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Wir haben einen Fürsprecher

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    Kapitel 5: Licht durch Finsternis

    Durch alle Jahrhunderte hindurch zeigen die großen Reformationen im Werk Gottes eine auffallende Gleichartigkeit. Die Grundzüge des göttlichen Handelns mit den Menschen ändern sich nicht. Wichtige Bewegungen der Gegenwart haben ihre Parallelen in der Vergangenheit, und die Erfahrungen der Gemeinde früherer Zeiten bieten wertvolle Lehren für die Gegenwart.WHF 89.1

    Gott hat seine Diener auf Erden durch seinen Heiligen Geist in der Fortführung des Heilswerkes allezeit gelenkt. Das lehrt die Bibel mit aller Deutlichkeit. Menschen sind Werkzeuge in Gottes Hand; er bedient sich ihrer, um seine Absichten der Gnade und Barmherzigkeit zu verwirklichen. Jeder hat seine Aufgabe; jedem wird ein gewisses Maß an Erkenntnis zuteil, das den Erfordernissen der jeweiligen Zeit entspricht und zur Durchführung des Werkes befähigt, das Gott aufgetragen hat. Kein Mensch aber, mag er auch mit großen Gnadengaben ausgerüstet worden sein, hat je eine vollkommene Erkenntnis des großen Heilsplanes empfangen oder auch die göttliche Absicht in dem Werk für seine Zeit völlig erkannt. Menschen können nie bis ins letzte begreifen, was Gott durch die Aufgabe, die er ihnen anvertraute, erreichen will; sie können den ganzen Inhalt der Botschaft, die sie in seinem Namen verkündigen, nicht erfassen.WHF 89.2

    Selbst die Propheten, denen durch den Heiligen Geist besondere Klarheit geschenkt worden war, erfaßten die Bedeutung der ihnen anvertrauten Offenbarungen nur zum Teil. Erst nach und nach sollte ihnen der tiefe Sinn entfaltet werden, so wie das Volk Gottes die darin enthaltenen Belehrungen benötigen würde. Obgleich die Propheten die ihnen offenbarten Dinge noch nicht völlig verstehen konnten, suchten sie doch ernsthaft all das zu begreifen, was ihnen von Gott kundgetan worden war. Sie suchten und forschten, auf welche und welcherlei Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen war. Welch eine Lehre für die Kinder Gottes im christlichen Zeitalter, um derentwillen diese Weissagungen den Dienern Gottes gegeben wurden! Nicht für sie selbst, sondern für uns wurden sie gegeben. Schaut diese heiligen Männer Gottes an, die forschten und suchten in den Offenbarungen, die sie für noch nicht geborene Geschlechter empfangen hatten. Ihr heiliger Eifer steht im Gegensatz zu der sorglosen Gleichgültigkeit, mit der die Begnadeten späterer Jahrhunderte mit dieser Gabe des Himmels umgingen. Welch ein Vorwurf für die Gleichgültigkeit derjenigen, die sich mit der Erklärung zufrieden geben, die Weissagungen seien nicht zu verstehen!WHF 90.1

    Obwohl es dem begrenzten menschlichen Verstand unmöglich ist, Gottes Ratschlüsse zu begreifen und seine Absichten völlig zu verstehen, so liegt es doch häufig nur an den Mißverständnissen und Versäumnissen der Menschen, daß sie die Botschaften vom Himmel so unklar erfassen. Nicht selten sind unsere Sinne, ja sogar die der Knechte Gottes, durch menschliche Anschauungen, Satzungen und falsche Lehren so verblendet, daß sie die wichtigen Gedanken, die er in seinem Wort offenbart hat, nur teilweise begreifen können. So erging es auch den Jüngern, obwohl der Heiland persönlich bei ihnen war. Ihr Verständnis war stark beeinflußt von den allgemeinen Vorstellungen vom Messias, in ihm einen weltlichen Fürsten zu sehen, der Israel zu einer weltumspannenden Großmacht emporbringen sollte. Daher konnten sie auch seine Worte, die seine Leiden und seinen Tod voraussagten, nicht begreifen.WHF 90.2

