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Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

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    Kapitel 62: Gerecht durch den Glauben*Dieser Artikel erschien in The Bibel Students’ Library, Aprilausgabe 1893

    Wenn Gott dem Sünder vergibt, ihm die Strafe, die er verdient, erläßt und ihm so begegnet, als hätte er nicht gesündigt, dann nimmt er ihn in die göttliche Gunst auf und rechtfertigt ihn durch die Verdienste der Gerechtigkeit Christi. Ein Sünder kann nur gerechtfertigt werden, wenn er an die Wiedergutmachung durch Gottes geliebten Sohn glaubt, der zum Opfer für die Sünden der schuldigen Welt wurde. Keiner kann durch eigene Werke gerechtfertigt werden. Nur dank des Leidens, des Todes und der Auferstehung Christi kann ein Mensch von der Schuld der Sünde, von der Verdammung durch das Gesetz und von der Bestrafung für die Gesetzesübertretung befreit werden. Der Glaube ist die einzige Bedingung, durch die wir Rechtfertigung erlangen können, und Glaube bedeutet nicht nur ein Für-wahrhalten, sondern Vertrauen.FG1 410.1

    Viele behaupten, an Christus zu glauben, aber sie wissen nichts von jenem lebenswichtigen Vertrauen in ihn, das die Verdienste des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers in Anspruch nimmt. Von diesem Schein-Glauben spricht Jakobus folgendermaßen: “Du glaubst, daß nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, daß der Glaube ohne Werke nutzlos ist?” Jakobus 2,19.20. Viele erkennen an, daß Jesus Christus der Erlöser der Welt ist, doch gleichzeitig halten sie sich von ihm fern, versäumen es, ihre Sünden zu bereuen, und schaffen es nicht, Christus als ihren persönlichen Erlöser anzunehmen. Ihr Glaube beruht einfach auf der verstandesmäßigen Zustimmung zur Wahrheit; die Wahrheit ist jedoch nicht in ihr Herz gedrungen und kann so die Seele nicht heiligen und den Charakter nicht umwandeln. “Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, daß sie gleich sein sollen dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.” Römer 8,29.30. Berufung und Rechtfertigung sind nicht ein und dieselbe Sache. Berufung wird genannt, wenn der Sünder zu Christus hingezogen wird. Der Heilige Geist wirkt im Herzen, überzeugt von den Sünden und lädt zur Reue ein.FG1 410.2

    Viele geraten in Verwirrung darüber, worin die ersten Schritte des Erlösungswerkes bestehen. Reue wird als Aufgabe des Sünders betrachtet, die er zu erfüllen hat, ehe er zu Christus kommen kann. Sie meinen, daß der Sünder selbst die Befähigung erlangen muß, um den Segen der Gnade Gottes zu empfangen. Es stimmt zwar, daß der Vergebung die Reue vorausgehen muß; denn Gott kann nur ein gebrochenes, reumütiges Herz annehmen, aber der Sünder kann sich weder selbst zur Reue bewegen noch sich selbst darauf vorbereiten, zu Christus zu kommen. Nur wenn der Sünder bereut, kann ihm vergeben werden; die Frage, um die es jedoch geht, heißt: Ist die Reue die Tat des Sünders oder das Geschenk Christi? Muß ein Sünder warten, bis ihn sein Gewissen wegen seiner Sünden drückt, bevor er zu Christus kommen kann? Der allererste Schritt zu Christus besteht darin, daß der Geist Gottes ihn zu ihm zieht. Wenn der Mensch auf dieses Ziehen reagiert, nähert er sich Christus, so daß er bereuen kann.FG1 411.1

    Der Sünder wird als verlorenes Schaf dargestellt, und ein verlorenes Schaf kehrt niemals allein zur Herde zurück; der Hirte muß es suchen und zur Herde zurückbringen. Kein Mensch kann von sich aus bereuen und sich selbst würdig machen, um den Segen der Rechtfertigung zu erhalten. Jesus, der Herr, versucht ständig, auf den Geist des Sünders einzuwirken und ihn dazu zu bewegen, auf ihn, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, zu sehen. Wir können nicht einen Schritt im geistlichen Leben gehen, ohne daß Jesus uns zieht und stärkt und uns dazu führt, die Reue zu erfahren, die keiner zu bereuen braucht.FG1 411.2

