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Vom Schatten zum Licht

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    Eine Abscheuliche Hinrichtung

    Die schreckliche Zeremonie wurde auf den 21. Januar 1535 angesetzt. Die abergläubische Angst und der blinde Hass einer ganzen Nation war geschürt worden. Paris war voll von Menschen, die sich aus allen umliegenden Gegenden eingefunden hatten und die Straßen der Stadt bevölkerten. Mit einer großen, imposanten Prozession wurde der Tag eingeleitet. »Die Häuser an der Marschroute waren mit Trauerflor behangen; hier und dort waren Altäre aufgestellt.« Vor jeder Tür brannte eine Fackel zu Ehren des »heiligen Sakraments”. Vor Tagesanbruch formierte sich die Prozession beim königlichen Palast. »Zuerst kamen die Banner und Kreuze der verschiedenen Kirchspiele, dann erschienen paarweise Bürger mit Fackeln in den Händen.” Ihnen schlossen sich Vertreter der vier Mönchsorden in ihren unterschiedlichen Mönchsgewändern an. Dann folgte eine große Anzahl berühmter Reliquien. Dahinter ritten Kirchenfürsten in ihren purpurnen und scharlachfarbenen mit Juwelen besetzten Roben. Es war ein farbenprächtiger und glanzvoller Anblick.VSL 209.3

    »Die Hostie wurde vom Bischof von Paris unter einem kostbaren Baldachin getragen ... unterstützt von vier Prinzen von Geblüt. ... Hinter der Hostie ging der König. ... Franz I. trug an diesem Tag weder Krone noch königliche Gewänder.” Mit »entblößtem Haupt und gesenktem Blick, in der Hand eine brennende Kerze haltend”, erschien der König von Frankreich »als ein Büßender«. (WHP, XIII, 21) Vor jedem Altar verneigte er sich in Demut, nicht der Laster wegen, die sein Gewissen verunreinigt hatten, noch wegen des unschuldigen Blutes, mit dem seine Hände befleckt waren, sondern um der »Todsünde” seiner Untertanen willen, die es gewagt hatten, die Messe zu verdammen. Ihm folgten die Königin und die staatlichen Würdenträger, die auch zu zweit gingen, und jeder trug eine brennende Kerze in der Hand.VSL 210.1

    An jenem Tag hielt der König selbst im Bischofspalast als Teil dieser Handlungen eine Ansprache vor den hohen Beamten des Reiches. Mit sorgenvoller Miene erschien er vor ihnen und beklagte mit bewegten Worten »den Frevel, die Gotteslästerung, den Tag des Schmerzes und der Schande«, der über das Volk hereingebrochen sei, und forderte jeden treuen Untertanen auf, bei der Ausrottung dieser pestartigen Häresie mitzuhelfen, die Frankreich mit dem Untergang bedrohe. »So wahr ich euer König bin, ihr Herren, wüsste ich eines meiner eigenen Glieder von dieser abscheulichen Fäulnis befleckt und angesteckt, ich ließe es mir von euch abhauen. ... Noch mehr, sähe ich eines meiner Kinder damit behaftet, ich würde sein nicht schonen. ... Ich würde es selbst ausliefern und Gott zum Opfer bringen!« Tränen erstickten seine Stimme, und die ganze Versammlung stimmte weinend in die Worte ein: »Wir wollen leben und sterben für den katholischen Glauben!« (DAGR, IV, 12)VSL 210.2

    Eine schreckliche Finsternis legte sich auf die Nation, die das Licht der Wahrheit verworfen hatte. Die »heilsame Gnade” war erschienen, doch Frankreich wandte sich von diesem Licht ab und wählte die Finsternis, nachdem es die Macht und Heiligkeit dieser Gnade gesehen hatte, nachdem Tausende in Städten und Dörfern von der göttlichen Schönheit in den Bann gezogen worden waren. Es wies die himmlische Gabe zurück, als sie ihm angeboten wurde. Es nannte das Böse gut und das Gute böse, bis es seiner willentlichen Selbsttäuschung zum Opfer fiel. Die Menschen mögen geglaubt haben, sie hätten Gott durch die Verfolgung seines Volkes einen Dienst erwiesen, doch ihre Ernsthaftigkeit machte sie nicht schuldlos. Das Licht, das sie vor Verführung bewahrt hätte, vor ihrer Befleckung mit Blut, hatten sie eigenwillig verworfen.VSL 210.3

    Ein feierlicher Eid wurde in der gleichen großen Kathedrale abgelegt, in der fast dreihundert Jahre später die »Göttin der Vernunft« von einem Volk auf den Thron gesetzt wurde, das den lebendigen Gott aus den Augen verloren hatte. Die Prozession setzte sich wieder in Bewegung, und die Vertreter Frankreichs begannen das Werk, das sie sich zu tun geschworen hatten. »In kurzen Abständen waren Gestelle errichtet worden, auf denen Protestanten lebendig verbrannt werden sollten, und es wurde vereinbart, dass die Holzscheite in dem Augenblick entzündet werden sollten, wenn der König ankam, und dass die Prozession anhalten sollte, damit jedermann Zeuge der Hinrichtung wurde.« (WHP, XIII, 21) Die Einzelheiten dieser Folterqualen, die diese Zeugen Christi erleiden mussten, sind zu schrecklich, um sie zu schildern. Doch keines der Opfer wankte. Als man ihnen befahl zu widerrufen, antwortete einer: »Ich glaube nur, was die Propheten und Apostel ehemals gepredigt haben und was die ganze Gemeinschaft der Heiligen geglaubt hat. Mein Glaube setzt seine Zuversicht auf Gott und wird aller Gewalt der Hölle widerstehen.« (DAGR, IV, 12)VSL 211.1

    Immer wieder hielt der Zug an den Folterstätten an. Als man zum Ausgangspunkt am Königspalast zurückkam, verlief sich die Menge, der König und die Prälaten zogen sich zurück, jedermann war mit dem Ablauf zufrieden und man beglückwünschte sich, dass das angefangene Werk bis zur gänzlichen Ausrottung der Ketzerei fortgesetzt würde.VSL 211.2

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