    Christus selbst hatte sie mit der Botschaft hinausgesandt: “Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.” Markus 1,15. Diese Botschaft gründet sich auf Daniel 9. Der Engel hatte einst erklärt, daß die neunundsechzig Wochen bis auf Christus, den Fürsten, reichen sollten; und mit großen Hoffnungen und freudigen Erwartungen blickten die Jünger vorwärts auf den Anbruch des messianischen Reiches in Jerusalem, das schließlich die ganze Erde erfüllen sollte.WHF 91.1

    Sie predigten die ihnen von Christus anvertraute Botschaft, obgleich sie ihren Sinn mißverstanden. Während sie sich in ihrer Verkündigung auf Daniel 9,25 stützten, übersahen sie, daß — nach dem nächsten Vers des gleichen Kapitels — der Gesalbte ausgerottet werden sollte. Von ihrer frühesten Jugend an hing ihr Herz an der freudig erwarteten Herrlichkeit eines irdischen Reiches. Das machte sie blind in ihrem Verständnis für die bedeutsamen prophetischen Hinweise wie auch für die Worte Christi.WHF 91.2

    Sie erfüllten ihre Aufgabe, indem sie der jüdischen Nation die Einladung der Barmherzigkeit anboten. Aber gerade zu der Zeit, als sie erwarteten, daß ihr Herr den Thron Davids einnehmen werde, erlebten sie, wie er als Übeltäter ergriffen, gegeißelt, verspottet, verurteilt und an das Kreuz von Golgatha geschlagen wurde. Welche Verzweiflung und seelische Qual marterte die Herzen der Jünger in den Tagen, da ihr Herr im Grabe schlief!WHF 91.3

    Christus war zur vorhergesagten Zeit gekommen, genauso wie es durch die Weissagung angekündigt worden war. Das Zeugnis der Schrift hatte sich in jeder Einzelheit seines Dienstes erfüllt. Er hatte die Botschaft des Heils verkündigt, “er predigte in Vollmacht”. Lukas 4,32. Daß sie göttlichem Geist entstammte, hatten seine Zuhörer an ihren Herzen erfahren. Das Wort und der Geist Gottes bestätigten die göttliche Sendung des Sohnes.WHF 92.1

    Was die Jünger im Namen des Herrn verkündigten, traf selbst in Einzelheiten zu, und die Ereignisse, auf die sie hinwiesen, geschahen zur angegebenen Zeit. “Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen!” (Markus 1,15), war ihre Botschaft. Als die Zeit der neunundsechzig Wochen aus Daniel 9 abgelaufen war, die bis auf den Messias, den Gesalbten, reichen sollte, empfing Christus nach seiner Taufe durch Johannes im Jordan die Salbung des Heiligen Geistes. Und das Reich Gottes, von dem er gesagt hatte, daß es nahe herbeigekommen sei, wurde durch den Tod Christi aufgerichtet. Dies Reich war aber nicht, wie man sie gelehrt hatte, ein irdisches Reich; auch war es nicht das zukünftige unvergängliche Reich, das erst aufgerichtet werden wird, wenn “das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen”. Daniel 7,27. In der Bibel werden mit dem Begriff “Reich Gottes” sowohl das Reich der Gnade wie das Reich der Herrlichkeit bezeichnet. Das Reich der Gnade wird im Hebräerbrief beschrieben. Nach dem Hinweis auf Christus, den barmherzigen Fürsprecher, der sich unserer Schwachheit annimmt, heißt es: “Darum lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden.” Hebräer 4,16. Der Thron der Gnade weist auf das Gnadenreich hin, denn das Vorhandensein eines Thrones setzt das Bestehen eines Reiches voraus. In vielen seiner Gleichnisse wendet Christus den Ausdruck “das Himmelreich” an, um das Werk der göttlichen Gnade an den Herzen der Menschen zu bezeichnen.WHF 92.2

    So stellt der Thron der Herrlichkeit das Reich der Herrlichkeit dar, und auf dieses Reich beziehen sich die Worte des Heilandes: “Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und werden vor ihm alle Völker versammelt werden.” Matthäus 25,31.32. Dieses Reich liegt noch in der Zukunft, es wird erst bei der Wiederkunft Christi aufgerichtet werden.WHF 93.1

