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Der Sieg Der Liebe

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    Der Hohepriester Zerreisst Sein Gewand

    Der Hohepriester war über diese Worte entsetzt. Der Gedanke, dass es eine Auferstehung geben wird, nach der alle Menschen vor dem Richterstuhl Gottes stehen und nach ihren Werken gerichtet werden, war für Kaiphas schrecklich. Er wollte nicht glauben, dass er einst, seinen Werken entsprechend, ein Urteil empfangen wird. In seinem Geist leuchteten Bilder von den Ereignissen des Jüngsten Gerichts auf. Einen Augenblick lang sah er das beängstigende Schauspiel, wenn sich die Gräber öffnen und ihre Toten herausgeben werden, mit all den Geheimnissen, von denen er hoffte, dass sie für alle Zeit verborgen bleiben würden. Er fühlte sich so, als würde er selbst vor dem ewigen Richter stehen, der ihn mit einem Blick, dem alle Dinge offenbar sind, durchschaut und all seine Geheimnisse ans Licht bringt, von denen er geglaubt hatte, sie wären bei den Toten verborgen.SDL 686.4

    Die Bilder verschwanden wieder vor den Augen des Hohenpriesters. Die Worte von Christus trafen ihn, den Sadduzäer, im tiefsten Inneren. Kaiphas leugnete die Lehre von der Auferstehung, dem Gericht und dem zukünftigen Leben. Nun wurde er von satanischer Wut erfasst. Sollte dieser Mann, der als Gefangener vor ihm stand, seine liebgewordenen Theorien angreifen? Er zerriss sein Gewand, damit alle Anwesenden sein angebliches Entsetzen sehen konnten, und befahl, den Angeklagten ohne weitere Verhandlungen wegen Gotteslästerung zu verurteilen. »Was bedürfen wir weiterer Zeugen?«, rief er. »Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil?« (Matthäus 26,65b.66a) Da verurteilten sie ihn alle zum Tod.SDL 687.1

    Überzeugung, vermischt mit Leidenschaft, bewogen Kaiphas zu dem, was er tat. Er war wütend auf sich selbst, weil er den Worten von Christus glaubte. Anstatt jedoch sein Herz unter dem tiefen Eindruck der Wahrheit zu demütigen und Jesus als den Messias anzuerkennen, zerriss er sein priesterliches Gewand, entschlossen, ihm zu widerstehen. Diese Handlung war höchst bedeutsam. Kaiphas aber war sich dessen kaum bewusst. Mit dieser Tat, die er beging, um die Richter zu beeinflussen und die Verurteilung von Christus sicherzustellen, verurteilte sich der Hohepriester selbst. Nach dem Gesetz Gottes war er für das Priesteramt untauglich geworden und hatte sich selbst das Todesurteil gesprochen.SDL 687.2

    Ein Hoherpriester durfte sein Gewand nicht zerreißen. Dies war nach dem levitischen Gesetz unter Todesstrafe verboten. Unter keinen Umständen und bei keiner Gelegenheit durfte ein Priester das tun. Unter den Juden war es Brauch, beim Tod eines Freundes sein Gewand zu zerreißen, doch die Priester waren davon ausgeschlossen. Christus hatte durch Mose dazu ausdrückliche Anweisungen gegeben. »Lasst euer Haar nicht als Zeichen eurer Trauer offen und ungekämmt hängen und zerreißt nicht eure Kleider. Ihr müsst sonst sterben.« (3. Mose 10,6b NLB)SDL 687.3

    Alles, was der Priester trug, musste unversehrt und makellos sein. Durch diese schönen Amtskleider wurde der Charakter des großen Vorbildes - Jesus Christus - dargestellt. Allein die Vollkommenheit in Kleidung und Haltung, in Wort und Sinn, konnte Gott annehmen. Gott ist heilig, und seine göttliche Herrlichkeit und Vollkommenheit mussten durch den irdischen Dienst versinnbildlicht werden. Nur etwas Vollkommenes konnte die Heiligkeit des himmlischen Dienstes in geeigneter Weise darstellen. Der sterbliche Mensch mag sein eigenes Herz zerreißen, indem er sich reuevoll und demütig zeigt. Dies wird Gott erkennen. Doch ein priesterliches Gewand durfte nicht zerrissen werden, denn dies würde die Darstellung himmlischer Dinge entstellen. Der Hohepriester, der es wagte, mit einem zerrissenen Gewand sein heiliges Amt anzutreten, um den Dienst im Heiligtum auszuüben, wurde angesehen, als hätte er sich von Gott getrennt. Indem er sein Gewand zerriss, schloss er sich selbst davon aus, eine vorbildliche Person zu sein. Er wurde von Gott nicht länger als amtierender Priester anerkannt. Diese Handlungsweise, wie sie Kaiphas an den Tag legte, verriet menschliche Leidenschaft und Unvollkommenheit.SDL 687.4

