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Wie Alles Begann

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    Die Prüfung Der Brüder Josefs In Ägypten

    Die Hungersnot dehnte sich bis nach Kanaan aus. Auch in der Gegend, wo Jakob wohnte, litt man schwer darunter. Als Jakobs Söhne hörten, dass der ägyptische König große Vorräte angelegt habe, machten sich zehn von ihnen dorthin auf den Weg, um Getreide zu kaufen. Bei der Ankunft wurden sie zum Stellvertreter des Pharao gewiesen. Sie meldeten sich mit anderen Bittstellern beim Herrscher des Landes. »So kamen auch seine Brüder zu ihm. Sie verneigten sich tief vor ihm. Seine Brüder erkannten ihn nicht, aber Josef erkannte sie.« (1. Mose 42,6.8 NLB) Sein hebräischer Name war gegen jenen ausgetauscht, der ihm vom König verliehen worden war, und es gab wenig Ähnlichkeit zwischen dem Premierminister Ägyptens und dem jugendlichen, den sie an die Ismaeliter verkauft hatten. Als Josef sah, wie sich seine Brüder vor ihm verneigten und ihm huldigten, fielen ihm wieder seine Träume ein. Die früheren Erlebnisse kamen ihm lebendig in den Sinn. Sein scharfes Auge überflog sie, und er bemerkte, dass Benjamin sich nicht unter ihnen befand. War auch er ein Opfer der unmenschlichen Grausamkeit dieser rohen Männer geworden? Er wollte unbedingt die Wahrheit herausfinden. »Ihr seid Kundschafter«, sagte er deshalb schroff, »und seid gekommen zu sehen, wo das Land offen ist” (1. Mose 42,9).WAB 204.3

    Sie antworteten: »Nein, mein Herr! Deine Knechte sind gekommen, Getreide zu kaufen. Wir sind alle eines Mannes Söhne; wir sind redlich, und deine Knechte sind nie Kundschafter gewesen.« (1. Mose 42,10.11) Josef wollte wissen, ob sie noch dieselbe hochmütige Haltung einnahmen wie damals, als er noch bei ihnen war. Außerdem wollte er ihnen auch Auskünfte über die Familie entlocken. Aber er wusste nur zu genau, wie sehr sie ihn mit ihren Aussagen auch täuschen konnten. Deshalb wiederholte er seine Anschuldigung. Sie antworteten darauf: »Wir, deine Knechte, sind zwölf Brüder, eines Mannes Söhne im Lande Kanaan, und der jüngste ist noch bei unserm Vater, aber der eine ist nicht mehr vorhanden.« (1. Mose 42,13)WAB 205.1

    Josef tat so, als würde er die Wahrhaftigkeit ihrer Erzählung bezweifeln und sie noch immer für Kundschafter halten. Er erklärte ihnen, er wolle ihre Aussagen überprüfen. Deshalb verlangte er von ihnen, in Ägypten zu bleiben, bis einer von ihnen nach Hause gezogen war und den jüngsten Bruder mitgebracht hatte. Wenn sie dem nicht zustimmten, würden sie als Spione behandelt. Aber auf diese Forderung konnten Jakobs Söhne nicht eingehen. Bis das zeitlich geschafft war, wären ihre Familien längst in Hungersnot geraten. Und wer von ihnen würde die Reise allein antreten und seine Brüder im Gefängnis zurücklassen wollen? Wie hätte der Betreffende unter solchen Umständen vor ihren Vater treten können? Es schien ihnen durchaus möglich, dass sie hingerichtet oder versklavt würden, und wenn Benjamin geholt würde, dann vielleicht nur, um ihr Schicksal zu teilen. Deshalb beschlossen sie, zu bleiben und miteinander zu leiden, statt ihrem Vater durch den Verlust des einzigen Sohnes, der ihm noch geblieben war, weiteres Leid zuzufügen. Also wurden sie ins Gefängnis geworfen, wo sie drei Tage lang blieben.WAB 205.2

    Während der Jahre, in denen Josef von seinen Brüdern getrennt war, hatten sich die Söhne Jakobs charakterlich verändert. Sie waren neidisch, hinterlistig, grausam und rachsüchtig gewesen, aber als sie nun durch diese Not auf die Probe gestellt wurden, erwiesen sie sich als selbstlos, hielten treu zusammen und waren ihrem Vater ergeben. Obgleich selbst inzwischen Männer mittleren Alters, waren sie doch seiner Autorität untertan.WAB 205.3

    Die drei Tage im ägyptischen Gefängnis waren für die Brüder eine sehr kummervolle Zeit, als sie über ihre früheren Sünden nachdachten. Würde Benjamin nicht herbeigebracht werden, schien ihre Verurteilung als Spione sicher. Sie hatten wenig Hoffnung, dass der Vater der Reise Benjamins nach Ägypten zustimmen würde.WAB 206.1

