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Vom Schatten zum Licht

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    Die Disputation Zu Baden

    Das Streitgespräch sollte in Baden (Kanton Aargau) stattfinden, aber Zwingli war nicht zugegen. Der Stadtrat von Zürich misstraute den Absichten der Anhänger Roms. Gewarnt durch das Verbrennen evangelischer Zeugen auf Scheiterhaufen in den päpstlich gesinnten Kantonen, verbot er seinem Prediger, sich der Gefahr auszusetzen. In Zürich war er bereit, sich allen Vertretern Roms zu stellen. Aber in Baden, wo erst kürzlich das Blut von Märtyrern der Wahrheit geflossen war, hätte er den sicheren Tod gefunden. Ökolampad, der Reformator Basels, und Berchtold Haller, der Reformator Berns, wurden ausgewählt, den Reformator zu vertreten, während der bekannte Dr. Johannes Eck mit einer Schar päpstlicher Gelehrter die Seite Roms vertrat.VSL 169.1

    Wenn auch Zwingli bei dieser »Badener Disputation” fehlte, war sein Einfluss doch spürbar. Die Schreiber wurden durch die Vertreter des Papsttums bestimmt, und allen anderen Teilnehmern war jede Art von Aufzeichnung bei Todesstrafe verboten. Dennoch wurde Zwingli täglich über die Reden, die in Baden gehalten wurden, genauestens informiert. Ein Student, der den Verhandlungen beiwohnte, schrieb abends die vorgebrachten Argumente auf. Zwei weitere Studenten trugen die Verhandlungsberichte sowie die täglichen Briefe Ökolampads an Zwingli nach Zürich. Die Antworten des Reformators enthielten Ratschläge und Anregungen. Sie wurden nachts geschrieben und frühmorgens durch die beiden Kuriere nach Baden zurückgebracht. Um der Wachsamkeit der Torhüter an den Stadttoren zu entgehen, trugen diese Boten Körbe mit Federvieh auf ihren Köpfen und konnten so ungehindert die Stadt betreten.VSL 169.2

    So stellte sich Zwingli seinen verschlagenen Gegnern zum Kampf. »Er hat”, schreibt Myconius, »während des Gesprächs durch Nachdenken, Wachen, Raten, Ermahnen und Schreiben mehr gearbeitet, als wenn er der Disputation selbst beigewohnt hätte” (DAGR, XI, 13; vgl. SSZ, VII, 517; MZ, 10).VSL 169.3

    Siegesgewiss waren die Vertreter Roms in ihren kostbarsten Gewändern und mit funkelnden Juwelen nach Baden gekommen. Sie lebten in Saus und Braus und ihre Tafeln waren mit den köstlichsten Leckerbissen und ausgesuchtesten Weinen gedeckt. Als Ausgleich zu ihren geistlichen Pflichten wurde gefeiert und gezecht. In auffallendem Gegensatz dazu stand der Auftritt der Reformatoren, die vom Volk kaum höher eingeschätzt wurden als eine Gruppe von Bettlern, deren anspruchslose Mahlzeiten sie nur kurze Zeit bei Tisch hielten. Der Hauswirt Ökolampads nahm die Gelegenheit wahr, ihn in seinem Zimmer zu beobachten, und fand ihn regelmäßig entweder beim Studium oder im Gebet. Deshalb sagte er sehr verwundert: »Man muss gestehen, das ist ein sehr frommer Ketzer.” (DAGR, XI, 13, 271; vgl. BRGE, I, 351)VSL 169.4

    Bei der Versammlung betrat Eck überheblich »eine prächtig verzierte Kanzel; der einfach gekleidete Ökolampad musste ihm gegenüber auf ein grob gearbeitetes Gerüst treten« (DAGR, XI, 13, 270). Ecks schallende Stimme und seine grenzenlose Zuversicht waren unverkennbar. Die Aussicht auf Gold und Ruhm belebte seinen Eifer, denn dem Verteidiger der Tradition war eine ansehnliche Belohnung zugesichert worden. Wenn er keine Argumente hatte, benutzte er Beleidigungen und sogar Flüche.VSL 170.1

    Ökolampad war ein bescheidener Mann mit wenig Selbstvertrauen. Vom Streit eingeschüchtert brachte er sich mit der feierlichen Erklärung ein: »Ich akzeptiere keine andere Regel zur Beurteilung als das Wort Gottes.” (DAGR, XI, 13) Obwohl sein Auftreten bescheiden und geduldig war, erwies er sich als fähig und tapfer. »Eck, der mit der Schrift nicht zurechtkommen konnte, berief sich immer wieder auf Überlieferung und Herkommen. Ökolampad antwortete, auf die Heilige Schrift hinweisend: Über allen Übungen steht in unserem Schweizerlande das Landrecht. Unser Landbuch aber ist [in Glaubenssachen] die Bibel.« (DAGR, XI, 13; vgl. HLSV, II, 94)VSL 170.2

    Der Kontrast zwischen den beiden Gegnern blieb nicht ohne Wirkung. Die ruhige und klare Argumentation und die behutsame und bescheidene Darlegung des Reformators gewannen die Gemüter der Zuhörer. Aber von den prahlerisch und lautstark vorgetragenen Thesen Ecks wandten sie sich mit Entsetzen ab.VSL 170.3

    Die Disputation dauerte achtzehn Tage. Mit großer Zuversicht beanspruchten die Vertreter des Papsttums am Ende den Sieg für sich. Die meisten Abgesandten ergriffen Partei für Rom und die Tagung ließ verlauten, dass die Reformatoren besiegt worden wären und zusammen mit ihrem Anführer Zwingli aus der Kirche ausgeschlossen seien. Doch die Früchte dieser Tagung offenbarten, welche Seite tatsächlich überlegen war, denn die Streitgespräche verliehen der protestantischen Sache starken Auftrieb. Nur wenig später bekannten sich die wichtigen Städte Bern und Basel zur Reformation.VSL 170.4

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