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Der Sieg Der Liebe

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    Jerusalem Vor Dem Untergang

    Jesus erhob seine Hand, jene Hand, die so oft Kranke und Leidende gesegnet hatte. Indem er auf die dem Untergang geweihte Stadt zeigte, rief er mit schmerzerfüllter Stimme aus: »Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient!« (Lukas 19,42a Schl.) Hier hielt der Erlöser inne. Die Worte blieben unausgesprochen, wie die Sache für Jerusalem ausgegangen wäre, wenn es die Hilfe, die Gott in der Gabe seines geliebten Sohnes zu geben wünschte, in Anspruch genommen hätte. Wenn Jerusalem sein Vorrecht erkannt und auf das vom Himmel gesandte Licht geachtet hätte, hätte es im Stolz seines Wohlstands hervortreten können. Als Königin der Königreiche wäre es, dank der von Gott verliehenen Macht, frei geblieben. Keine bewaffneten Soldaten wären an seinen Toren gestanden, und keine römischen Fahnen hätten an seinen Mauern geweht. Der Sohn Gottes sah vor seinen Augen die wunderbare Vorsehung, mit der Jerusalem gesegnet worden wäre, hätte es seinen Erlöser angenommen. Er sah, dass die Stadt durch ihn von ihrer schweren Krankheit geheilt und aus der Knechtschaft befreit, zur mächtigsten Metropole der Welt hätte werden können. Von ihren Mauern wären die Friedenstauben zu allen Völkern geflogen, und Jerusalem wäre zum kostbarsten Diadem der Welt geworden (vgl. Jesaja 62,3).SDL 556.2

    Aber das herrliche Bild dessen, was Jerusalem hätte sein können, verblasste vor den Augen des Erlösers. Er erkannte, wie es um die Stadt stand, die vom römischen Joch unterdrückt, bei Gott in Ungnade gefallen und dem Untergang durch das göttliche Gericht der Vergeltung geweiht war. Dann fuhr er mit seiner Klage fort: »Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufwerfen und dich umzingeln und dich von allen Seiten bedrängen; und sie werden dich samt deinen Kindern zerschmettern, und sie werden keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit der Zuwendung nicht erkannt hast.« (Lukas 19,42b-44 ZÜ)SDL 557.1

    Jesus kam, um die Stadt Jerusalem und deren Kinder zu retten. Doch pharisäischer Stolz, Heuchelei, Eifersucht und Bosheit hatten ihn daran gehindert, sein Ziel zu erreichen. Jesus wusste, welch schreckliche Vergeltung die todgeweihte Stadt heimsuchen würde. Er sah, wie die Mauern Jerusalems von Armeen eingeschlossen und die Einwohner der belagerten Stadt in den Hungertod getrieben wurden. Er sah, wie Mütter die toten Körper ihrer eigenen Kinder verzehrten und wie sich Eltern und Kinder gegenseitig um den letzten Bissen stritten, weil die natürliche Zuneigung durch den quälenden Hunger zerstört worden war. Er sah, dass die Juden in derselben Halsstarrigkeit, wie sie seine Rettung ausgeschlagen hatten, auch eine Unterwerfung unter die angreifende Armee zurückweisen würden. Er sah den Hügel Golgatha, auf dem »der Menschensohn erhöht werden« sollte (Johannes 3,14), übersät mit Kreuzen wie die Bäume eines Waldes. Er sah das Elend der Einwohner, wie sie gefoltert und gekreuzigt und ihre wunderschönen Paläste zerstört wurden. Er erblickte den Tempel, wie er in Trümmern lag, wie von seinen ehemals mächtigen Mauern kein Stein auf dem anderen geblieben war und wie die Stadt einem gepflügten Acker glich. Es ist verständlich, dass der Erlöser in Anbetracht dieser furchtbaren Szenen von Schmerz erfüllt weinte.SDL 557.2

    Jerusalem war das Kind seiner besonderen Fürsorge. Wie ein liebevoller Vater über seinen widerspenstigen Sohn klagt, so weinte Jesus über die geliebte Stadt. »Wie kann ich dich aufgeben? Wie kann ich zusehen, wenn du dem Untergang geweiht bist? Muss ich dich gehen lassen, um die Schale deiner Bosheit aufzufüllen?« Ein einziger Mensch ist so wertvoll, dass im Vergleich dazu Welten bedeutungslos werden. Hier aber ging eine ganze Nation verloren! Mit der rasch untergehenden Sonne würde auch Jerusalems Gnadenzeit zu Ende gehen. Als der Zug auf der Höhe des Ölbergs anhielt, war es für Jerusalem noch nicht zu spät, um umzukehren. Der Engel der Barmherzigkeit faltete bereits seine Flügel, um vom goldenen Thron herabzusteigen und der Gerechtigkeit und dem schnell hereinbrechenden Gericht Platz zu machen. Doch das Herz von Jesus, das mit großer Liebe erfüllt war, flehte immer noch um die Stadt, die seine Gnadentaten verschmäht und seine Warnungen verachtet hatte, und nun im Begriff stand, ihre Hände mit seinem Blut zu beflecken. Wenn Jerusalem doch nur bereuen würde! Noch war es nicht zu spät. Könnte nicht, während die letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf den Tempel, die Türme und Zinnen fielen, ein guter Engel die Stadt zu ihrem liebevollen Erlöser führen und ihren Untergang abwenden? Die wunderschöne aber unheilige Stadt, die die Propheten gesteinigt und den Sohn Gottes verworfen hatte, legte sich nun selbst durch ihre Verstocktheit die Fesseln der Knechtschaft an. Ihre Gnadenzeit war so gut wie abgelaufen!SDL 558.1

    Noch einmal sprach Gottes Geist zu Jerusalem. Bevor der Tag zu Ende ging, wurde ein weiteres Zeugnis für Christus gelegt. Die Zeugnis gebende Stimme wurde als Antwort auf den Ruf aus einer prophetischen Vergangenheit erhoben. Sollte Jerusalem den Ruf hören und den Erlöser aufnehmen, der durch ihre Tore eintrat, wäre noch Rettung möglich.SDL 558.2

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