Zweiter Besuch in Skandinavien
Frau Whites zweiter Besuch in Skandinavien wurde im Sommer 1886 in Begleitung ihres Sohnes und Frl. McEnterfers gemacht. Während der ersten Hälfte der Reise diente Fräulein Christine Dahl als Führerin und Dolmetscherin. Die wichtigste Versammlung, die auf dieser Reise besucht wurde, war die zu Orebro, Schweden. Hier hielt vom 23. bis 28. Juni die schwedische Konferenz ihre Sitzung ab, auf welcher eine Traktatgesellschaft und eine Sabbatschulvereinigung gegründet wurde, die beide die Arbeit in Dänemark, Schweden und Norwegen einschlossen.LW 341.1
Eine Woche vor der Eröffnung dieser Konferenz hatte Ält. Matteson eine Schule für Kolporteure und Bibelarbeiter begonnen. In der Fortführung dieser Schule schlossen sich ihm Ält. A. B. Oyen von Christiania und Ält. O. A. Olsen, soeben von Amerika eingetroffen, an. “Ausbildung” war der Wahlspruch unter den Führern in jenen Tagen, und das Volk war begierig, zu lernen. Das Arbeiterinstitut wurde jeden Morgen um halb sieben mit Gebet und Ansprachstunde eröffnet. Um neun Uhr wurde Unterricht in der Buchführung erteilt; um halb elf Unterricht in einheimischer Missionsarbeit. Unterweisungen im Abhalten von Bibellesungen wurden um vier Uhr nachmittags gegeben, und um acht Uhr abends fand ein Predigtgottesdienst statt. Eine jede Stunde des Tages wurde sowohl von Lehrern wie von Schülern als kostbar angesehen.LW 341.2
Auf der nachfolgenden Konferenzsitzung waren ungefähr fünfundsechzig Sabbathalter regelmäßig anwesend. Von den zehn Gemeinden in Schweden waren neun durch dreiundzwanzig Delegierte vertreten. Frau White sprach sechsmal in den frühen Morgenversammlungen und fünfmal bei andern Gelegenheiten. Zu einer kleinen, aber entschlossenen Gruppe von Gläubigen redend, sagte sie:LW 341.3
“Am Anfang geht die Arbeit schwer und langsam. Jetzt ist die Zeit gekommen, da alle ihre Schultern beugen und die Last heben und weiter tragen sollten. Vorangehen müssen wir, sei auch das Rote Meer vor uns und unpassierbare Berge zu beiden Seiten. Gott ist mit uns gewesen und hat unsere Bemühungen gesegnet. Wir müssen im Glauben arbeiten. ‘Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen es zu sich.’ Matthäus 11,12. Wir müssen beten, glauben, dass unsere Gebete erhört werden, und dann arbeiten.LW 342.1
“Das Werk mag jetzt klein scheinen; aber es muss ein Anfang da sein, ehe irgendwelcher Fortschritt gemacht werden kann. ‘Zum ersten das Gras, danach die Ähren, danach den vollen Weizen in den Ähren.’ Das Werk mag in Schwäche anfangen, und sein Fortschritt mag eine Zeitlang langsam sein, ist es jedoch in gesunder Weise begonnen, so wird sich bald ein stetiger und netter Zuwachs zeigen. Eine hohe Richtschnur sollte vor diejenigen gesetzt werden, die neu zum Glauben hinzugekommen sind. Sie sollten erzogen werden, sorgfältig in ihrer Rede und umsichtig in ihrem Lebenswandel zu sein, und bekunden, dass die Wahrheit etwas für sie getan hat, und so sollten sie durch ihr Beispiel Licht auf diejenigen scheinen lassen, die sich in Dunkelheit befinden ...LW 342.2
“Diejenigen, die die Wahrheit angenommen haben, mögen arm sein, aber sie sollten nicht unwissend und von fehlerhaftem Charakter bleiben und durch ihren Einfluss andern dasselbe Gepräge aufdrücken. Wenn die Gemeinde das Licht völlig annimmt, wird die Dunkelheit verscheucht werden, und wenn sie in einem heiligen Charakter mit der Wahrheit Schritt hält, wird ihr Licht heller und heller werden. Die Wahrheit wird ihre läuternde Arbeit verrichten und das moralische Ebenbild Gottes im Menschen wiederherstellen, und die Dunkelheit, die Verwirrung und die Zungenstreiterei, die der Fluch vieler Gemeinden sind, werden aufhören. Die Macht, die Gott seiner Gemeinde geben will, wenn sie nur in dem Lichte wandeln würde, so schnell es auf sie scheint, kann kaum erfasst werden.LW 342.3
“Der Herr wird bald kommen, und die Warnungsbotschaften sollen an alle Nationen, Zungen und Völker gehen. Während Gottes Werk nach Mitteln und nach Arbeitern verlangt, was tun da diejenigen, die unter dem vollen Lichte der gegenwärtigen Wahrheit leben?”LW 343.1
Nachdem die Konferenz in Schweden abgeschlossen war, wurden zwei Wochen in Christiania mit ernster Arbeit für die Gemeinde und für die Arbeiter im Verlagshaus zugebracht. Zu jener Zeit war das neue Verlagshaus vollendet und die verschiedenen Abteilungen der Druckerei waren nach demselben gebracht worden und waren im Betrieb.LW 343.2
Als Frau White durch die verschiedenen Abteilungen der neuen Druckerei geführt wurde, drückte sie große Freude aus bei dem Gedanken, dass mit diesen für das Feld getroffenen Vorkehrungen nun geeignete Zeitschriften und Bücher gedruckt werden und in geeigneter Form auf ihre Mission hinausgesandt werden könnten. Es war bei diesem Besuche, dass Frau White, als sie den Maschinensaal betrat, erklärte, dass dieser Saal, in dem die Pressen gerade im Betrieb waren, wie sie es an jenem Tage sah, derselbe Saal sei, der ihr Jahre vorher im Gesicht gezeigt worden war.LW 343.3
Auf die Versammlungen in Christiania folgte eine zehntägige Arbeit in Kopenhagen, worauf die Gesellschaft nach Basel zurückkehrte.LW 344.1