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Vom Schatten zum Licht

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    Der Erste Und Der Zweite Tempel

    Zwei Tage vor dem Passafest, als Christus zum letzten Mal den Tempel verließ, nachdem er die Scheinheiligkeit der jüdischen Obersten bloßgestellt hatte, ging er mit seinen Jüngern wieder zum Ölberg und setzte sich mit ihnen auf einen grasbedeckten Abhang, von wo man die Stadt überblicken konnte. Noch einmal schaute er auf ihre Mauern, Türme und Paläste. Noch einmal betrachtete er den Tempel in seiner glänzenden Pracht - ein Diadem der Schönheit, die Krone des heiligen Berges.VSL 25.2

    Tausend Jahre zuvor pries der Psalmist die Güte Gottes für Israel, weil er das heilige Haus der Israeliten zu seiner Wohnung gemacht hatte. »So erstand in Salem sein Zelt und seine Wohnung in Zion.” (Psalm 76,3) Er »erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er lieb hat. Er baute sein Heiligtum wie Himmelshöhen, wie die Erde, die er gegründet hat für immer” (Psalm 78,68.69). Der erste Tempel war in der Glanzzeit der Geschichte Israels gebaut worden. Dafür hatte König David einen großen Vorrat an Schätzen angelegt, und die Pläne für den Bau waren durch göttliche Eingebung entworfen worden (vgl. 1. Chronik 28,12.19). Salomo, der weiseste Herrscher Israels, hatte das Werk vollendet. Dieser Tempel war das herrlichste Gebäude, das die Welt je gesehen hat. Trotzdem erklärte der Herr durch den Propheten Haggai mit Blick auf den zweiten Tempel: »Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist. ... Ja, alle Heiden will ich erschüttern. Da sollen dann kommen aller Völker Kostbarkeiten, und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen, spricht der Herr Zebaoth.« (Haggai 2,9.7)VSL 25.3

    Nach der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar wurde er etwa fünfhundert Jahre vor Christi Geburt von einem Volk wieder aufgebaut, das nach einer lebenslangen Verbannung in ein verwüstetes und nahezu menschenleeres Land zurückgekehrt war. Unter den Rückkehrern befanden sich alte Männer, welche die Herrlichkeit des salomonischen Tempels gesehen hatten und die nun bei der Grundsteinlegung des neuen Gebäudes weinten, weil es so geringer sein musste als das frühere. Das damals vorherrschende Gefühl wird von dem Propheten eindringlich beschrieben: »Wer ist unter euch noch übrig, der dies Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr’s nun? Sieht es nicht wie nichts aus?« (Haggai 2,3; Esra 3,12) Dann aber wurde die Verheißung gegeben, dass die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer sein sollte als die des ersten.VSL 26.1

    Doch der zweite Tempel erreichte weder die Pracht des ersten, noch wurde er wie der erste durch das sichtbare Zeichen der göttlichen Gegenwart geheiligt. Keine übernatürliche Macht offenbarte sich bei seiner Einweihung. Keine Wolke der Herrlichkeit erfüllte das neu errichtete Heiligtum. Kein Feuer fiel vom Himmel hernieder, um das Opfer auf dem Altar zu verzehren. Die Herrlichkeit Gottes thronte nicht mehr zwischen den Cherubim im Allerheiligsten. Es gab darin keine Bundeslade, keinen Gnadenstuhl und keine Gesetzestafeln. Keine Stimme erscholl vom Himmel, um dem fragenden Priester den Willen Jahwes kundzutun.VSL 26.2

    Jahrhundertelang hatten die Juden vergebens versucht, zu belegen, dass die durch Haggai ausgesprochene Verheißung Gottes in Erfüllung gegangen sei, doch Stolz und Unglauben verblendeten ihren Geist, sodass sie die wahre Bedeutung der Worte des Propheten nicht verstehen konnten. Der zweite Tempel wurde nicht durch die Wolke der Herrlichkeit des Herrn geehrt, sondern durch die lebendige Gegenwart des Einen, in dem die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnte - der selbst Gott war und sich im Fleisch offenbarte. Der von allen Völkern Ersehnte (vgl. Haggai 2,7) war tatsächlich in seinen Tempel gekommen, als der Mann von Nazareth in den heiligen Hallen lehrte und heilte. Durch die Gegenwart Christi, und nur dadurch, übertraf der zweite Tempel die Herrlichkeit des ersten. Aber Israel stieß die angebotene Gabe des Himmels von sich. Mit dem demütigen Lehrer, der an jenem Tag durch das goldene Tor hinausging, wich die Herrlichkeit für immer vom Tempel. Damit hatten sich bereits die Worte des Erlösers erfüllt: »Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden.” (Matthäus 23,38)VSL 26.3

    Die Jünger waren voll Ehrfurcht und Verwunderung, als sie die Vorhersage Christi über die Zerstörung des Tempels hörten, und wollten mehr über die Bedeutung dieser Worte wissen. Architekten hatten ihr ganzes Fachwissen aufbringen müssen, ein riesiges Vermögen und viel Arbeit wurde über vierzig Jahre lang investiert, um seine Herrlichkeit zu vergrößern. Herodes der Große hatte römischen Reichtum und jüdische Schätze für diesen Bau verwandt, und sogar der römische Kaiser hatte ihn durch Gaben bereichert. Massive Blöcke weißen Marmors von geradezu unwahrscheinlicher Größe, die dafür aus Rom herbeigeschafft worden waren, wurden in das Bauwerk eingefügt. Darauf lenkten die Jünger die Aufmerksamkeit ihres Meisters, als sie sagten: »Meister, siehe, was für Steine und was für Bauten!” (Markus 13,1)VSL 27.1

    Jesu Antwort auf diese Worte war so ernst wie überraschend: »Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.« (Matthäus 24,2)VSL 27.2

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