    Als Petrus vor den Hohenpriestern und Sadduzäern stand, stellte er ganz deutlich die Tatsache heraus, daß Reue ein Geschenk Gottes ist. Von Christus sprach er folgendermaßen: “Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.” Apostelgeschichte 5,31. Reue ist nicht weniger ein Geschenk Gottes als Vergebung und Rechtfertigung, und sie kann nur geschehen, wenn Christus sie einer Seele schenkt. Wenn wir uns zu Christus hingezogen fühlen, geschieht dies aufgrund seiner Kraft und seiner Wirksamkeit. Die Gnade des Schuldbewußtseins kommt durch ihn, und durch ihn kommt auch die Rechtfertigung.FG1 411.3

    Die Bedeutung des Glaubens

    Bei Paulus heißt es: “Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht so: (5.Mose 30,11-14) ‘Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?’ — nämlich um Christus herabzuholen — oder: ‘Wer will hinab in die Tiefe fahren?’ nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen —, sondern was sagt sie? ‘Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.’ Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.” Römer 10,6-10.FG1 412.1

    Der Glaube, der zur Erlösung führt, ist kein zufälliger Glaube; er bedeutet nicht einfach Zustimmung des Verstandes, sondern er ist ein Glaube, der tief im Herzen wurzelt, der Christus als persönlichen Erlöser annimmt. Er ist überzeugt, daß Christus alle, auch den Allerletzten, der durch ihn zu Gott kommt, retten kann. Zu glauben, daß er andere rettet, aber dich nicht, ist kein wahrer Glaube. Wenn sich jedoch ein Mensch an Christus als seine einzige Hoffnung auf Erlösung klammert, dann wird der Grundstein für den wahren Glauben gelegt. Wer solch einen Glauben besitzt, wird dazu gebracht, all die Regungen seiner Seele Christus zu überlassen. Sein Verstand läßt sich vom Heiligen Geist leiten, und sein Charakter wird nach dem göttlichen Vorbild verwandelt. Sein Glaube ist kein toter Glaube, sondern ein Glaube, der durch die Liebe tätig wird und den Menschen dazu bringt, die Herrlichkeit Christi zu erkennen und dem göttlichen Wesen ähnlicher zu werden. “Der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf daß du am Leben bleibst.” 5.Mose 30,6.FG1 412.2

    Gott ist es, der das Herz läutert. Von Anfang bis Ende ist es das Wirken des Herrn. Der todgeweihte Sünder kann sagen: “Ich bin ein verlorener Sünder, doch Christus kam, um die Verlorenen zu suchen und zu retten. Er hat versprochen: ‘Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.’ Markus 2,17. Ich bin ein Sünder, und er starb auf Golgatha, um mich zu retten. Ich brauche nicht einen Augenblick länger auf Erlösung zu warten. Er starb und stand auf zu meiner Rechtfertigung, und er wird mich jetzt erretten. Ich nehme die Vergebung an, die er versprochen hat.”FG1 413.1

    Die zugerechnete Gerechtigkeit

    Christus ist ein auferstandener Erlöser; denn er war tot, ist aber auferstanden und lebt jetzt ewig, um für uns zu sprechen. Wenn wir von Herzen glauben, werden wir gerecht, und wir werden mit den Lippen Zeugnis von unserer Errettung ablegen. Wer im Glauben gerechtfertigt ist, wird auch von Christus Zeugnis ablegen. “Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.” Johannes 5,24. Das große Werk am Sünder, der vom Bösen befleckt und beschmutzt ist, ist das Werk der Rechtfertigung. Von dem, der die Wahrheit spricht, wird er gerecht gesprochen. Der Herr rechnet dem Gläubigen die Gerechtigkeit Christi zu und erklärt ihn vor dem ganzen Universum als gerecht. Seine Sünden werden auf Jesus übertragen, der Stellvertreter, Ersatz und Sicherheit für den Sünder ist. Auf Christus legt Gott alle Übertretungen eines glaubenden Menschen. “Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.” 2.Korinther 5,21.FG1 413.2

    Christus sühnte für die Schuld der ganzen Welt, und alle, die sich Gott im Glauben nähern, erhalten die Gerechtigkeit Christi. “... der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.” 1.Petrus 2,24. Unsere Sünde wurde gesühnt, ausgelöscht, in die Tiefen des Meeres versenkt. Durch Reue und Glaube sind wir frei von der Sünde und stehen gerecht vor Gott. Jesus litt als Unschuldiger für den Schuldigen.FG1 413.3

