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Der Sieg Der Liebe

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    Mutlos Und Verzweifelt

    Johannes war ein fleißiger Arbeiter gewesen, doch nun lasteten die Dunkelheit des Kerkers und die Untätigkeit seiner Gefangenschaft schwer auf ihm. Als Woche um Woche verstrich, ohne dass sich etwas änderte, beschlichen ihn Mutlosigkeit und Zweifel. Seine Jünger ließen ihn nicht im Stich. Sie durften ihn im Gefängnis besuchen und berichteten ihm von den Taten, die Jesus vollbrachte. Dabei erzählten sie ihm auch, wie sich das Volk um Jesus scharte. Aber sie fragten sich, warum dieser neue Lehrer, wenn er wirklich der Messias war, nichts unternahm, damit Johannes wieder freigelassen wurde. Wie konnte er es zulassen, dass sein treuer Wegbereiter die Freiheit und vielleicht sogar sein Leben verlor?SDL 197.2

    Diese Fragen blieben nicht ohne Wirkung. Zweifel, die sonst nie aufgekommen wären, wurden gegenüber Johannes geäußert. Satan freute sich sehr über die Worte der Johannesjünger und sah, wie sie das Innerste des Boten des Herrn verletzten. Wie oft erweisen sich jene, die sich für Freunde eines guten Menschen halten und ihm unbedingt ihre Treue zeigen wollen, als seine gefährlichsten Feinde! Wie oft sind ihre Worte entmutigend und bedrückend, statt glaubensstärkend.SDL 198.1

    Gleich den Jüngern von Jesus hatte auch Johannes der Täufer das Wesen des Reiches Gottes nicht verstanden. Er wartete darauf, dass Jesus den Thron Davids einnehmen werde. Als die Zeit aber verstrich und Jesus keinen Anspruch auf die königliche Würde geltend machte, war Johannes aufgewühlt und besorgt. Er hatte dem Volk verkündet, dass die Weissagung des Jesaja erfüllt werden müsse, damit dem Herrn der Weg bereitet werde (vgl. Jesaja 40,3). »Alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden.« (Jesaja 40,4) Er hatte Ausschau gehalten nach den Gipfeln menschlichen Hochmuts und menschlicher Macht, die erniedrigt werden mussten. Und er hatte auf den Messias als denjenigen hingewiesen, der »seine Worfschaufel in der Hand« hat; »er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer« (Matthäus 3,12). Wie der Prophet Elia, in dessen Geist und Kraft er zu Israel gekommen war, erwartete Johannes, dass sich der Herr als ein Gott offenbaren würde, der mit Feuer antwortet.SDL 198.2

    Der Täufer hatte in seiner Mission das Unrecht vor Reichen und Armen furchtlos getadelt. Er hatte es gewagt, König Herodes entgegenzutreten und ihn wegen dessen Sünde zurechtzuweisen. Er hatte sein eigenes Leben nicht geschont, um den Auftrag, zu dem er berufen worden war, treu zu erfüllen. Und nun wartete er in seinem Verlies darauf, dass der »Löwe aus dem Stamm Juda« (Offenbarung 5,5; vgl. 1. Mose 49,8-10) den Hochmut des Unterdrückers demütigen und die Armen, die wie er selbst nach Hilfe schrien, befreien würde. Jesus dagegen schien sich damit zufrieden zu geben, Jünger um sich zu sammeln, zu lehren und Menschen zu heilen. Er aß an den Tischen der Zöllner, während das Joch der Römer jeden Tag schwerer auf dem Volk lastete. König Herodes und seine niederträchtige Geliebte taten, was ihnen gefiel, und die Schreie der Armen und Leidenden stiegen zum Himmel.SDL 198.3

    Dem verlassenen Propheten erschien dies alles als ein Geheimnis, das er nicht ergründen konnte. Es gab Stunden, in denen die Einflüsterungen satanischer Engel seinen Geist quälten und ihn der Schatten einer schrecklichen Angst beschlich. Könnte es sein, dass der lang ersehnte Erlöser noch gar nicht erschienen war? Doch was würde dann die Botschaft bedeuten, die er hatte ausrichten müssen? Johannes war vom Ergebnis seines Einsatzes bitter enttäuscht. Er hatte erwartet, dass Gottes Botschaft die gleiche Wirkung haben würde wie in den Tagen des Königs Josia und des Schriftgelehrten Esra, als das Gesetz des Mose vor dem versammelten Volk verlesen wurde (vgl. 2. Chronik 34,14-33; Nehemia 8 und 9). Er hoffte, dass es zu einer tiefgehenden Reue und einer Umkehr zum Herrn kommen würde. Sein ganzes Leben hatte er für das Gelingen dieses Auftrags geopfert. Sollte nun alles umsonst gewesen sein?SDL 199.1

    Johannes war bekümmert, als er sah, dass seine eigenen Jünger aus Liebe zu ihm Unglauben gegenüber Jesus hegten. War sein Wirken für sie vergeblich gewesen? War er in seiner Aufgabe untreu geworden, und wurde ihm deshalb der Auftrag entzogen? Wenn der verheißene Erlöser wirklich erschienen war und Johannes seinen Auftrag treu ausgeführt hatte, müsste Jesus dann nicht den Unterdrücker stürzen und seinen eigenen Wegbereiter befreien?SDL 199.2

    Doch der Täufer gab seinen Glauben an Christus nicht auf. Er erinnerte sich an die Stimme vom Himmel und an die herabkommende Taube, an die fleckenlose Reinheit von Jesus, an die Kraft des Heiligen Geistes, die Johannes erfüllt hatte, als er in die Nähe von Jesus kam, und an das Zeugnis der prophetischen Schriften (vgl. Matthäus 3,13-17). All dies bestätigte ihm, dass Jesus von Nazareth der Verheißene Gottes war.SDL 199.3

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