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Der Sieg Der Liebe

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    Die Reinigung Des Tempels

    Als Jesus den Tempel betrat, überblickte er den ganzen Schauplatz. Er sah die unredlichen Geschäfte und das Elend der Armen, die glaubten, ohne Blutvergießen keine Vergebung ihrer Sünden erlangen zu können. Er sah den äußeren Vorhof seines Tempels in einen gottlosen Handelsplatz verwandelt. Die heilige Stätte war zu einer riesigen Wechselstube geworden.SDL 140.3

    Christus erkannte, dass hier etwas getan werden musste! Unzählige Zeremonien waren dem Volk auferlegt worden, ohne dass ihnen deren genaue Bedeutung erklärt worden war. Die Gläubigen brachten ihre Opfer dar, ohne zu verstehen, dass diese nur ein Sinnbild für das eine vollkommene Opfer waren. Und jetzt stand er, auf den der ganze jüdische Opferdienst hinwies, unerkannt und unbeachtet mitten unter ihnen. Christus selbst hatte die vielfältigen Opfer angeordnet. Er kannte ihren symbolischen Wert und sah, dass sie nun verfälscht waren und missverstanden wurden. Geistliche Anbetung war kaum noch vorhanden. Die Priester und Obersten hatten keine Beziehung zu Gott. Nun war es die Aufgabe von Christus, einen völlig anderen Gottesdienst einzuführen.SDL 140.4

    Von den Stufen des Tempelhofes aus schaute Jesus mit durchdringendem Blick auf das Bild, das sich ihm bot. Seine Augen sahen vorherwissend in die Zukunft und überblickten nicht nur Jahre, sondern ganze Jahrhunderte und Zeitalter. Er sah, wie die Priester und Obersten des Volkes den Bedürftigen ihr Recht vorenthalten und verbieten würden, den Armen das Evangelium zu predigen. Er sah, wie Gottes Liebe vor den Sündern verheimlicht wurde und wie Menschen seine Gnade zu einer Handelsware machten. Während er das Geschehen betrachtete, lag ein Ausdruck von Empörung, Autorität und Macht auf seinem Angesicht. Inzwischen wurden die Menschen auf ihn aufmerksam. Die Augen derer, die den unheiligen Handel trieben, blickten gebannt auf den Herrn. Sie konnten ihren Blick nicht abwenden. Es wurde ihnen bewusst, dass dieser Mann ihre innersten Gedanken las und ihre versteckten Absichten durchschaute. Einige versuchten, ihre Gesichter zu verbergen, so, als stünden ihre bösen Taten darin geschrieben, um von jenen durchdringenden Augen gelesen zu werden.SDL 141.1

    Der Lärm verebbte. Die Stimmen der Händler und Käufer verstummten. Eine qualvolle Stille trat ein. Ein Gefühl des Schreckens packte die Anwesenden. Es war, als würden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen, um über ihre Taten Rechenschaft abzulegen. Sie schauten auf Christus und sahen Göttlichkeit durch seine menschliche Gestalt leuchten. Der König des Himmels stand vor ihnen wie der Richter am Jüngsten Tag - zwar nicht umgeben von der Herrlichkeit, die ihn dann bekleiden wird, aber mit derselben Macht, die das Innerste durchschaut. Jesus blickte über die Menge und erfasste dabei jeden Einzelnen. Seine Gestalt schien sich in gebietender Würde über alle Anwesenden zu erheben, und göttliches Licht erhellte sein Antlitz. Er sprach, und seine klare, klangvolle Stimme - dieselbe Stimme, die einst auf dem Sinai das Gesetz verkündigt hatte, das die Priester und Obersten jetzt übertraten - hallte durch den Tempel: »Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!« (Johannes 2,16)SDL 141.2

    Dann stieg er langsam die Stufen hinab, erhob eine Peitsche aus Stricken, die er bei seinem Eintritt in den Hof genommen hatte, und gebot den Händlern, den Tempelbezirk zu verlassen. Voller Eifer und Ernst, wie er dies zuvor noch nie offenbart hatte, stieß er die Tische der Geldwechsler um. Mit hellem Klimpern fielen die Münzen auf den Marmorboden. Niemand wagte es, die Autorität von Jesus in Frage zu stellen; niemand hatte den Mut, seinen durch Wucher erwirtschafteten Gewinn vom Boden aufzuheben. Jesus schlug sie nicht mit der Peitsche, dennoch wirkte dieses einfache Instrument in seiner hoch erhobenen Hand so furchterregend wie ein flammendes Schwert. Tempeldiener, feilschende Priester, Geldwechsler und Viehhändler mit ihren Schafen und Ochsen verließen, getrieben von dem einen Gedanken, dem Verdammungsurteil seiner Gegenwart zu entfliehen, überstürzt ihre Plätze.SDL 141.3