    Obwohl wir als Sünder der Verdammung des Gesetzes unterliegen, hat doch Christus durch seinen Gehorsam dem Gesetz Genüge getan und nimmt für den Menschen, der bereut, die Verdienste seiner eigenen Gerechtigkeit in Anspruch. Um die Gerechtigkeit Christi zu erhalten, muß der Sünder wissen, welch eine Art Reue es ist, die solch eine radikale Änderung des Verstandes, des Geistes und des Verhaltens bewirkt. Die Veränderung muß im Herzen beginnen und im gesamten Charakter des Menschen seine umwandelnde Macht offenbaren. Der Mensch ist jedoch nicht in der Lage, solch eine Reue hervorzubringen. Er kann sie allein durch Christus erfahren, der zur Höhe aufgefahren ist, die Gefangenschaft beendete und den Menschen Gaben schenkte.FG1 414.1

    Wer möchte wirklich bereuen? Was muß er tun? Er muß zu Jesus kommen, so wie er ist, ohne zu zögern. Er muß glauben, daß Christi Wort wahr ist, und, wenn er dem Versprechen glaubt, darum bitten, Gottes Geschenk zu erhalten. Wenn hinter dem Gebet ein echtes Bedürfnis steht, wird er nicht vergeblich beten. Der Herr wird sein Wort halten und den Heiligen Geist schenken, der zur Reue Gott gegenüber und zum Glauben an Jesus Christus führt. Der Mensch wird beten und wachen, seine Sünden abtun und seine Ernsthaftigkeit durch die Kraft seiner Bemühungen beweisen, Gottes Gebote zu halten. Zum Gebet kommt der Glaube; er wird nicht bloß vom Gesetz überzeugt sein, sondern auch dessen Vorschriften halten. Er wird sich selbst als einer zu erkennen geben, der auf der Seite Christi steht. Er wird alle Gewohnheiten und Verbindungen aufgeben, die dazu führen, ihn von Gott wegzuziehen.FG1 414.2

    Wer ein Kind Gottes werden will, muß als Wahrheit annehmen, daß Reue und Vergebung allein durch das Sühnopfer Christi erlangt werden können. Wenn der Sünder davon überzeugt ist, muß er Anstrengungen an den Tag legen, die in Einklang stehen mit dem Dienst, der für ihn getan wird. Mit nimmermüden Bitten muß er vor dem Gnadenthron darum flehen, daß Gottes erneuernde Kraft seine Seele ergreift. Christus vergibt nur dem, der bereut, doch wem er vergibt, den bringt er zuvor zur Reue. Die getroffene Vorsorge ist umfassend, und die immerwährende Gerechtigkeit Christi wird jedem glaubenden Menschen angerechnet. Das kostbare, fleckenlose Gewand, auf dem himmlischen Webstuhl gewebt, steht für jeden bereuenden und glaubenden Sünder bereit: “Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.” Jesaja 61,10.FG1 414.3

    Den Glaubenden steht im Übermaß Gnade zur Verfügung, so daß sie von der Sünde abgehalten werden; der ganze Himmel mit seinen grenzenlosen Hilfsquellen steht für uns bereit. Wir können von der Quelle der Erlösung schöpfen. Christus ist das Ende des Gesetzes. Wer an ihn glaubt, der wird gerecht. Für uns allein sind wir Sünder, in Christus jedoch sind wir gerecht. Gott macht uns gerecht, indem er uns die Gerechtigkeit Christi anrechnet, und deshalb nennt er uns rein und behandelt uns als rein. Er sieht uns als seine lieben Kinder an. Christus wirkt der Sünde entgegen, und wo viel Sünde war, ist die Gnade noch mächtiger. “Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.” Römer 5,1.2.FG1 415.1

    “Sie sind allesamt Sünder ... und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, daß er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.” Römer 3,23-26. “Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.” Epheser 2,8.FG1 415.2

