Kapitel 22: Von der Darbietung neuen Gedankengutes
Die Seele muß ein Vorratshaus sein, voller Reichtum und Fruchtbarkeit. In der Predigt, in der Sabbatschule, in der Gebetsstunde und bei sonstigen Zusammenkünften müssen wir neue Gedanken bereit haben, um andre erleuchten zu können. Wir müssen dem Beispiel Jesu, des Meisterlehrers, folgen. Er erzog Menschen, indem er ihnen das Wesen des lebendigen Gottes offenbarte. Er sprach: “Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum erkennen.” Hiermit ist deutlich umrissen, was der Jugend als Hauptsache vor die Seele gestellt werden muß; denn sie muß Gott als ihren Vater kennenlernen, damit sie die zeitlichen Belange den ewigen unterzuordnen imstande ist. Wer sich in das Wesen Gottes versenkt, wird in seinem Herzen das innige Verlangen verspüren, andere an der Schönheit und Kraft der Wahrheit teilhaben zu lassen.Ssw 61.2
Die heiligende Macht der Wahrheit muß jedem Sabbatschulhelfer und auch jedem andern Diener unsrer Gemeinschaft zu der Erfahrung verhelfen, daß er sagen kann: Ich weiß, an wen ich glaube. Der Glaube Jesu Christi hat umwandelnde Kraft, und diese muß sich bei uns in weit größerer Demut und ernsterem, lebendigerem Glauben offenbaren, damit wir der Welt zum Licht werden. Wir müssen abnehmen, Christus muß zunehmen. Wie kommt es, daß jemand, den Gott in seinem geistlichen Weinberg mit einer Arbeit betraut hat, sich so leicht aufbläht? Wie ist es möglich, daß so viele meinen, eine verantwortliche Stellung erhöhe den Menschen? Warum werden sie so selbstzufrieden, während sie doch gerade vom Versöhnungsopfer so außerordentlich abhängig sind? Warum verspürt man bei andern so wenig Feingefühl und Herzensbekehrung? Es kommt daher, daß der Selbstzufriedene nicht auf den Felsen gefallen und daran zerschmettert ist. Ein andrer Grund ist, daß so wenig Gottvertrauen geübt, so selten ernstliche, aufrichtige Buße getan und nicht treulich genug gebetet wird. Der Helfer lege sich daher die Frage vor: “Habe ich den Heiligen Geist erhalten, als ich zum Glauben kam? Ist Christus mein persönlicher Heiland?” Jeder beantworte sich diese Fragen in stiller Stunde selbst.Ssw 62.1
Wenn ein Diener im Werk Gottes ein echter Christ ist, werden seine Werke dies zeigen. Er wird Christus denen vorleben, mit denen er in Berührung kommt. Die Sabbatschulhelfer werden ihre Zeit nicht mit unwichtigen Angelegenheiten verschwenden; denn sie werden sich allezeit vor Augen halten, daß jede Stunde kostbar und aller Fleiß anzuwenden ist, sie in der Arbeit im Weinberg des Herrn auszuwerten. Das Werk Christi im Heiligtum droben, wo er sein eigenes Blut fortwährend vor dem Gnadenstuhl darbietet und uns auf diese Weise vertritt, muß unsre Herzen so stark beeindrucken, daß wir den Wert der Zeit recht erkennen. Jesus lebt ewiglich, um für uns einzutreten; aber kein verlorener Augenblick kann wiedergebracht werden. Helfer und Schüler müssen sich die erhabene Tatsache vor Augen halten, daß Christus sein heiliges Werk in der himmlischen Hütte niemals unterbricht. Wer Christi Joch trägt und seine Last auf sich nimmt, wird ein ähnlich geartetes Werk tun helfen, wie das lebendige Haupt der Gemeinde es verrichtet.Ssw 62.2
Der Schüler der Sabbatschule sollte ebenso sorgfältig und ernsthaft nach Schriftkenntnis trachten, wie er sich wissenschaftlichen Forschungen hingibt. Müßte eins von beiden zurückgestellt werden, so wäre es die Lernarbeit während der Woche. Den Sabbatschulhelfern ist der Unterricht aus der Heiligen Schrift als Missionsaufgabe zugeteilt worden. Sie werden ihr nicht gerecht, wenn sie nur geistlos abfragen, was zu verstehen sie sich nicht genügend bemühten. “Sie sind’s, die von mir zeugen”, nämlich von dem Erlöser, von ihm, in dem unsre Hoffnung auf ein ewiges Leben ruht. Wenn der Geist der Wahrheit einen Helfer nicht erfüllt und dieser keinen Trieb zur Vertiefung in das Wort Gottes besitzt, kann er auch die gegenwärtige Wahrheit seinen Schülern nicht anziehend darbieten ... Der Sabbatschüler muß Ernst zeigen, tief schürfen und mit größter Sorgfalt nach den köstlichen Wahrheitsschätzen suchen, die in den wöchentlichen Betrachtungen enthalten sind. Niemand darf die Gelegenheiten vernachlässigen, die ihm damit geschenkt sind, daß er seine Schriftkenntnis vermehren kann. Wer sich als Kind Gottes bekennt, von dem fordert Gott auch, daß er die Wahrheit seines Wortes zu vertreten imstande ist. Wo könnten wir zur Erreichung dieses Ziels besser unterrichtet werden als in der Sabbatschule?Ssw 63.1