gemacht und fein mit Perlen verziert. Bei dem Kästchen befand sich ein Schlüssel. Ich ergriff diesen sofort und öffnete das Kästchen und fand es zu meiner Verwunderung und meinem Erstaunen mit allerlei Juwelen, Diamanten, köstlichen Steinen, Gold- und Silbermünzen jeder Größe und jeden Wertes gefüllt. Sie hatten alle ihren bestimmten Platz in dem Kästchen und strahlten ein Licht und eine Herrlichkeit gleich der Sonne aus.EG 73.1

    Ich dachte, ich dürfe diesen wundervollen Anblick nicht allein genießen, obgleich mein Herz von dem Glanze, der Schönheit und dem Werte seines Inhaltes hocherfreut war. Ich stellte deshalb das Kästchen auf einem Tisch in meinem Zimmer aus und machte bekannt, daß alle, die wollten, kommen möchten, um das Herrlichste und Strahlendste zu sehen, was noch je ein Mensch gesehen hat.EG 73.2

    Die Leute kamen auch; zuerst nur wenige, aber die Zahl vermehrte sich. Als die ersten in das Kästchen blickten, wunderten sie sich und stießen Freudenrufe aus. Als aber die Zuschauer sich mehrten, fingen sie an, die Edelsteine durcheinander zu bringen; sie nahmen sie aus dem Kästchen und zerstreuten sie auf dem Tisch.EG 73.3

    Ich dachte daran, daß der Eigentümer das Kästchen und die Juwelen von meiner Hand wieder fordern würde, und wenn ich zuließ, daß sie zerstreut würden, so könnte ich sie niemals wieder in derselben Ordnung in das Kästchen legen. Ich fühlte, daß ich niemals imstande sein würde, eine so große Verantwortlichkeit zu übernehmen. Dann fing ich an, die Leute zu bitten, sie nicht anzufassen noch sie aus dem Kästchen zu nehmen; aber je mehr ich bat, desto mehr warfen sie sie umher — und nun schienen sie dieselben über das ganze Zimmer, auf den Boden und auf alle Möbel in dem Zimmer zu zerstreuen.EG 74.1

    Dann sah ich, daß sie unter die echten Juwelen und Münzen eine ganze Anzahl unechter Steine und falsches Geld gestreut hatten. Ich war aufs höchste über das schlechte Betragen und die Undankbarkeit der Leute entrüstet und tadelte sie deshalb; aber je mehr ich sie zurechtwies, desto mehr streuten sie die falschen Juwelen und Geldstücke unter die echten.EG 74.2

    Dann wurde ich sehr ärgerlich und versuchte, sie mit Gewalt aus dem Zimmer zu entfernen; aber während ich einen hinausbrachte, kamen drei andere herein und brachten Schmutz und Sand und allerlei Unrat mit herein, bis alle echten Juwelen, Diamanten und Münzen damit bedeckt waren und man sie nicht mehr sehen konnte. Dann rissen sie auch mein Kästchen in Stücke und warfen es in den Schmutz. Ich dachte, daß niemand meinen Kummer sähe, wurde ganz entmutigt und niedergeschlagen und setzte mich hin und weinte.EG 74.3

    Während ich nun weinte und über meinen großen Verlust und meine Verantwortlichkeit klagte, dachte ich an Gott und bat ihn ernstlich, mir Hilfe zu senden.EG 74.4

    Gleich darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein. Da verließen alle Leute das Zimmer. Er hatte einen Besen in seiner Hand, öffnete die Fenster und fing an, den Staub und den Schmutz aus dem Zimmer hinauszufegen.EG 74.5

    Ich rief ihm zu, aufzuhören, weil kostbare Edelsteine unter den Schmutz gestreut seien. Er sagte mir, ich solle keine Furcht haben, er wolle auf sie achtgeben. Während er dann den Schmutz und Staub hinausfegte, flogen alle die falschen Steine und Münzen gleich einer Wolke zum Fenster hinaus, und der Wind wehte sie hinweg. Ich hatte meine Augen in dem Wirrwarr einen Augenblick geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, war aller Schmutz weg. Die kostbaren Juwelen, Diamanten, Gold- und Silbermünzen lagen im Überfluß über das ganze Zimmer zerstreut umher.EG 75.1

    Dann stellte er ein Kästchen auf den Tisch, größer und herrlicher als das erste, sammelte alle die Edelsteine, Diamanten und Münzen zusammen und legte sie in das Kästchen, so daß nicht einer fehlte, obgleich manche der Diamanten nicht größer als ein Stecknadelkopf waren. Dann rief er mich, zu kommen und zu sehen.EG 75.2

    Ich blickte in das Kästchen, aber meine Augen wurden von dem Anblick geblendet. Die Juwelen hatten einen zehnmal größeren Glanz als vorher. Es schien mir, daß sie durch den Sand unter den Füßen solch gottloser Personen, die sie zerstreut und in den Staub geworfen hatten, gereinigt sein müßten. Sie lagen in wundervoller Ordnung in dem Kästchen, ein jedes an seinem Platz, ohne sichtbare Mühe von Seiten des Mannes. Ich schrie vor Freude auf, und dieser Schrei erweckte mich. EG 75.3

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