    Die Menge, die die Göttlichkeit in Jesus spürte, wurde von Panik erfasst. Schreckensrufe kamen über Hunderte von bleichen Lippen. Selbst die Jünger zitterten. Die Worte und das Handeln von Jesus versetzten sie in Angst und Schrecken. Sein Verhalten war so ganz anders als sonst. Sie erinnerten sich, dass von ihm geschrieben stand: »Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.« (Psalm 69,10 Elb.) Bald war die lärmende Menge mit ihrer Handelsware aus dem Tempel verschwunden. Die Höfe waren nun frei von unheiligen Geschäften, und eine tiefe, feierliche Stille legte sich über den Ort, an dem eben noch das größte Stimmengewirr geherrscht hatte. Der Herr, der vor langer Zeit durch seine Gegenwart den Berg geheiligt hatte, heiligte nun den Tempel, der zu seiner Ehre errichtet worden war.SDL 142.1

    Mit der Reinigung des Tempels machte Jesus seine Aufgabe als Messias öffentlich bekannt und begann so seinen Dienst. Der Tempel, errichtet als Wohnstätte der göttlichen Gegenwart, sollte Israel und der ganzen Welt als Anschauungsunterricht dienen. Von Ewigkeit her war es die Absicht Gottes, dass jedes geschaffene Wesen - vom glänzenden und heiligen Seraph3\Ein Seraph ist ein mächtiger Engel am Thron Gottes, der damit in unmittelbarer Nähe zur Heiligkeit Gottes steht (Jesaja 6,2.6). bis zum Menschen - ein Tempel Gottes sein sollte, in dem der Schöpfer wohnt. Infolge der Sünde verlor der Mensch diese hohe Bestimmung. Das Innerste des Menschen, durch das Böse verfinstert und entweiht, konnte die Herrlichkeit des Schöpfers nicht mehr offenbaren. Doch indem der Sohn Gottes die menschliche Natur annahm, wurde die ursprüngliche Absicht des Himmels erfüllt. Gott wohnt im Menschen, und durch seine rettende Gnade wird das Innerste des Menschen wieder zu seinem Tempel. Es war Gottes Plan, dass der Tempel in Jerusalem ein ständiges Zeugnis für die hohe Bestimmung sein sollte, zu der jeder Mensch berufen ist. Aber die Juden hatten die Bedeutung des Gebäudes, auf das sie so stolz waren, nicht verstanden. Sie stellten sich nicht dem Geist Gottes als heilige Tempel zur Verfügung. Die Tempelhöfe in Jerusalem, vom Lärm unheiliger Geschäfte erfüllt, waren ein treffendes Bild für ihre eigenen Herzenstempel, die durch sinnliche Begierden und böse Gedanken verunreinigt waren. Durch die Säuberung des Tempels von weltlichen Käufern und Händlern kündigte Jesus seine Mission an, das menschliche Herz vom Schmutz der Sünde zu reinigen - von den irdischen Wünschen, den selbstsüchtigen Begierden und den schlechten Gewohnheiten. »Bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr Zebaoth. Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen, er wird die Söhne Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber.« (Maleachi 3,1-3)SDL 142.2

    »Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.« (1. Korinther 3,16.17) Kein Mensch kann sich aus eigener Kraft von all dem Bösen trennen, das sich in seinem Inneren eingenistet hat. Nur Christus vermag den Tempel der Seele zu reinigen. Aber er will sich den Zutritt nicht erzwingen. Er dringt nicht in das Herz ein wie damals in den Tempel, sondern er sagt: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen.« (Offenbarung 3,20) Er will nicht nur für einen Tag kommen; denn er sagt: »Ich will unter ihnen wohnen und wandeln ... und sie sollen mein Volk sein.« (2. Korinther 6,16) Er wird »unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen« (Micha 7,19). Seine Gegenwart will das Innerste eines Menschen reinigen und heiligen, damit er »ein heiliger Tempel« und eine »Wohnung Gottes im Geist« (Epheser 2,21.22) sein kann.SDL 143.1

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