    Das Reich der Gnade wurde unmittelbar nach dem Sündenfall eingesetzt, als ein Plan zur Erlösung des schuldigen Menschengeschlechts gelegt wurde. Damals bestand es zunächst in der Absicht und Verheißung Gottes. Nur durch den Glauben konnten Menschen seine Teilhaber werden. Tatsächlich wurde es erst beim Tode Christi aufgerichtet. Noch nach dem Antritt seines irdischen Dienstes hätte sich der Heiland, enttäuscht von der Hartnäckigkeit und Undankbarkeit der Menschen, von dem vorgesehenen Opfer auf Golgatha zurückziehen können. In Gethsemane zitterte der Leidenskelch in seiner Hand. Selbst da noch hätte er den Blutschweiß von seiner Stirn wischen und das schuldige Geschlecht in seiner Sünde zugrunde gehen lassen können. Dann aber hätte es keine Erlösung für den gefallenen Menschen gegeben. Doch als der Heiland sein Leben hingab und im letzten Atemzug ausrief: “Es ist vollbracht!” (Johannes 19,30), da war der Ablauf des Erlösungsplanes gesichert. Die Verheißung des Heils — einst dem sündigen Paar in Eden gegeben — war nun bestätigt. Das Reich der Gnade, das bisher in der Zusage Gottes bestanden hatte, war aufgerichtet.WHF 93.2

    Somit bewirkte der Tod Christi — gerade das Ereignis, das die Jünger als den gänzlichen Untergang ihrer Hoffnung angesehen hatten — das, was ihre Hoffnung auf ewig begründete. Obwohl der Tod Jesu für sie eine furchtbare Enttäuschung bedeutete, brachte er doch den höchsten Beweis, daß ihr Glaube richtig war. Das Ereignis, das sie mit Trauer und Verzweiflung erfüllt hatte, öffnete allen Nachkommen Adams die Tür der Hoffnung. Das ist die Voraussetzung für das künftige Leben und das ewige Glück der Getreuen Gottes zu allen Zeiten.WHF 94.1

    Nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Jüngern auf dem Wege nach Emmaus und “fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen in der ganzen Schrift aus, was darin von ihm gesagt war”. Lukas 24,27. Die Herzen der Jünger wurden bewegt. Ihr Glaube entbrannte. Sie wurden “wiedergeboren ... zu einer lebendigen Hoffnung” (1.Petrus 1,3), noch ehe sich Jesus ihnen zu erkennen gab. Seine Absicht war es, ihren Verstand zu erleuchten und ihren Glauben auf das feste prophetische Wort zu gründen. Er wollte, daß die Wahrheit in ihren Herzen Wurzel faßte; sie sollte nicht nur auf sein persönliches Zeugnis gegründet sein, sondern durch die unwiderlegbaren Beweise gestützt werden, die in den Symbolen und Schattenbildern des Zeremonialgesetzes sowie in den Weissagungen des Alten Testaments gegeben sind. Für die Nachfolger Christi war es notwendig, einen dem Verstand einleuchtenden Glauben zu haben, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch um der Welt die Erkenntnis Christi bringen zu können. Für das Weitergeben dieser Erkenntnis verwies Jesus die Jünger zunächst auf Mose und die Propheten. Damit zeigte der Heiland den Wert und die Wichtigkeit der alttestamentlichen Schriften.WHF 94.2

    Welch eine Veränderung ging in den Herzen der Jünger vor, als sie noch einmal in das geliebte Antlitz ihres Meisters blickten! (Lukas 24,32.) In einem vollkommeneren und vollständigeren Sinn als je zuvor hatten sie den “gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben”. Johannes 1,45. Ungewißheit, Angst und Verzweiflung wichen nun froher Zuversicht und felsenfestem Glauben. So war es nicht verwunderlich, daß sie nach seiner Himmelfahrt “waren allewege im Tempel und priesen Gott”. Lukas 24,53. Das Volk, das nur von dem schmachvollen Tod des Heilandes wußte, meinte, in den Gesichtern der Jünger den Ausdruck von Kummer, Verwirrung und Enttäuschung finden zu müssen; statt dessen leuchteten sie von Freude und Siegesgewißheit. Welch eine Zurüstung hatten doch die Jünger für die vor ihnen liegende Aufgabe empfangen!WHF 94.3

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