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Vom Schatten zum Licht

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    Krieg In Böhmen

    In Böhmen entfachte Hus’ Hinrichtung eine Flamme der Entrüstung und des Schreckens. Die ganze Nation empfand, dass er der Arglist der Priester und dem Treuebruch des Kaisers zum Opfer gefallen war. Er wurde als treuer Lehrer der Wahrheit angesehen, und das Konzil, das ihn zum Tod verurteilt hatte, wurde des Mordes beschuldigt. Seine Lehren gewannen nun größere Aufmerksamkeit als je zuvor. Durch päpstliche Erlasse waren die Schriften Wycliffs verdammt und dem Feuer übergeben worden. Was vor der Vernichtung verschont geblieben war, wurde jetzt aus Verstecken hervorgeholt und zusammen mit der Bibel oder mit erworbenen Bibelteilen studiert. Viele kamen so zum reformierten Glauben.VSL 106.7

    Die Mörder von Hus jedoch sahen nicht tatenlos dem Sieg seiner Lehre zu. Papst und Kaiser schlossen sich zusammen, um die Bewegung zu vernichten, und Sigismunds Heere fielen in Böhmen ein.VSL 107.1

    Doch ein Befreier erhob sich. Jan Ziska, der bald nach Ausbruch des Krieges völlig erblindete, jedoch einer der tüchtigsten Feldherren des Landes war, wurde der Führer der Böhmen. Sein Volk verließ sich auf die Hilfe Gottes und widerstand den mächtigsten Heeren, die gegen sie geführt wurden. Immer wieder fiel der Kaiser mit frischen Truppen in Böhmen ein, und immer wieder wurde er schmählich zurückgeschlagen. Die Hussiten überwanden die Furcht vor dem Tode und niemand konnte sie schlagen. Einige Jahre nach Kriegsbeginn starb der tapfere Ziska, doch sein Platz wurde von Andreas Prokop eingenommen, der ein ebenso tapferer General und in mancher Beziehung sogar ein fähigerer Anführer war.VSL 107.2

    Als die Feinde erfuhren, dass der blinde Kriegsmann tot war, meinten sie, dies sei eine günstige Gelegenheit, um alles zurückzuerobern, was sie verloren hatten. Der Papst rief nun zu einem Kreuzzug auf, und wiederum drang eine ungeheure Streitmacht in Böhmen ein, und abermals wurde sie vernichtend geschlagen. Ein weiterer Kreuzzug wurde ausgerufen, und in allen päpstlichen Ländern Europas sammelte man Männer, Geld und Waffen. Ganze Volksmengen scharten sich unter das Banner des Papstes und waren überzeugt, der hussitischen Ketzerei endlich ein Ende zu bereiten. Siegesgewiss drang das Riesenheer in Böhmen ein. Das Volk versammelte sich, um es zurückzutreiben. Beide Heere marschierten aufeinander zu, bis sie nur noch durch einen Fluss voneinander getrennt waren. »Die Kreuzfahrer waren ihren Gegnern an Zahl weit überlegen, doch statt über den Fluss zu setzen und die Hussiten anzugreifen, gegen die zu kämpfen sie doch von so weit gekommen waren, starrten sie schweigend auf diese Krieger.« (WHP, III, 17; vgl. OAG, dort: PSA, II, 397-408) Dann befiel das Heer des Kaisers plötzlich ein geheimnisvoller Schrecken. Ohne einen Schwertstreich getan zu haben und wie von einer unsichtbaren Macht vertrieben, brach die ganze Heeresmacht auseinander. Viele wurden durch das hussitische Heer niedergemetzelt, das die Flüchtenden verfolgte. Eine ungeheure Beute fiel den Siegern in die Hände, sodass der Krieg den Böhmen Reichtum statt Armut einbrachte. (WHP, III, 17)VSL 107.3

    Einige Jahre später rief ein neuer Papst zu einem weiteren Kreuzzug auf. Wie vorher schaffte man aus allen päpstlichen Ländern Europas Menschen und Mittel herbei. Groß waren die Anreize für jene, die zu diesem gefährlichen Unternehmen bereit waren. Volle Vergebung für abscheulichste Verbrechen wurde jedem Kreuzfahrer zugesichert. Allen, die im Krieg umkommen sollten, wurde eine reiche Belohnung im Himmel versprochen, und wer auf dem Schlachtfeld überlebte, sollte Reichtum und Ehre ernten. Erneut wurde ein großes Heer zusammengezogen und wiederum drang man in Böhmen ein. Die hussitischen Streitkräfte zogen sich vor den Invasoren weit ins Landesinnere zurück und verleiteten diese zur Annahme, den Sieg bereits in der Tasche zu haben. Schließlich hielt das Heer Prokops an, wandte sich gegen den Feind um und ging zum Angriff über. Jetzt entdeckten die Kreuzfahrer ihren Irrtum, blieben in ihrem Lager und warteten auf den Angriff. Als sie das Getöse des herannahenden Heeres vernahmen, wurden sie vom Schrecken29Siehe Glossar »Hussitenkriege«, S. 661. ergriffen, noch ehe sie die Hussiten zu Gesicht bekamen. Fürsten, Generäle und einfache Soldaten warfen ihre Rüstungen weg und flohen in alle Richtungen. Umsonst versuchte der päpstliche Legat als Anführer der Invasion seine erschreckten und durcheinander geratenen Truppen zu sammeln. Trotz großer Bemühungen wurde er vom Strom seines flüchtenden Heeres weggefegt. Wiederum war die Niederlage vollkommen, und den Siegern fiel eine große Beute in die Hände.VSL 108.1

    Zum zweiten Mal floh nun ein gewaltiges Heer, das aus mutigen und für Schlachten ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten aus den mächtigsten Nationen Europas bestand, ohne Schwertstreich vor den Verteidigern eines kleinen und bis dahin schwachen Volkes. Hier konnte man eine göttliche Macht erkennen. Die Invasoren wurden durch eine übernatürliche Kraft geschlagen. Derjenige, der die Heere des Pharaos am Roten Meer vernichtete, die Midianiter vor Gideon mit seinen dreihundert Mann in die Flucht schlug, der in einer Nacht die Streitkräfte der stolzen Assyrer ausschaltete, hatte abermals seine Hand ausgestreckt und der Macht dieses Unterdrückers ein Ende bereitet. »Sie fürchten sich da, wo nichts zu fürchten ist; doch Gott zerstreut die Gebeine derer, die dich bedrängen. Du machst sie zuschanden, denn Gott hat sie verworfen.« (Psalm 53,6)VSL 108.2

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