    Durch das Zerreißen seiner Kleider folgte Kaiphas menschlichen Traditionen und setzte damit Gottes Gesetz außer Kraft. Ein von Menschen gemachtes Gesetz sah vor, dass ein Priester im Fall von Gotteslästerung sein Gewand aus Abscheu vor der Sünde zerreißen durfte und dabei unschuldig blieb. Auf diese Weise wurde Gottes Gesetz durch die Gesetze der Menschen ungültig gemacht.SDL 688.1

    Jede Handlung des Hohenpriesters wurde vom Volk mit großem Interesse verfolgt, und Kaiphas wollte hiermit seine Frömmigkeit zur Schau stellen. Doch mit dieser Handlung, die als Anklage gegen Christus gedacht war, schmähte er den, von dem Gott gesagt hatte: »Mein Name ist in ihm.« (2. Mose 23,21b ZÜ) Er selbst beging eine Gotteslästerung. Während er selbst unter dem Verdammungsurteil Gottes stand, verurteilte er Christus als Gotteslästerer.SDL 688.2

    Die Tat von Kaiphas war bedeutungsvoll. Sie zeigte an, welche Stellung die jüdische Nation in Zukunft vor Gott einnehmen würde. Das einst bevorzugte Volk Gottes trennte sich selbst von Gott und wurde nun rasch zu einer Nation, die der Herr nicht mehr als sein Eigentum betrachtete. Als Christus am Kreuz ausrief: »Es ist vollbracht!« (Johannes 19,30b) und der Vorhang im Inneren des Tempels in zwei Teile zerriss, erklärte der heilige Wächter, dass das [damalige] jüdische Volk den verworfen hatte, der die Erfüllung all seiner Sinnbilder92. war und die Hauptsache aller »Schattenbilder«. Israel hatte sich von Gott getrennt. Kaiphas konnte zu Recht seine Amtsgewänder zerreißen, die seinen Anspruch zum Ausdruck brachten, Stellvertreter des großen Hohenpriesters zu sein, denn sie hatten von nun an keine Bedeutung mehr, weder für ihn noch für das Volk. Der Hohepriester mochte seine Gewänder zerreißen, aus Entsetzen über sich selbst und über die Nation! Der Hohe Rat sprach Jesus des Todes schuldig, doch es war gegen das jüdische Gesetz, einen Häftling nachts zu verhören. Eine rechtmäßige Verurteilung konnte nur am Tag und vor einer Vollversammlung des Hohen Rats erfolgen. Dennoch wurde der Erlöser wie ein verurteilter Verbrecher behandelt und zur Misshandlung den Niedrigsten und Widerwärtigsten der Menschheit übergeben. Der Palast des Hohenpriesters war von einem offenen Hof umgeben, wo sich Soldaten und eine große Menschenmenge versammelt hatten. Durch diesen Hof wurde Jesus zum Wachzimmer gebracht, wo er von allen Seiten wegen seines Anspruchs, Gottes Sohn zu sein, verspottet wurde. Seine eigenen Worte: »Von nun an werdet ihr den Menschensohn an der rechten Seite des Allmächtigen sitzen sehen, und ihr werdet sehen, wie er auf den Wolken des Himmels kommt« (Matthäus 26,64b NGÜ) wurden höhnisch wiederholt. Nun wartete er schutzlos in diesem Raum auf sein rechtmäßiges Verhör. Der gemeine Pöbel hatte gesehen, wie er vor dem Hohen Rat grausam behandelt worden war. Darum erlaubten sie sich nun, all den satanischen Zügen ihrer menschlichen Natur freien Lauf zu lassen. Das überaus würdevolle und gottähnliche Verhalten von Christus trieb sie zum Wahnsinn. Seine Demut, seine Unschuld und seine majestätische Geduld erfüllten sie mit teuflischem Hass. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit wurden mit Füßen getreten. Nie wurde ein Verbrecher in solch unmenschlicher Weise behandelt wie der Sohn Gottes.SDL 688.3

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