    Am dritten Tag ließ Josef seine Brüder zu sich bringen. Er wagte sie nicht länger in Haft zu behalten, weil ihr Vater und ihre Familien möglicherweise bereits Hunger litten. »Ich bin ein gottesfürchtiger Mann«, sagte er, »wenn ihr tut, was ich sage, werdet ihr am Leben bleiben. Wir wollen sehen, ob ihr wirklich ehrliche Leute seid. Nur einer von euch soll hier im Gefängnis bleiben. Die Übrigen können nach Hause gehen und Getreide für ihre hungernden Familien mitnehmen. Aber bringt mir euren jüngsten Bruder her. Dann werde ich wissen, dass ihr mir die Wahrheit gesagt habt, und ich werde euch am Leben lassen.” (1. Mose 42,18-20 NLB) Mit diesem Vorschlag erklärten sie sich einverstanden. Allerdings betonten sie, es bestehe nur wenig Hoffnung, dass ihr Vater Benjamin mit ihnen nach Ägypten zurückkehren lassen werde.WAB 206.2

    Josef hatte sich bislang durch Dolmetscher mit seinen Brüdern verständigt. Weil sie nicht vermuteten, dass er sie verstehen konnte, sprachen sie in seiner Gegenwart ganz offen miteinander. Sie machten sich schwere Vorwürfe, weil sie Josef so schäbig behandelt hatten: »Das alles ist nur aufgrund dessen geschehen, was wir Josef vor langer Zeit angetan haben. Wir haben seine Angst gesehen, als er uns um Gnade anflehte, aber nicht darauf gehört. Jetzt müssen wir dafür büßen.« (1. Mose 42,21 NLB) Ruben, der bei Dotan Josefs Rettung geplant hatte, fügte nun hinzu: »Habe ich euch damals nicht gesagt, ihr solltet ihm nichts tun ... Aber ihr wolltet ja nicht auf mich hören. Und jetzt werden wir sterben, weil wir seinen Tod auf dem Gewissen haben.« (1. Mose 42,22 NLB) Als Josef das hörte, konnte er seine Gefühle nicht länger beherrschen. Er ging hinaus und weinte. Nach seiner Rückkehr ließ er Simeon in ihrer Gegenwart fesseln und wieder ins Gefängnis werfen. Simeon war der Anstifter und Haupttäter gewesen, als sie ihren Bruder so grausam behandelt hatten. Darum fiel nun die Wahl auf ihn.WAB 206.3

    Bevor Josef seinen Brüdern erlaubte aufzubrechen, ordnete er an, sie mit Getreide zu versorgen und jedem sein Geld ohne ihr Wissen oben in den Sack zu legen. Sie erhielten auch Futter für die Tiere. Unterwegs öffnete einer der Brüder seinen Sack und war bestürzt, seinen Beutel mit Silber darin zu finden. Als er das den anderen sagte, fragten sich alle beunruhigt und erschrocken: »Was hat Gott uns angetan?« (1. Mose 42,28 NLB) Sollten sie das als gutes Zeichen von Gott ansehen oder hatte Gott es zugelassen, um sie für ihre Sünden zu bestrafen und sie in noch größere Schwierigkeiten zu stürzen? Sie erkannten, dass Gott ihre Sünden wahrgenommen hatte und sie nun dafür bestrafte.WAB 206.4

    Sehnsüchtig wartete Jakob auf die Rückkehr seiner Söhne. Als sie endlich ankamen, scharten sich alle Bewohner des Zeltlagers neugierig um sie, und die Brüder berichteten ihrem Vater alles, was sich ereignet hatte. Angst und Schrecken packte sie alle. Das Verhalten des ägyptischen Herrschers schien böse Absichten zu verraten. Ihre Befürchtungen wurden bestätigt, als sie die Säcke öffneten und jeder darin sein Geld wiederfand. In seinem Kummer rief der alte Vater: »Ihr raubt mir meine Kinder! Josef ist verschwunden, Simeon ist fort und jetzt wollt ihr mir auch noch Benjamin wegnehmen. Es bleibt mir auch nichts erspart!« Ruben antwortete darauf: »Wenn ich dir Benjamin nicht zurückbringe, darfst du meine beiden Söhne töten. Vertraue ihn mir an. Ich werde ihn zurückbringen!« (1. Mose 42,36.37 NLB) Aber mit so voreiligen Worten waren Jakobs Sorgen nicht zu vertreiben. Er gab zur Antwort: »Mein Sohn wird nicht mit euch nach Ägypten ziehen, denn sein Bruder Josef ist tot, und er allein ist mir übrig geblieben. Wenn ihm auf der Reise etwas zustoßen sollte, würdet ihr mich vor Kummer ins Grab bringen.« (1. Mose 42,38 NLB)WAB 207.1

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