    Die Verheißung des Geistes

    Der Herr möchte, daß seine Nachfolger fest daran glauben und wissen, daß diese großartige Erlösung ihnen so reichlich angeboten wird. Sie sollen nicht nach vorne schauen und meinen, daß irgendwann in der Zukunft ein großartiges Werk für sie getan wird, denn das Werk ist jetzt abgeschlossen. Der Glaubende wird nicht aufgefordert, seinen Frieden mit Gott zu schließen, das konnte er nie und wird er nie können. Er muß Christus als seinen Frieden annehmen; denn mit Christus zu sein bedeutet mit Gott zu sein und im Frieden zu sein. Christus machte der Sünde ein Ende, indem er den schweren Fluch der Sünde auf sich nahm, ans Holz trug. Und er hat alle die vor dem Fluch bewahrt, die an ihn als ihren persönlichen Erlöser glauben. Er macht ein Ende mit der alles beherrschenden Macht der Sünde im Herzen; und das Leben und der Charakter des Glaubenden geben Zeugnis vom wahren Wesen der Gnade Christi. Wer Jesus darum bittet, dem wird er den Heiligen Geist schenken; denn jeder Glaubende muß sowohl von der Verunreinigung als auch vom Fluch und der Verdammung des Gesetzes befreit werden. Durch das Wirken des Heiligen Geistes, die Heiligung in der Wahrheit, wird der Glaubende für den Himmel vorbereitet; denn Christus wirkt in uns, und seine Gerechtigkeit ist über uns. Ohne dies hat kein Mensch Anspruch auf den Himmel. Wir würden uns im Himmel gar nicht wohl fühlen, wenn wir nicht durch den Einfluß des Heiligen Geistes und die Gerechtigkeit Christi für diese heilige Umgebung vorbereitet wären.FG1 416.1

    Um Anwärter auf den Himmel zu werden, müssen wir die Vorschriften des Gesetzes erfüllen: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.” Lukas 10,27. Das können wir nur, wenn wir durch den Glauben die Gerechtigkeit Christi ergreifen.FG1 416.2

    Wenn wir uns an Christus halten, bekommen wir ein lebendiges, sich verstärkendes Wesensmerkmal ins Herz. Dieses Werk führt der Heilige Geist fort, und der Glaubende wächst an Stärke und Charakter. Er verändert sich zum Bilde Christi, bis er an geistiger Größe das volle Maß Jesu Christi erreicht hat. So macht Christus dem Fluch der Sünde ein Ende und befreit den Sünder von deren Wirkung und Folgen.FG1 416.3

    Nur Christus ist in der Lage, dies zu tun, denn “daher mußte er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.” Hebräer 2,17. 18. Sühne heißt, daß jede Schranke zwischen dem Menschen und Gott beseitigt wird und daß der Sünder erkennt, was die vergebende Liebe Gottes bedeutet. Aufgrund des Opfers, das Christus für die gefallenen Menschen gebracht hat, kann Gott dem Gesetzesübertreter, der die Verdienste Christi annimmt, mit Fug und Recht vergeben. Christus war die Leitung, durch die das Erbarmen, die Liebe und die Gerechtigkeit vom Herzen Gottes zum Herzen des Sünders fließen konnten. “Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.” 1.Johannes 1,9.FG1 417.1

    In der Prophezeiung Daniels heißt es im Hinblick auf Christus: “Die Schuld [wird] gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht.” Daniel 9,24. Jeder Mensch kann sagen: “Durch seinen völligen Gehorsam hat er die Ansprüche des Gesetzes erfüllt, und meine einzige Hoffnung besteht darin, auf ihn als meinen Stellvertreter und meine Sicherheit zu schauen, auf ihn, der an meiner Stelle dem Gesetz absolut gehorsam war. Durch den Glauben an seine Verdienste bin ich von der Verdammung durch das Gesetz befreit. Er kleidet mich mit seiner Gerechtigkeit, die allen Anforderungen des Gesetzes genügt. Ich bin durch ihn, der immerwährende Gerechtigkeit bringt, vollkommen. Er stellt mich Gott im fleckenlosen Gewand vor, von dem nicht ein Faden von menschlicher Hand gewebt wurde. Alles ist von Christus, und alle Herrlichkeit, Ehre und Majestät stehen dem Lamm Gottes zu, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.”FG1 417.2

    Viele denken, daß sie auf einen besonderen Anstoß warten müssen, um zu Christus zu kommen; es ist jedoch einfach nur notwendig, in ehrlicher Absicht zu kommen und sich zu entschließen, die angebotenen Gaben des Erbarmens und der Gnade anzunehmen. Wir müssen bekennen: “Christus starb, um mich zu retten. Der Herr möchte, daß ich gerettet werde, und ich werde so wie ich bin zu Jesus kommen, ohne zu zögern. Ich will es auf sein Versprechen hin wagen. So wie Christus mich führt, werde ich folgen.” Beim Apostel Paulus heißt es: “Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht.” Römer 10,10. Keiner kann von Herzen an die Gerechtigkeit glauben und Rechtfertigung durch den Glauben erhalten, solange er solche Dinge praktiziert, die das Wort Gottes verbietet, oder er bekannte Pflichten nicht erfüllt.FG1 417.3

