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Vom Schatten zum Licht

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    Der Thesenanschlag

    Luther begann nun mutig sein Werk als Kämpfer für die Wahrheit. Von der Kanzel herab verkündete er seine ernsten Warnungen. Er zeigte dem Volk den abscheulichen Charakter der Sünde und machte deutlich, dass es dem Menschen unmöglich sei, seine Schuld durch eigene Werke zu verringern oder der Strafe zu entgehen. Nur Reue vor Gott und Glaube an Christus könnten den Sünder retten. Die Gnade Christi könne nicht gekauft werden, denn sie sei ein freies Geschenk. Er riet dem Volk, keine Ablässe mehr zu kaufen, sondern im Glauben auf den gekreuzigten Erlöser zu schauen. Er berichtete über seine eigene schmerzliche Erfahrung, als er vergeblich versucht hatte, durch Demütigung und Buße Erlösung zu erreichen, und versicherte seinen Zuhörern, dass sie erst Friede und Freude finden würden, wenn sie von sich weg auf Christus schauten.VSL 122.1

    Tetzel führte seinen Handel fort und erhob weiterhin seine verwerflichen Ansprüche. Da entschloss sich Luther, diesen himmelschreienden Missbräuchen wirksamer zu widerstehen. Bald schon bot sich ihm dazu eine Gelegenheit. Die Schlosskirche zu Wittenberg besaß viele Reliquien, die an bestimmten Festtagen für das Volk ausgestellt wurden. Allen, die an diesen Tagen die Kirche besuchten und zur Beichte kamen, wurde ein vollständiger Sündenerlass versprochen. Daher kamen zu solchen Zeiten viele Menschen dorthin. Ein ganz besonderer Anlass dieser Art war das nahe bevorstehende Fest Allerheiligen. Am Tag zuvor schloss sich Luther der Menschenmenge an, die auf dem Weg zur Kirche war, und schlug ein Plakat mit 95 Thesen gegen die Ablasslehre an die Kirchentür. Er erklärte sich bereit, diese Thesen am folgenden Tag in der Universität gegen all jene zu verteidigen, die den Mut hätten, ihnen zu widersprechen.VSL 122.2

    Seine Thesen zogen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Sie wurden wieder und wieder gelesen und überall verbreitet. An der Universität und in der ganzen Stadt entstand eine große Aufregung. Diese Thesen machten deutlich, dass die Vollmacht zur Vergebung von Sünden und zum Erlass von Sündenstrafen niemals dem Papst oder einem anderen Menschen übergeben worden war. Das ganze System sei ein Hohn, eine Masche der Kirche, die aus dem Aberglauben des Volkes finanziellen Gewinn schlug; eine Einrichtung Satans um die Seelen all jener zu verderben, die seinen lügenhaften Ansprüchen Glauben schenkten. Es wurde auch deutlich gezeigt, dass das Evangelium von Christus der kostbarste Schatz der Kirche ist. Darin offenbart sich die Gnade Gottes, die allen Menschen, die sie in Reue und im Glauben suchen, frei geschenkt wird.VSL 122.3

    Luthers Thesen forderten zur Diskussion heraus, aber niemand wagte es, die Herausforderung anzunehmen. In wenigen Tagen waren die gestellten Fragen in ganz Deutschland bekannt, und in wenigen Wochen erschollen sie durch die ganze Christenheit. Viele gläubige Katholiken, die die schreckliche Ungerechtigkeit in ihrer Kirche sahen und beklagten, jedoch nicht wussten, wie ihr zu begegnen sei, lasen die Lehrsätze mit großer Freude. Sie erkannten darin die Stimme Gottes und fühlten, dass er seine Hand gnädig ausstreckte, um die anschwellende Flut des Verderbens aufzuhalten, die vom römischen Stuhl ausging. Fürsten und Beamte freuten sich insgeheim, dass einer überheblichen Macht, die keine Einwände gegen ihre Beschlüsse erlaubte, so immer mehr ein Riegel vorgeschoben wurde.VSL 123.1

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