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Der Sieg Der Liebe

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    Die Bitte Eines Verbrechers

    In seiner Todesqual am Kreuz erhielt Jesus ein wenig Trost durch die Bitte eines reumütigen Diebes. Beide Männer, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, hatten ihn zuerst gelästert. Besonders der eine wurde durch seine Schmerzen immer verbitterter und trotziger. Doch sein Gefährte war anders. Dieser Mann war kein abgebrühter Verbrecher. Er war durch schlechte Gesellschaft auf Abwege geraten und hatte weniger Schuld auf sich geladen als viele Umstehende, die den Erlöser schmähten. Er hatte Jesus gesehen und gehört und war von dessen Lehre überzeugt worden, doch er ließ sich von den Priestern und Obersten wieder davon abbringen. Indem er seine gewonnene Überzeugung zu unterdrücken versuchte, hatte er sich immer mehr in Sünde verstrickt, bis man ihn schließlich festnahm, als Verbrecher überführte und zum Kreuzestod verurteilte. Im Gerichtssaal und auf dem Weg nach Golgatha war er mit Jesus zusammen gewesen. Er hatte Pilatus sagen hören: »Ich finde keine Schuld an ihm.« (Johannes 18,38b) Er hatte das göttliche Verhalten von Jesus bemerkt und erlebt, wie er seinen Peinigern voller Mitleid vergab.SDL 729.1

    Vom Kreuz herab sah er, wie zahlreiche bedeutende fromme Männer verächtlich die Zunge herausstreckten und sich über den Herrn lustig machten. Er sah, wie sie den Kopf schüttelten, und hörte das Schimpfen seines mitschuldigen Gefährten: »Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!« (Lukas 23,39b) Er vernahm aber auch, wie manche, die vorbeigingen, Jesus verteidigten. Er hörte, wie sie seine Worte wiederholten und von seinen Wundern erzählten. Erneut wurde er davon überzeugt, dass dieser der Messias war. Er wandte sich an den anderen Verbrecher und rief ihm zu: »Fürchtest du Gott auch jetzt noch nicht, wo du doch ebenso schlimm bestraft worden bist wie dieser Mann und wie ich?« (Lukas 23,40 NGÜ) Die beiden dem Tod geweihten Übeltäter hatten nichts mehr von Menschen zu befürchten. Doch der eine kam immer mehr zur Überzeugung, dass es einen Gott gibt, den man fürchten muss, und eine Zukunft, die einen erzittern lässt. Nun stand er, sündenbefleckt, wie er war, am Ende seines Lebens: »Wir haben für unsere Vergehen den Tod verdient, aber dieser Mann hat nichts Unrechtes getan.« (Lukas 23,41 NLB)SDL 729.2

    Es gab für ihn nun keine Frage mehr. Er hatte keine Zweifel und machte keine Vorwürfe. Als er für sein Verbrechen verurteilt worden war, versank der Dieb in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Doch nun begannen seltsame, teilnahmsvolle und zarte Gedanken in ihm zu keimen. Er dachte an all das zurück, was er von Jesus gehört hatte, wie er Kranke geheilt und Sünden vergeben hatte. Er hatte die Worte derer gehört, die an Jesus glaubten und ihm weinend gefolgt waren. Er hatte die Inschrift über dem Haupt des Erlösers gelesen und gehört, wie die Vorübergehenden diese Worte wiederholten, einige gequält und mit zitternden Lippen, andere scherzend und spöttisch. Nun erleuchtete der Heilige Geist seinen Verstand, und nach und nach wurden die Beweisstücke zu einem Ganzen zusammengefügt. Er erkannte in dem geschundenen, verspotteten und gekreuzigten Jesus das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Als sich dieser hilflose, sterbende Mensch dem sterbenden Erlöser übergab, klang Hoffnung aus seiner gequälten Stimme: »Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft als König antrittst!« (Lukas 23,42 NGÜ)SDL 730.1

    Die Antwort kam rasch. Mit sanfter und wohlklingender Stimme hörte er die liebevollen, mitfühlenden und stärkenden Worte: »Wahrlich, ich sage dir heute, du wirst mit mir im Paradies sein« (vgl. Lukas 23,43).SDL 730.2

    Lange, qualvolle Stunden waren vergangen, in denen Spott und Hohn an die Ohren von Jesus gedrungen waren. Während er am Kreuz hing, hörte er noch immer, wie sie ihn verfluchten und verspotteten. Von Herzen sehnte er sich danach, von seinen Jüngern ein Wort des Glaubens zu vernehmen. Doch er hörte nur die verzagten Worte: »Wir hatten gehofft, er sei der Christus, der Israel retten und erlösen wird.« (Lukas 24,21a NLB) Wie wohltuend waren für den Erlöser deshalb das Vertrauen und die Liebe, die ihm der sterbende Übeltäter entgegenbrachte. Während ihn die Obersten der Juden verleugne- ten und selbst die Jünger an seiner Gottheit zweifelten, nannte ihn dieser arme, an der Schwelle zur Ewigkeit stehende Dieb »Herr« (Lukas 23,42 Schl.). Als er Wunder wirkte, waren viele bereit gewesen, ihn »Herr« zu nennen, auch nachdem er von den Toten auferstanden war. Aber niemand außer dem reumütigen Dieb, der um die elfte Stunde94Die »elfte Stunde« ist ein Sprachbild für die letzte Gelegenheit. Sie geht auf Jesus zurück, der in seinem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg die »elfte Stunde« als überraschende, allerletzte Möglichkeit zur Anstellung nannte (vgl. Matthäus 20,6.9). Sie will hier nicht als buchstäbliche Zeitangabe verstanden werden. gerettet wurde, bekannte sich zu ihm, als er sterbend am Kreuz hing.SDL 730.3

    Die Umstehenden hörten, wie der Übeltäter den Gekreuzigten »Herr« nannte. Die Stimme des reumütigen Sünders ließ sie aufhorchen. Selbst die Soldaten, die sich am Fuß des Kreuzes um die Kleider von Christus stritten und das Los über sein Gewand warfen, hielten inne, um zuzuhören. Ihre wütenden Stimmen verstummten. Mit klopfendem Herzen schauten sie auf Christus und warteten, dass eine Antwort über dessen sterbende Lippen kam.SDL 731.1

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