    Gute Werke als Frucht des Glaubens

    Wahrer Glaube offenbart sich in guten Taten, denn gute Taten sind die Frucht des Glaubens. So wie Gott im Herzen wirkt und der Mensch seinen Willen Gott übergibt und mit Gott zusammenarbeitet, so wird in seinem Leben offenbar, was Gott durch den Heiligen Geist einprägt, und es besteht Übereinstimmung zwischen dem Motiv im Herzen und dem praktischen Leben. Jede Sünde muß als die hassenswerte Sache aufgegeben werden, die den Herrn des Lebens und der Herrlichkeit ans Kreuz brachte, und der Glaubende muß an Erfahrung zunehmen, indem er ständig die Werke Christi tut. Erst durch die beständige Übergabe des Willens, durch beständigen Gehorsam bleibt der Segen der Rechtfertigung erhalten.FG1 418.1

    Wer durch den Glauben gerechtfertigt ist, muß entschlossen Gottes Wegen folgen. Es ist offensichtlich, daß ein Mensch nicht durch den Glauben gerechtfertigt ist, wenn seine Werke nicht seinem Bekenntnis entsprechen. Bei Jakobus heißt es: “Da siehst du, daß der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden.” Jakobus 2,22.FG1 418.2

    Der Glaube, der keine guten Werke hervorbringt, rechtfertigt den Menschen nicht. “So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.” Jakobus 2,24. “Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.” Römer 4,3.FG1 418.3

    Die Anrechnung der Gerechtigkeit Christi geschieht durch den rechtfertigenden Glauben, und dies ist die Rechtfertigung, um die Paulus so inständig rang. Bei ihm heißt es: “... weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld ... Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.” Römer 3,20-26.31.FG1 418.4

    Die Gnade ist ein unverdientes Geschenk, der Glaubende wird ohne irgendeinen eigenen Verdienst gerechtfertigt, ohne irgendeinen Anspruch, den er Gott gegenüber erheben könnte. Er ist durch die Erlösung in Christus Jesus gerechtfertigt, der im himmlischen Gerichtshof als Stellvertreter und Sicherheit des Sünders auftritt. Auch wenn er durch die Verdienste Christi gerechtfertigt ist, hat er doch nicht die Freiheit, ungerecht zu handeln. Der Glaube wirkt durch die Liebe und läutert die Seele. Der Glaube keimt und blüht auf, er bringt eine Ernte wertvoller Früchte. Wo Glaube ist, treten auch gute Werke auf. Kranke werden besucht, um Arme wird sich gekümmert, die Vaterlosen und Witwen werden nicht vergessen, die Nackten gekleidet, die Bedürftigen mit Essen versorgt. Christus ging umher und tat Gutes, und wenn die Menschen mit ihm eins werden, dann lieben sie Gottes Kinder, und Demut und Aufrichtigkeit weisen ihnen den Weg. Ihr Gesichtsausdruck offenbart ihre Erfahrung, und die Menschen merken ihnen an, daß sie Gemeinschaft mit Christus haben und von ihm gelernt haben. Christus und der Glaubende werden eins, und die Schönheit seines Charakters wird an denen sichtbar, die eng mit der Quelle der Kraft und Liebe verbunden sind. Christus ist die große Schatzkammer der rechtfertigenden Gerechtigkeit und der heiligenden Gnade.FG1 419.1

    Alle können zu ihm kommen und von seiner Fülle empfangen. Er verspricht: “Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.” Matthäus 11,28. Warum schieben wir dann nicht allen Unglauben beiseite und folgen den Worten Jesu? Du möchtest Ruhe haben, du sehnst dich nach Frieden? Dann sprich von Herzen: “Herr Jesus, ich komme, weil du mich eingeladen hast.” Glaube mit festem Vertrauen an ihn, und er wird dich erretten. Schaust du auf Jesus, den Anfänger und Vollender deines Glaubens? Erkennst du ihn in seiner ganzen Wirklichkeit und Gnade? Hast du den Frieden angenommen, den allein Christus schenken kann? Wenn nicht, übergib dich ihm, und bemühe dich durch seine Gnade um einen Charakter, der edel und würdig ist. Bemühe dich um einen beständigen, unerschütterlichen, freudigen Geist. Ernähre dich von Christus, der das Brot des Lebens ist, und an dir werden sein herrlicher Charakter und Geist sichtbar werden.FG1 419.2

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