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Vom Schatten zum Licht

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    Der Junge Calvin Und Olivetan

    Gott bereitete immer wieder Mitarbeiter vor, die sein Wort verbreiteten. In einer Pariser Schule gab es einen aufmerksamen, stillen jungen Mann, der sich schon früh durch einen starken und scharfen Verstand auszeichnete. Auch durch tadelloses Leben, intellektuellen Eifer sowie religiöse Hingabe machte er auf sich aufmerksam. Begabung und Fleiß ließen ihn bald zum Stolz seiner Schule werden, und es wurde erwartet, dass Johannes Calvin einer der fähigsten und geehrtesten Verteidiger der Kirche werden würde. Aber ein Strahl göttlichen Lichts durchdrang auch diese Mauern der Scholastik und des Aberglaubens, die Calvin umgaben. Mit Schaudern hörte er von den neuen Lehren, und er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass die Ketzer das Feuer verdienten, dem sie übergeben worden waren. Ohne es zu wissen, wurde er mit der Ketzerei konfrontiert und gezwungen, den Anspruch der katholischen Theologie zu prüfen, um damit die protestantischen Lehren zu bekämpfen.VSL 202.3

    Ein Vetter Calvins (Pierre-Robert Olivetan), der sich der Reformation angeschlossen hatte, befand sich in Paris. So trafen sich die beiden Verwandten oft zu Gesprächen über Dinge, die das Christentum beunruhigten. »Es gibt nur zwei Religionen in der Welt”, sagte der Protestant Olivetan, »die eine Klasse ist die, welche die Menschen erfunden haben und nach denen die Menschen sich durch Zeremonien und gute Werke retten; die andere ist die Religion, welche in der Bibel offenbart ist und die Menschen lehrt, für die Erlösung nur nach der freien Gnade Gottes zu schauen.«VSL 203.1

    »Weg mit euren neuen Lehren!«, rief Calvin. »Bildet ihr euch ein, dass ich mein ganzes Leben lang im Irrtum gewesen bin?« (WHP, XIII, 7)VSL 203.2

    Aber die Gedanken, die ihn jetzt gefangen hielten, wurde er nicht mehr los, und wenn er in seinem Zimmer allein war, dachte er über die Worte seines Vetters nach. Sündenbewusstsein überfiel ihn. Er sah sich ohne Mittler in der Gegenwart eines heiligen und gerechten Richters. Fürsprache durch Heilige, gute Werke, kirchliche Zeremonien, sie alle hatten keine Macht, um Sünde zu sühnen. Er sah vor sich nichts anderes als das Dunkel ewiger Verzweiflung. Vergeblich versuchten die Kirchengelehrten, sein Leid zu lindern. Beichte und Bußübungen brachten nichts, denn sie konnten ihn nicht mit Gott versöhnen.VSL 203.3

    Calvin war noch in seine fruchtlosen inneren Kämpfe verwickelt, als er zufällig auf einem öffentlichen Platz sah, wie ein Ketzer verbrannt wurde. Er bewunderte den Frieden, den das Antlitz dieses Märtyrers ausstrahlte. Unter den Qualen dieses schrecklichen Todes und unter der noch schrecklicheren Verdammung durch die Kirche zeigte dieser Verurteilte Glauben und Mut, die der junge Student im Vergleich zu seiner eigenen Verzweiflung und Finsternis sah, obwohl er doch im strengsten Kirchengehorsam lebte. Er wusste, dass sich diese Ketzer mit ihrem Glauben auf die Bibel stützten. Er entschloss sich, diese zu studieren, um dadurch möglicherweise dem Geheimnis ihrer Freude auf die Spur zu kommen.VSL 203.4

    In der Bibel fand er Christus. »O Vater!«, rief er aus, »sein Opfer hat deinen Zorn besänftigt, sein Blut hat meine Flecken gereinigt, sein Kreuz hat meinen Fluch getragen, sein Tod hat für mich Genugtuung geleistet. Wir hatten viel unnütze Torheiten geschmiedet; aber du hast mir dein Wort gleich einer Fackel gegeben, und du hast mein Herz gerührt, damit ich jedes andere Verdienst, ausgenommen das des Erlösers, verabscheue.« (MLTL, III, 13; vgl. COL, 123)VSL 203.5

    Calvin sollte Priester werden. Schon im Alter von zwölf Jahren war er zum Kaplan einer kleinen Gemeinde ernannt worden, und in Übereinstimmung mit den kanonischen Regeln der Kirche hatte ihm der Bischof das Haupt geschoren. Zwar wurde er nicht zum Priester geweiht und führte nie das Amt eines Priesters aus, doch war er ein Mitglied der Geistlichkeit, hatte einen entsprechenden Amtstitel und auch ein Gehalt.VSL 203.6

    Nun fühlte er, dass er nie Priester werden würde, und wandte sich für einige Zeit dem Studium der Rechte zu, gab aber schließlich diesen Plan auf und entschloss sich, sein Leben in den Dienst des Evangeliums zu stellen. Calvin zögerte jedoch, eine öffentliche Lehrtätigkeit anzunehmen. Von Natur aus war er schüchtern. Das Bewusstsein einer großen Verantwortung lastete schwer auf ihm, deshalb entschied er sich zum weiteren Studium. Am Ende gab er jedoch den ernsten Bitten seiner Freunde nach. »Wunderbar ist es«, sagte er, »dass einer von so niedriger Herkunft zu so hoher Würde erhoben werden sollte.” (WHP, XIII, 9)VSL 204.1

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