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Der Sieg Der Liebe

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    Die Ratlosigkeit Des Kaiphas

    Nachdem der Rat in der Gerichtshalle zusammengekommen war, nahm Kaiphas seinen Platz als Vorsitzender ein. Auf beiden Seiten standen die Richter und jene, die ein besonderes Interesse am Verhör hatten. Die römischen Soldaten standen auf einem Podest unterhalb des Vorsitzenden. Zu Füßen dieses Richterstuhls stand Jesus. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Die Spannung war groß. Von allen Anwesenden blieb er als Einziger ruhig und gelassen. Die Atmosphäre in seiner unmittelbaren Nähe schien von einem heiligen Einfluss durchdrungen zu sein.SDL 683.2

    Kaiphas hatte Jesus als seinen Rivalen angesehen. Das Verlangen des Volkes, den Erlöser zu hören, und die spürbare Bereitschaft, seine Lehren anzunehmen, hatten die erbitterte Eifersucht des Hohenpriesters geweckt. Doch als Kaiphas nun auf den Gefangenen sah, empfand er große Bewunderung für dessen edles und würdevolles Verhalten. Er kam zur Überzeugung, dass dieser Mann gottähnlich war. Doch schon im nächsten Augenblick wies er diesen Gedanken verächtlich von sich. Sogleich war seine spöttische und überhebliche Stimme zu hören, die verlangte, Jesus solle vor ihnen eines seiner mächtigen Wunder vollbringen. Doch der Erlöser tat, als hätte er die Worte nicht gehört. Die Leute verglichen das aufgeregte und bösartige Benehmen von Hannas und Kaiphas mit dem ruhigen und majestätischen Verhalten von Jesus. Selbst in den Gemütern dieser abgebrühten Menge kam die Frage auf: Darf dieser Mann von solch gottähnlicher Erscheinung als Verbrecher verurteilt werden?SDL 683.3

    Kaiphas bemerkte den Einfluss, der sich breitmachte, und beschleunigte das Verhör. Die Feinde von Jesus waren in großer Verlegenheit. Sie waren entschlossen, ihn zu verurteilen, doch sie wussten nicht, wie sie dies erreichen konnten. Die Ratsmitglieder setzten sich aus Pharisäern und Sadduzäern zusammen. Zwischen ihnen herrschte erbitterte Feindschaft. Aus Angst vor einer Auseinandersetzung wagten sie gewisse Streitfragen gar nicht anzusprechen. Mit wenigen Worten hätte Jesus ihre gegenseitigen Vorurteile anheizen und so ihren Zorn von sich abwenden können. Kaiphas wusste dies und wollte einen Streit vermeiden. Es gab genug Zeugen, die nachweisen konnten, dass Christus die Priester und Schriftgelehrten bloßgestellt und sie Heuchler und Mörder genannt hatte. Doch diese Aussagen hier zu erwähnen, wäre nicht zielführend gewesen. Die Sadduzäer hatten in ihren heftigen Auseinandersetzungen mit den Pharisäern ähnliche Ausdrücke gebraucht. Und solche Aussagen wären auch von den Römern als bedeutungslos angesehen worden, denn sie waren selbst von den Anmaßungen der Pharisäer angewidert. Es waren genügend Beweise vorhanden, dass Jesus die Überlieferungen der Juden missachtet und sich vielen ihrer Vorschriften gegenüber respektlos geäußert hatte. Doch in Bezug auf die Traditionen standen sich die Pharisäer und Sadduzäer feindlich gegenüber. Auch dieser Beweis hätte die Römer keineswegs beeindruckt. Die Feinde von Christus wagten es nicht, ihn wegen Übertretung des Sabbatgebots anzuklagen, weil sie fürchteten, eine Untersuchung würde das göttliche Wesen seines Wirkens offenbaren. Würden seine Heilungswunder ans Licht gebracht, wäre die wahre Absicht der Hohenpriester vereitelt worden.SDL 684.1

    Falsche Zeugen waren bestochen worden, um Jesus wegen Anstiftung zum Aufstand und wegen des Versuchs anzuklagen, eine eigenständige Regierung einzusetzen. Doch ihre Aussagen erwiesen sich als unklar und widersprüchlich und im Verhör widerlegten sie ihre eigenen Behauptungen.SDL 684.2

    Zu Beginn seines Dienstes hatte Christus gesagt: »Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.« (Johannes 2,19) In der bildhaften Sprache der Prophezeiung hatte er damit seinen eigenen Tod und seine Auferstehung vorhergesagt: »Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.« (Johannes 2,21) Die Juden aber hatten diese Aussage wörtlich verstanden, als würde sie sich auf den Tempel von Jerusalem beziehen. In allem, was Jesus gesagt hatte, konnten die Priester nichts finden, was sie gegen ihn hätten verwenden können, außer diesem einen Punkt. Indem sie diese Worte falsch auslegten, hofften sie, einen Vorteil zu gewinnen. Die Römer hatten mitgeholfen, den Tempel zu erneuern und zu verschönern, und waren sehr stolz darauf. Jede Geringachtung des Tempels würde mit Sicherheit ihren Unmut erregen. Hierin konnten Römer und Juden, Pharisäer und Sadduzäer übereinstimmen, denn alle hielten den Tempel hoch in Ehren. Zu diesem Anklagepunkt wurden zwei Zeugen gefunden, deren Aussagen nicht so widersprüchlich waren wie die der anderen. Einer von ihnen, der bestochen worden war, um Jesus zu beschuldigen, erklärte: »Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.« (Matthäus 26,61) Auf diese Weise wurden die Worte von Christus verdreht. Wären sie genauso wiedergegeben worden, wie er sie gesagt hatte, hätten sie nicht einmal im Hohen Rat zu einer Verurteilung geführt. Wäre Jesus, wie die Juden behaupteten, nur ein Mensch gewesen, hätte seine Erklärung nur auf eine unvernünftige und überhebliche Gesinnung hingewiesen. Aber sie hätte nicht als Gotteslästerung ausgelegt werden können. Selbst in der verzerrten Darstellung der falschen Zeugen enthielten seine Worte nichts, was von den Römern als todeswürdiges Verbrechen angesehen werden konnte.SDL 684.3

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